Opel schrumpft und schrumpft. In den ersten elf Monaten 2012 brachte es "Opel der Zuverlässige" nur noch auf 7,0 Prozent Marktanteil in der Heimat. An der Spitze thront längst ein anderer: Volkswagen, einst Konkurrent auf Augenhöhe, kommt auf 22,1 Prozent - und das allein mit der Marke VW. Selbst die Premiumhersteller Audi, BMW/Mini und Mercedes-Benz werden in Deutschland mittlerweile mehr Wagen los als die "Massenmarke" Opel.

Beschädigtes Image

Früher waren es Qualitätsprobleme, die die Kunden abschreckten. Heute ist es ein beschädigtes Image. Seit Jahren gibt es immer wieder Diskussionen um das Überleben von Opel und einzelner Standorte. Die eingebrochenen Autoverkäufe auf den wichtigen Märkten im südlichen Europa haben die Probleme noch einmal verschärft: Die Opel-Werke sind nicht ausgelastet, teure Überkapazitäten lassen milliardenschwere Verluste auflaufen.

Dass das Management angesichts der Milliardenverluste handeln muss, ist unbestritten. GM-Vize und Opel-Aufsichtsrats-Chef Stephen Girsky hatte schon im Mai gefordert: "Wir müssen damit aufhören, überoptimistische Ziele zu setzen und unerreichbare Marktanteile einzuplanen". Halbherzige Sanierungsprogramme, die längst überholt sind, wenn sie endlich greifen, solle es nicht mehr geben. Doch ob das Aus in Bochum der Befreiungsschlag ist, oder ein weiterer Schritt beim langsamen Tod auf Raten, steht auf einem anderen Blatt. Das fürchtet jedenfalls der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel: "Wir sind der Meinung, wenn man das Bochumer Werk schließt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Werk auf der Schließungsliste steht".

Beim letzten Sparprogramm waren europaweit schon 9.000 der ehedem 48.000 Stellen weggefallen. Es reichte nicht aus - wie die Schließung der Bochumer Autoproduktion mit bis zu 3.000 Mitarbeitern im Jahr 2016 zeigt. Das Schwesterwerk im belgischen Antwerpen hat bereits dran glauben müssen. In einem sind sich Arbeitnehmervertreter und Management einig: Opels Heil liegt nicht im Stellenabbau, sondern in der Offensive. Das notwendige Wachstum gelinge nur mit mehr Modellen und hochwertiger Technik, sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Der amerikanische Opel-Mutterkonzern General Motors hat die nötigen Mittel bereits zugesagt.

Schlafmützen-Management?

Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder: Opels Gesamtbetriebsratsvorsitzender Wolfgang Schäfer-Klug wirft dem Management Schlafmützigkeit vor. Die Ursachen der Überkapazitäten seien auch hausgemacht, weil Autos der Opel-Schwestermarke Chevrolet in Korea gebaut würden. "Darüber hinaus würde die Fertigung des am Markt erfolgreichen Opel Mokka die Werke in Europa auslasten und auch Opel als Marke helfen". Bisher verhallen die Rufe folgenlos. GM lässt Chevrolets für Europa weiter in Korea bauen, weil es dort günstiger ist als etwa in Bochum.

Und im Boom-Markt China, in dem GM sehr erfolgreich ist, sieht Sedran wenig Absatzchancen für Opel: "Autos in Preissegmenten, in denen wir zu Hause sind, lassen sich nur sehr schwer in diese weit entfernten Märkte exportieren". Das Management sieht das Wachstumspotenzial für Opel vor allem in neuen Segmenten wie Kleinstwagen, SUVs oder Cabrios in Europa, doch die allgemeinen Marktaussichten sind trübe. Auch deshalb muss der Hersteller weiter schrumpfen.