Kaum eine Branche wurde härter von der Wirtschaftskrise getroffen als die Fahrzeugindustrie samt Zulieferern und Händlern. Mit der Einführung einer Schrottprämie haben viele europäische Länder, darunter Österreich, künstlich die Nachfrage gestützt.

Heute stellt sich die Situation gänzlich anders dar, wie die aktuellen Zahlen der Statistik Austria belegen. In Österreich ist die Zahl der Pkw-Neuzulassungen wieder kräftig gestiegen. "Eigentlich sind wir auf dem Niveau des Vorjahres, wo die Ökoprämie zu einer gesteigerten Nachfrage geführt hat", betont Klaus Edelsbrunner, Grazer Peugeot-Händler und Gremialobmann des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer. Doch die Händler und damit die Kunden stehen aktuell vor einem neuen Problem: Wer einen Neuwagen bestellt, muss sich oft auf extrem lange Wartezeiten einstellen. "In der Regel dauert es acht Wochen, bis ein Neuwagen geliefert wird, derzeit ist die Wartezeit im Schnitt aber auf jeden Fall um einen Monat länger", so Edelsbrunner. Bei manchen Marken kann die Wartezeit auch ein halbes Jahr und länger betragen.

Lieferkette unterbrochen

Nach Ausbruch der Wirtschaftskrise haben die Autohersteller ihre Produktionskapazitäten massiv nach unten gefahren, teilweise wurden Werke vorübergehend stillgelegt. Die Lieferkette - vom Teile-Zulieferer bis hin zur Fertigung - wurde dadurch unterbrochen. Und sie läuft noch immer nicht rund. "Im Vorjahr wurden die Kapazitäten heruntergefahren", sagt Hermann Becker von der Salzburger Porsche Holding, und auch Ende des Vorjahres, Anfang 2010 habe es "keine Anzeichen dafür gegeben, dass der Markt anspringt". Über das gesamte Programm bei VW oder Audi gäbe es daher immer wieder Restriktionen, "weil gewisse Bauteile einfach nicht verfügbar sind". Hinzu kommt, dass der Marktfokus aktuell sehr stark auf Asien gerichtet ist. Dort boomt der Autoabsatz, während die europäischen Kunden weiter auf der Bremse stehen. "Österreich ist einer der wenigen europäischen Märkte mit einem Absatzplus, die Märkte reagieren aber auf das gesamteuropäische Minus", so Edelsbrunner.

Lieferung im Sommer 2011

Ein weiteres Problem: Die Auto-Kontingente werden seitens der Händler zu Jahresbeginn fixiert. "Anfang dieses Jahres hat überall die Vorsicht regiert. Mehr als die vereinbarten Kontingente kriegen wir aber nicht", so Edelsbrunner.

VW samt Tochtermarken beklagt indes keine Engpässe aufgrund des Asienbooms, da der asiatische Bedarf weitgehend von der Produktion in China abgedeckt wird. Hier schlägt sich schlicht und einfach die hohe Nachfrage in Europa und den USA (etwa beim Audi Q5, A5 Sportback oder VW Tiguan) in Lieferzeiten bis weit in das zweite Quartal 2011 nieder.

"Mit einem lachenden und einem weinenden Auge" sieht man die Situation beim koreanischen Aufsteiger der letzten Jahre, Hyundai. Beim im April eingeführten SUV-Modell Ix35 gibt es Wartezeiten von bis zu acht Monaten. Die Ursachen liegen laut Konzernsprecher Fritz Sommer an der überraschend hohen Nachfrage, aber auch daran, dass im Hyundai-Werk gleichzeitig auch andere Neumodelle angelaufen sind. Grundsätzlich müsse man sich bei der gängigsten Variante mit 136 PS auf sechs Monate Wartezeit einstellen, bei diversen Extras auf bis zu acht Monate. Deshalb ging Hyundai nun in die Offensive und bittet die Kunden mit dem Slogan "Auf manches wartet man gerne" um Geduld.

Paradox ist daher der Umstand, dass im heimischen Autohandel neben den langen Wartezeiten auch zahlreiche Rabattaktionen ins Auge springen. Ist das nicht ein Widerspruch? Viele Händler wollen laut Edelsbrunner derzeit die weniger gängigen Modelle mit Aktionspreisen loswerden.