Auf dem Gebrauchtwagenmarkt gilt der Phaeton als echter Geheimtipp - dank seines vergleichsweise großen Wertverlustes. Auch das ist eine zweifelhafte Ehre in der kurzen Geschichte der VW-Luxuslimousine, die anspruchsvolle Ziele hatte.
Im Zwölf-Marken-Konzern VW ist die Größe Segen und Fluch zugleich. Denn bei den Pkw-Marken droht mitunter eine Kannibalisierung, weil einzelne Modelle auf dieselben Kundengruppen zielen. Seat gegen Skoda, Skoda gegen VW, VW gegen Audi, Audi gegen Porsche: Die interne Abgrenzung ist nicht immer leicht - und an vielen Stellen nicht nur eine Frage des Preises, sondern auch der Markenpositionierung. In dieser Gemengelage spielte der Phaeton eine Hauptrolle.
Er sollte helfen, die Pkw-Kernmarke am oberen Ende auch als Premium zu definieren. Der in Teilen handgefertigte Wagen trat nicht nur gegen den Audi A8 an, sondern auch gegen die automobilen Flaggschiffe der deutschen Konkurrenz: BMW 7er und Mercedes S-Klasse. Und VW entschied noch unter dem langjährigen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, den Phaeton ganz bewusst unter dem VW-Logo laufen zu lassen.
Doch genau das gilt als ein Grund, warum das Auto sich hierzulande nicht so verkaufte, wie es seine Qualität hätte zulassen können. "Den Phaeton unter dem VW-Emblem laufen zu lassen, war einer der größten Fehler in der Piëch-Ägide", sagt ein Konzerninsider. Der Phaeton in seinem letzten Modelljahr 2016 begann beim Startpreis von knapp 90.000 Euro. Nach oben war dank der langen Extraliste viel Luft - etwa mit dem "erweiterten Holzpaket" für 1950 Euro, das dann auch eine Holzeinlage in den Haltegriffen bereitstellte, inklusive einer "Holzleiste in den Türarmlehnen durchgehend von vorn bis hinten". Ein "Volks"-Wagen neuerdings auch als Luxusauto - ein zu frommer Wunsch?
Fest steht laut Konzernkreisen, dass der Phaeton seinem Renditeziel hinterherfuhr. "Eine Premiummarge hatte er nie", sagt ein Insider über den 2001 gestarteten Luxuswagen. Da die Produktionsanlagen aber längst abgeschrieben sind, sei das Auto immerhin kein Verlustbringer. Mit dem Ende der Fertigung im März 2016 werden in Dresden mehr als 84.000 Phaeton gebaut worden sein, wie ein Werkssprecher mitteilte.
Wegen der zuletzt schwachen Verkaufszahlen sorgte die anfangs als herkömmlicher Verbrenner geplante Phaeton-Neuauflage im Aufsichtsrat auch für Zank, als bei dem 2014 ausgerufenen Effizienzprogramm viel zur Diskussion stand. Der Abgas-Skandal brachte das endgültige Aus. Letzte Hoffnung: eine Neuauflage als reine Elektroversion. Doch dazu bräuchte das Dickschiff die nächste Batteriegeneration für mehr Reichweite. Und die gibt es wohl frühestens um das Jahr 2020.