Besser könnte der Zeitpunkt nicht gewählt sein. Der Hype um das stromgetriebene Beschleunigungswunder Model S ist in aller Munde, die konstruierte Coolness der Marke aus dem ewig hippen Kalifornien allgegenwärtig und die frohe Botschaft der realistischen Reichweite von knapp 400 Kilometern bei allen angekommen, die mindestens 70.000 Euro für ein Elektroauto übrig haben.

Es war also an der Zeit für den nächsten Schritt, um die junge Marke im Gespräch zu halten. Das allradgetriebene Model S, das es seit gut einem halben Jahr gibt, war der letzte Appetitanreger und gerade für die europäischen Märkte lange herbeigesehnt. Doch trotzdem kommt Tesla an einer Tatsache nicht vorbei: 4x4 ist schön und gut, doch der Trend geht unaufhaltbar Richtung SUV. Egal ob mit Diesel oder Ampere betrieben - die potenziellen Kunden wollen bequem einsteigen, hoch sitzen und sich in die Verwegenheit des Offroadlooks hüllen.

Der SUV bekommt das Allradsystem aus dem Model S P85D
Der SUV bekommt das Allradsystem aus dem Model S P85D © TESLA

Dass 2013 auf der IAA eine Studie des Model X mit etwas unrealistischen Flügeltüren stand, war schon ein Zeichen in die richtige Richtung, doch jetzt wird das Team rund um Selfmade-Man Elon Musk endlich konkreter. Technisch bedient sich das Model X der gleichen Plattform wie das Model S, sprich: den Antrieb übernehmen je ein Elektromotor an der Vorder- und der Hinterachse.

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Wie genau das Model X denn nun aussehen wird, darüber kann man anhand der bisher gezeigten Prototypen  Rückschlüsse ziehen, offizielle Bilder gibt es noch nicht.

Mit dem Model X stößt Tesla in das boomende SUV-Segment vor
Mit dem Model X stößt Tesla in das boomende SUV-Segment vor © TESLA

Für Musk ist dieser Modell jedenfalls so wichtig wie ein Verlängerungskabel, wenn die nächste Steckdose außer Reichweite ist. Denn nicht nur, dass die Verkäufe stagnieren – der Firma geht es generell nicht besonders gut. Die Verkaufsprognose musste von 55.000 Stück auf 50.000 herabgesetzt werden, was nicht nur die Anleger kräftig verstimmte und den Ladelevel der Aktienkurse kräftig nach unten drückte.

Die Investitionen in die Markteinführung des neuen Modells und der Bau der Riesenakkufabrik in Nevada verschlingen viel Geld. Richtig viel, denn von den ehemals 1,9 Milliarden Dollar in der Firmenkasse sind nur mehr 1,15 übrig. Auch eine mögliche Überladung des Kreditlevels von 500 auf 750 Millionen Dollar steht im Raum.

Das Model X soll die Verkäufe ankurbeln
Das Model X soll die Verkäufe ankurbeln © TESLA

Die Lage ist brenzliger, als sie sich auf den ersten Blick anhört. Sollte die Idee mit der Fabrik, die Akkus für den Heimgebrauch (Wohnhäuser und Geschäfte sollen damit mit Strom versorgt werden) herstellt, nämlich nicht funktionieren, können die Verluste des Autogeschäfts eigentlich nicht mehr abgedeckt werden.

Laut internen Gerüchten legt Tesla je produziertem Wagen nämlich gut 4000 Dollar drauf. Zudem war die Schaffung der weltweiten Infrastruktur (entlang der Hauptverkehrslinien sollen überall Schnelllader stehen, die Tesla-Kunden gratis nutzen können) mit hohen Kosten verbunden. Ganz zu schweigen von der Benutzung – der Strom muss ja schließlich auch erst einmal bezahlt werden.

Dass der Tesla Flügeltüren haben wird, ist eher unwahrscheinlich
Dass der Tesla Flügeltüren haben wird, ist eher unwahrscheinlich © TESLA

Selbst wenn das Model X erwartungsgemäß auf den wichtigsten Märkten einschlagen wird – ob es Tesla aus den roten Zahlen ziehen wird, bleibt abzuwarten. In Anbetracht der aktuellen Stromschnellen, um die Musk sein Unternehmen herumzirkeln muss, bleibt die nächste Modellreihe, das kompakte Model 3, erst einmal in der Warteschlange. Mindestens bis 2017.

Diese Fahrzeug muss deutlich günstiger angeboten werden als die hochpreisigen S- und X-Modelle. Und dieses Konzept kann erst dann funktionieren, wenn die Produktionskosten deutlich gesenkt werden können.