International zitiert wurde das gestern in der Kleinen Zeitung abgedruckte Interview mit Magna-Gründer Frank Stronach (siehe Faksimile), in dem er erstmals zu einem möglichen Engagement bei Opel Stellung nahm. Doch wie stehen eigentlich die Opel-Betriebsräte zum Interesse des austro-kanadischen Zulieferers? Wir haben nachgefragt.

Wie bewertet die Arbeitnehmervertretung das Interesse von Magna an Opel?
RAINER EINENKEL: Zuerst einmal geht es für uns ja darum, dass die Opel-Standorte erhalten bleiben, dass es zu keiner Vernichtung von Arbeitsplätzen kommt und dass wir natürlich auch weiter gute Autos bauen können. Wir haben das Gefühl, dass wir das mit Magna machen könnten, weil Magna kompetent und ein qualifizierter Systemhersteller ist. Es gibt dann auch nicht das Problem, das wir bei Fiat hätten, wo es sich um einen zweiten Hersteller handelt, mit dem wir in Konkurrenz treten. Das wäre bei Magna nicht der Fall. Ein guter Autohersteller mit einem guten Systemhersteller, das könnte passen.

Wie sehen es die Mitarbeiter, wie ist die Stimmung?
EINENKEL: Man hat schlechte Erfahrungen mit Fiat gemacht. Wir waren ja von 2000 bis 2005 miteinander verheiratet, und das war keine glückliche Ehe. Das prägt. Man steht Fiat skeptischer gegenüber. Dass Magna ein Betrieb ist, der gewinnorientiert arbeitet, wissen wir natürlich auch. Das bedeutet, dass man sich über die Frage nach Arbeitsplätzen und Leistungserhaltung unterhalten muss, aber das kann man ja auf vernünftige Art und Weise tun. Ich könnte mir schon vorstellen, dass man auch Diskussionen, die man mit Magna und der Geschäftsführung führt, zu einem guten Ergebnis bringen kann.

Kennen Sie Details aus dem ersten Magna-Konzept?
EINENKEL: Es gibt ein Grobkonzept, das man der Bundesregierung vorgelegt hat, das ist uns selbst nicht bekannt. Wir wissen nur, dass Magna zugesichert hat, alle Standorte zu erhalten. Wobei das für uns auch die Voraussetzung für alle Gespräche ist. Wir bestehen auch darauf, dass es nicht zu Kündigungen kommt.

Wie schnell müsste das aus Ihrer Sicht über die Bühne gehen? Gibt es den kolportierten Zeitdruck?
EINENKEL: Die Obama-Regierung hat ja in den USA für General Motors einen genauen Zeitplan festgelegt. Es musste binnen 60 Tagen eine Lösung gefunden werden, diese Frist läuft Ende Mai aus. Insofern ist dieser Zeitpunkt auch in Bezug auf Opel entstanden. Wir haben auch größtes Interesse daran, dass es schnell zu einer Entscheidung kommt. Dieses ganze Wechselbad der Gefühle, rein und raus, jeden Tag aufs Neue, das ist nicht gut. Wir haben also diesen Zeitrahmen, der bis Ende Mai geht. Wenn wir aber früher zu einem guten Ergebnis kommen, wäre das auch positiv.

Es ist davon die Rede, dass Magna gemeinsam mit einem russischen Partner agieren könnte.
EINENKEL: Diese Kombination wäre keine schlechte Lösung. Einer, der Autos baut, das wären wir. Einer, der Komponenten baut, das wäre Magna und ein weiterer Partner, der zusätzliche Finanzmittel mitbringt. Das wäre eine gute Mischung.

Ist es aus Ihrer Sicht ein Vor- oder ein Nachteil, dass der ganze Prozess in den deutschen Bundestags-Wahlkampf fällt und von dementsprechend viel politischem Getöse begleitet wird?
EINENKEL: Vielleicht tun Politiker vor einer Wahl mehr, als sie nach einer Wahl tun. Es ist insofern nicht schlecht, dass die Politik jetzt gezwungen ist, etwas zu tun. Doch das Thema ist zu wichtig, um Wahlkampf damit zu machen. Daher erwarte ich von den Politikern auch, dass sie sich zusammensetzen, anstatt sich da gegenseitig die Köpfe einzuhauen. Das mag in einem Wahlkampf dazu- gehören, aber nicht auf Kosten von Opel. Ich hoffe, dass sie hier genug Verantwortung tragen.