Nur noch knappe sechs bis sieben Jahre wird es dauern, bis auf den Kärntner Straßen 100.000 Elektroautos unterwegs sind. So lautet die Schätzung der Kärnten Netz, dem Betreiber des Stromnetzes in Kärnten. Das Tochterunternehmen der Kelag hat auch Prognosen angestellt, wie viel Strom zusätzlich die Elektroautos benötigen werden: "Ein durchschnittlicher Haushalt kommt auf einen Jahresverbrauch von rund 3500 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Mit einem Elektroauto kommt dann in etwa noch einmal dieselbe Menge zum Stromverbrauch dazu", sagt Reinhard Draxler.


Der Geschäftsführer der Kärnten Netz macht klar, dass der vermehrte Verbrauch auch vermehrte Belastung für das Stromnetz mit sich bringt. Aber auch die zusätzliche Energieerzeugung, die immer mehr Photovoltaikanlagen auf Hausdächern beisteuern, ist ein Faktor, der mitberechnet werden muss. "Wir gehen von rund 100.000 zusätzlichen PV-Anlagen aus, wenn nur auf jedem zweiten Dach in Kärnten eine installiert wird. Auch das wird das Netz fordern", sagt Draxler.
Denn während die Energie zwar im Idealfall von den Haushalten selbst verbraucht wird, stellt sich an sonnigen Tagen die Frage, wohin mit dem überschüssigen Strom? "Damit die Energie nicht verloren geht und anderwärtig genutzt werden kann, muss sie abtransportiert werden können – und da kommt wieder das Stromnetz ins Spiel", sagt Draxler. Die 18.300 Kilometer Leitungen, die das Stromnetz der Kärnten Netz umfasst, werden also nicht nur wachsen müssen, sondern auch leistungsfähiger. Die Zeit dafür drängt.

Reinhard Draxler, Geschäftsführer der Kärnten Netz
Reinhard Draxler, Geschäftsführer der Kärnten Netz © (c) Gert Köstinger


Denn während das bestehende Stromnetz über Jahrzehnte stetig wachsen konnte, kommen auf die Infrastruktur unmittelbar energieintensive Herausforderungen zu. Neben E-Mobilität und Photovoltaik wird auch die vermehrte Nutzung von Wärmepumpen ein Thema: Besonders in der kalten Winterzeit brauchen sie einiges an Strom, während die Ausbeute der Sonnenenergie nur gering ist. "Wir simulieren schon jetzt die künftigen Verbrauchs- und Erzeugungskurven und sehen, dass es dafür genug Strom gibt – wenn das Netz entsprechend ausgebaut wird", so Draxler.


Konkret bedeutet Netzausbau, dass alle Ebenen des Stromnetzes aufgerüstet werden: Von den Hochspannungsleitungen bis hin zum Niederspannungsnetz, das zu den einzelnen Haushalten führt. "Überwiegend werden dabei bestehende Leitungstrassen adaptiert, indem wir neue Kabel mit dickeren Querschnitten verwenden. Sie können dadurch größere Mengen an Energie übertragen. Auch neue Stromtrassen wird es vereinzelt geben", sagt Draxler. Die werden unter anderem dafür notwendig sein, Energie über weite Strecken dort hinzubringen, wo sie gebraucht wird. Produzieren die Windanlagen im Burgenland mehr Strom als benötigt wird, kann dieser über Hochspannungsleitungen zu den Pumpspeicherkraftwerken nach Kärnten gebracht werden. Dort kann er bei Bedarf wieder ins Netz eingespeist werden.

"Stabile und leistungsfähige Stromnetze sind eine Schlüsseltechnologie in der Energiewende. Unsere Strategie ist dementsprechend, das bestehende Netz möglichst rasch so umzubauen und zu erweitern, dass es den Anforderungen der neuen Technologien entspricht – während die Kunden davon idealerweise möglichst wenig bemerken", sagt Draxler. Das brauche nicht nur die entsprechenden Investitionen (siehe Infokasten), sondern auch hoch motiviertes und qualifiziertes Personal: "In dieser Hinsicht sind wir bestens für diese Aufgabe gerüstet", sagt Draxler. Die rund 200 Störungsmonteurinnen und -monteure sind nicht nur für die Behebung von Störfällen zuständig, sondern auch für die Instandhaltung und Verbesserung des Stromnetzes in Kärnten. Sie haben alle Hände voll zu tun, um es für eine Zukunft der sauberen Energie fit zu machen.

Eine Initiative der Kelag in Zusammenarbeit mit der Kleinen Zeitung.