D ie Doppler-Gruppe ist der größte unabhängige und private Tankstellenbetreiber in Österreich. Wie wird der Markt in ein paar Jahren ausschauen?
BERND ZIERHUT: Der Mineralölmarkt in Österreich liegt bei den Margen durch hohe Konkurrenz und gesetzliche Maßnahmen schlechter als der Durchschnitt in Europa.
Kann man gegensteuern?
ZIERHUT: Es ist unverantwortlich von der Politik, dass sie zeitweise über die Spritpreisregelung ins Geschäft eingreift. Es wird der Abgabepreis geregelt, aber dann müssten die Politiker auch daran gehen, den Einkaufspreis zu begrenzen.
Sie gelten als heftiger Kritiker der Spritpreisregelung.
ZIERHUT: Der Kunde zahlt drauf. Im Mai, beim langen Wochenende, ist der Ölpreis gefallen, wegen der starren Regel konnten die Treibstoffpreise nicht angepasst werden.
Wollen die Konzerne überhaupt Senkungen beim Rohölpreis rasch an die Konsumenten weitergeben, sie verlieren Umsatzsummen?
ZIERHUT: Die Preise sollen sich den Erfordernissen im Markt anpassen, nicht geregelt werden.
Erwarten Sie vor Ferienbeginn eine Erhöhung der Preise für Benzin und Diesel?
ZIERHUT: Der Ölpreis verändert sich seit Längerem nur gering, er tendiert seitwärts. Aus meiner Sicht sollte es keine Erhöhung geben.
Die nächste Preisregelung folgt für den 4. bis 7. Juli zum Ferienstart und vom 14. bis 18. August zu Mariä Himmelfahrt. Schließen Sie davor eine Erhöhung aus?
ZIERHUT: Tankstellenbetreiber müssen da über mehrere Tage vorweg kalkulieren, sie rechnen einen Sicherheitspolster ein.
In Österreich gibt es 2500 Tankstellen, die Doppler-Gruppe betreibt 200. Im europäischen Vergleich ist die Dichte sehr hoch. Wird es Veränderungen geben?
ZIERHUT: Ich rechne damit, dass in den nächsten fünf Jahren 30 bis 40 Prozent der Standorte geschlossen werden. Das sind so 800 Tankstellen.
Werden sich daraus für die Kunden Probleme ergeben?
ZIERHUT: Kaum. Die Versorgung wird nicht schlechter werden. Aber damit hängt natürlich auch ein Verlust von Arbeitsplätzen zusammen.
Warum wird es zu dieser Entwicklung kommen?
ZIERHUT: Ich habe schon die Konkurrenzlage angesprochen, auch die Personalkosten muss man einrechnen.
Was ist der Grund, dass in letzter Zeit, auch in der Steiermark, Autobahnraststätten geschlossen wurden?
ZIERHUT: Das ist eine Folge der hohen Autobahnpreise, die teilweise von den Mineralölkonzernen gemacht werden, und der Provision, die die Asfinag verlangt.
Wo liegt die Zukunft für die Tankstellen?
ZIERHUT: Aus meiner Sicht gibt es zwei Wege. Die Automatentankstellen und die Dienstleistungszentren mit Shops, einem breiten Waschangebot und natürlich dem Tanken.
Hat der Kunde Vorteile, wenn er an Automatentankstellen tankt?
ZIERHUT: Durch die Einsparungen sinkt der Preis um ein bis drei Cent je Liter.
Sind die Diskonttankstellen bei Hofer eine Konkurrenz?
ZIERHUT: Wir haben mit Turmöl Quick 30 Standorte und sehen, dass Automatentankstellen an Bedeutung gewinnen. Entscheidend für das Geschäft sind der Preis und die Lage, also die Frequenz.
Ändern die Kunden ihr Tankverhalten?
ZIERHUT: Sie wechseln mehr hin zu Diskont- und freien Tankstellen. Die machen mehr Absatz. Eine stärkere Veränderung wird es geben, wenn mehr Erdgas, Flüssiggas und Strom getankt wird. In diesen Segmenten werden wir expandieren.
Die Öffnungszeiten an den Tankstellenshops sind dem Handel ein Dorn im Auge.
ZIERHUT: Seit einer Gesetzesänderung dürfen Shops mit erweitertem Angebot nur die normalen Handelsöffnungszeiten nutzen. Ausgenommen sind Shops, die schon länger bestehen.