Regierungskandidatin Claudia Sheinbaum hat offenbar die Präsidentenwahl in Mexiko gewonnen. Die 61-Jährige wird damit die erste Präsidentin des bevölkerungsreichsten spanischsprachigen Landes. Die Linkspolitikerin lag laut einer Hochrechnung der Wahlbehörde INE von Montagfrüh (MESZ) auf der Basis von Teilresultaten unerreichbar vorne. Demnach erhielt die frühere Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt mehr als 50 Prozent der Stimmen. Für den Wahlsieg reicht die einfache Mehrheit.

Steinbaum hat europäische Wurzeln

Sheinbaum, Kandidatin der regierenden linken Morena-Partei, dürfte laut der INE-Prognose auf 58 bis 60 Prozent der Stimmen kommen. Demnach liegt die Oppositionskandidatin Xóchitl Gálvez auf dem zweiten Platz mit 26,6 bis 28,6 Prozent der Stimmen. Die Hochrechnung der Wahlbehörde war ohne Begründung mehrmals verschoben worden, was zu einer Situation der Ungewissheit führte. „Sie lügen wie immer“, schrieb Gálvez auf der Plattform X vor der Veröffentlichung der Prognose.

Bei einem Auszählungsstand von 37 Prozent lag Sheinbaum laut den Daten der Wahlbehörde bei rund 57 Prozent der Stimmen, ihre konservative Konkurrentin Gálvez bei knapp unter 30 Prozent. Der einzige Mann unter den Bewerbern, Jorge Álvarez Máynez, erhielt demnach rund 10 Prozent.

Sheinbaum ist eine studierte Physikerin aus einer Familie jüdischer Abstammung mit Wurzeln in Litauen und Bulgarien. Im Dezember 2018 war sie Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt geworden. Vor rund einem Jahr legte sie das Amt nieder, um Präsidentschaftskandidatin zu werden. Sheinbaum ist eine enge Vertraute des linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, der laut Verfassung nach seiner sechsjährigen Amtszeit nicht erneut antreten durfte.

Ihre Konkurrentin Gálvez, ebenfalls 61, ist eine Tech-Unternehmerin und parteilose Ex-Senatorin, die der bürgerlichen Partei PAN nahesteht. Ihre politische Karriere begann im Jahr 2000, als sie nationale Beauftragte für indigene Völker wurde.

Wahlkampf von Gewalt überschattet

Neben dem Präsidentenamt wurden mit diesem größten Wahltag in der Geschichte des lateinamerikanischen Landes auch der Kongress, die Regierungen mehrerer Bundesstaaten sowie mehr als 20.000 öffentliche Ämter neu besetzt. Fast 100 Millionen stimmberechtigte Bürger waren zu dem Urnengang aufgerufen. Schon am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen. Das Staatsoberhaupt tritt das Amt am 1. Oktober an.

Sowohl der Wahlkampf als auch die Stimmabgabe waren von gewaltsamen Zwischenfällen geprägt. Medien berichteten über Gewalt vor einigen Wahllokalen. In den zentralen Bundesstaaten Puebla und México sowie in einem Vorort der nordöstlichen Großstadt Monterrey gab es nach örtlichen Medienberichten jeweils einen Vorfall, bei dem Schüsse fielen – demnach kam es dabei zu je mindestens einem Todesfall. In Puebla konnte nach Angaben der Wahlbehörde des Bundesstaates, IEE, ein Wahllokal in der Gemeinde Tlapanalá nicht öffnen, weil die Wahlzettel gestohlen wurden. Demnach musste außerdem im Ort Coyomeapan die Stimmabgabe wegen Gewalt unterbrochen werden.

Wahlkampf von Gewalt überschattet

In den Städten Chicomuselo und Pantelhó im südlichen Bundesstaat Chiapas wurden die Wahlen wegen der Gewalt der Drogenkartelle in der Region komplett ausgesetzt. Auch der Wahlkampf war von Gewalt überschattet gewesen. Dutzende Kandidaten wurden getötet. Hinter den Anschlägen werden meist kriminelle Gruppen vermutet, die um Einfluss in bestimmten Regionen kämpfen. Die tödliche Gewalt hat Befürchtungen über eine Bedrohung der Demokratie durch rivalisierende Drogenkartelle genährt.