Die spezialisierte Palliativversorgung ist in Österreich in Inhalt und Umsetzung genau definiert. Sie wird von zehn bis zwanzig Prozent aller sterbenden Menschen, überwiegend von solchen, die an einer Krebserkrankung versterben, benötigt. „Aber nur die Hälfte jener Menschen, die eine Palliativversorgung brauchen und damit nachweislich besser leben und auch besser sterben würden, bekommen diese Versorgung in adäquater Form. Die andere Hälfte wird somit nicht ausreichend versorgt. In der Mehrzahl sind davon Krebspatienten betroffen“, so Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. 

16 Jahre nach den Empfehlungen des Europarates zum Schutz der Menschenwürde und der Würde der Todkranken und Sterbenden, 14 Jahre nach der parlamentarischen Enquete „Solidarität mit unseren Sterbenden – Aspekte einer humanen Sterbebegleitung in Österreich“ im Allparteienkonsens, 11 Jahre nach der Bedarfsfeststellung zur Hospiz- und Palliativversorgung durch das österreichische Bundesinstitut für Gesundheit lag Österreich 2014 immer noch auf dem traurigen 17. Platz (von 20 internationalen Staaten) im Bereich „Höchste Qualität der Sterbebetreuung“ (economistinsight). 

In der Schlussempfehlung der Parlamentarischen Enquete „Würde am Ende des Lebens“ (2014) wurden 51 Empfehlungen definiert und in weiterer Folge auch im  Regierungsprogramm 2018 festgeschrieben. Dabei hielt man auch ausdrücklich fest, dass Kompetenzfragen (Bund, Länder, Sozialversicherung) und Finanzierungsstrukturen kein Hindernis darstellen dürfen, um den dringend notwendigen Ausbau von Hospiz und Palliative Care 2015 bis 2020 umsetzen zu können. „Es wurden zwar einige Punkte umgesetzt, wie beispielsweise mehr Rechtssicherheit für die ärztliche Behandlung Sterbender oder das neue Patientenverfügungsgesetz, aber der Zuwachs an Palliativ- und Hospizversorgung geht leider viel zu langsam,“ so Sevelda.

„Faktum ist, dass nach wie vor erst die Hälfte der dringend notwendigen Versorgungseinrichtungen für Erwachsene und Kinder vorhanden sind und von diesen wiederum nur ein kleiner Teil durch eine fixe Finanzierung (Regelfinanzierung) abgesichert sind,“ so Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke von der Österreichischen Palliativgesellschaft. 

„Die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen darf nicht mehr auf sich warten lassen. Insbesondere unter dem Aspekt der angekündigten Pflegereform und Kürzungen in den verschiedensten Bereichen muss hier ein besonderes Augenmerk auf schwer kranke, sterbende Menschen, ihre Versorgung und Pflege und ihre pflegenden Angehörigen gelegt werden,“ so Sevelda.  

Die Österreichische Krebshilfe, die Österreichische Palliativgesellschaft und Hospiz Österreich haben eine Broschüre herausgegeben, die Angehörigen u.a. einen Überblick über derzeitige österreichweite Hilfs- und Unterstützungsangebote gibt. Die Broschüre „Bestmögliche Lebensqualität in jeder Phase der Krebserkrankung“ ist ab sofort bei allen Krebshilfe-Beratungsstellen in ganz Österreich kostenlos erhältlich sowie zum Download unter www.krebshilfe.net.