Von Hannah Stefitz

Als wir Felix für das Interview anfragen, sitzt er gerade mit seinem Van im sonnigen Soča-Tal und sucht nach Steinen für sein nächstes Projekt. Wenn Felix über seine Projekte spricht, dann merkt man, dass er liebt, was er tut. Und wie viele Leute können wirklich von sich behaupten, dass das zutrifft?

Er spricht über den künstlerischen Prozess, über Selbstkritik und über das gewisse Bauchgefühl, das seine Stücke und deren künftige Besitzer zusammenführt. Wenn Felix dann so weit ist und seine Kunststücke in die Freiheit entlässt, kann man diese über sein Netzwerk an Galeristen kaufen. Oder man schaut bei seinem Hof vorbei, den er vor kurzem gekauft hat und wo er sich sein eigenes Atelier eingerichtet hat. Wenn man aber online nach den Tischen sucht, dann wird man bei einer ganz besonderen Galeristin und Interior-Designerin fündig – nämlich Kelly Wearstler.

Die Interior-Design-Ikone hat Felix Muhrhofer in ihre virtuelle Galerie aufgenommen und mit ihm auch schon an so einigen Projekten gearbeitet. Uns hat sie von ihrem Werdegang erzählt, vom Steinesammeln in Malibu und Italien und von einem ihrer Lieblingsdesigner – Felix Muhrhofer natürlich.

© The Ingalls

Felix Muhrhofer

Wie bist du zu deinem Beruf gekommen und wolltest du schon immer Industrial bzw. Interior Designer werden?

Felix Muhrhofer: Immer nicht, aber nachdem ich meine ersten beiden Berufswünsche, nämlich Geologe und Koch, aufgegeben habe, aus welchem Grund auch immer, ist in meinen Teenagerjahren der Wunsch aufgekommen, Objekte zu gestalten. Und von da an habe ich das kontinuierlich verfolgt und bis auf ein paar kurze Krisen zwischendurch auch nie bereut. Als ich mein Studium begonnen habe, habe ich aber eher gedacht, dass ich in die Fußstapfen von Pininfarina trete und mich der Schönheit der Gestaltung eines Sportwagens widmen werde, aber das war mir dann doch zu eindimensional. Ich habe mich dann also in verschiedene Richtungen geöffnet und zähle zu den glücklichen Menschen, die schon früh gewusst haben, was sie werden wollen.

© Kelly Wearstler

Wo und wie findest du Inspiration für deine Designs und deine Projekte?

Das ist eine sehr schwierige Frage, weil mir Ideen oft an den absurdesten Orten in den Kopf schießen, und ich trage sie dann so lang in meinem Kopf herum, bis ich sie endlich zu Papier bringen kann. Ich bewahre viele Skizzen, Bücher und Blöcke in unterschiedlichsten Formaten auf und alle halbe Jahre blättere ich die durch und begutachte mit ein wenig Abstand meine Ideen – ob sie denn wirklich so gut waren, umsetzbar sind und auf meine To-do-Liste gehören. Ich bin also mit alten und neuen Ideen von mir umgeben und bearbeite diese in unterschiedlicher Intensität. Ich habe aber an mir selbst beobachtet, dass ein Auslöser für einen kreativen Schub oft eine unvollständige, schlampige Beobachtung von einem Objekt ist, wenn ich daran vorbeifahre, zum Beispiel. Ich versuche dann immer im Kopf die fehlende Information zu rekonstruieren und stoße damit auf was Neues.

Welches war bis jetzt dein Lieblingsprojekt?

Das ist eine einfache Frage. Mein aktuelles Projekt ist immer mein Lieblingsprojekt, also immer das, woran ich gerade arbeite. Vom Papier weg bis zum fertigen Ding. Diese ganzen Zwischenschritte durchzuführen, innehalten zu können, zu betrachten, die Objekte auf ihre Qualität zu verifizieren. Das sind immer schöne Momente, wenn man in diesem Prozess eine Pause macht und alles Revue passieren lässt und für sich die Schlüsse zieht. Das mach ich am liebsten abends. Da träume ich nachts vielleicht auch davon. Alles, was abgeschlossen ist, wird nur noch kurz festgehalten, und dann in die Welt hinausgeschickt, damit ist es sozusagen frei und gehört ins Archiv und in die Geschichte. Mit dem Abstand der Zeit betrachtet man auch wieder alles aus einem anderen, neuen kritischen Winkel. Und genau diese Selbstkritik ist das Schwierigste in dem Kreativprozess. Ein Projekt, bei dem ich aber heute noch weiß, wie viel Herzblut drinsteckt, ist die Rundbar. Damals war das eine besondere Chance in meiner Karriere und ich hatte da sehr viel Freiheit im Prozess.

© Felix Muhrhofer

Wie würdest du die Person beschreiben, die deine Produkte kauft?

Ich kenne die Person ja meistens nicht direkt. Leute, die bei mir etwas beauftragen, tun dies meist für eine Person, die diskret behandelt werden möchte. Die Leute, die ich aber kenne, sind in einer ähnlichen Gemütslage wie ich, sobald sie eines meiner Stücke sehen. Das ist dann schon ein starkes emotionales Gefühl. Wenn ich die Sachen sehe, die ich mache, dann haben sie eine gewisse Stimmigkeit und da gibt’s keinen messbaren Begriff dafür. Das ist einfach ein Bauchgefühl. Und das zieht Leute an, weil die dann auch dieses starke Gefühl haben.

Kelly Wearstler

Felix wusste schon immer, dass er Objekte gestalten möchte. Wie war das bei Ihnen?

Kelly Wearstler: Ich hatte schon immer eine Affinität zum Design. Meine Mutter war Designerin und nahm mich regelmäßig mit zu Antiquitäten-Auktionen und Messen, als ich jünger war. Innenarchitektur vereint so viele meiner Hobbys und Leidenschaften – Architektur, Kunstgeschichte, Muster, Textur, Licht und Bewegung. Nach meinem Abschluss an der Kunsthochschule in Boston kam ich in die Branche, was mich zu einem Praktikum bei verschiedenen Designfirmen führte, unter anderem bei Milton Glaser in New York. Was als Geschäft mit einem Kunden begann, wuchs zu dem Studio, das ich heute habe.

© Felix Muhrhofer

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Entwürfe und Konzepte?

Ich finde Designideen überall, von Fotografie und Kunst bis hin zu Architektur, Mode und Natur. Reisen inspiriert mich immer wieder – sei es, sich wieder mit der Natur zu verbinden oder neue Städte zu besuchen und andere Kulturen, Architekturen und Landschaften zu entdecken.

Was war bisher Ihr Lieblingskonzept?

Ich habe gerade acht neue Kollektionen für meine Online-Galerie eingeführt. Es ist eine große Erweiterung der Plattform und bietet Kooperationen mit einigen meiner aufstrebenden und etablierten Lieblingsdesignern, darunter Felix Muhrhofer, Ebitenyefa Baralaye und Lior Modan, um nur einige zu nennen. Jede Gallery-Collection ist einzigartig, was die Erforschung von Textur, Materialität und Technologie angeht. Es war ein großes Privileg, Künstler und Designer aus der ganzen Welt zusammenzubringen, die eine gemeinsame Liebe zum Design verbindet.

© Joyce Park

Sie haben auch einige Male mit Felix Muhrhofer zusammengearbeitet: Wie sind Sie auf die Schaffung einer Tabelle aus Steinen gekommen, die Sie in Griechenland gesammelt haben?

Ich habe Felix jahrelang begleitet und seine Arbeit immer geschätzt. Die neue Kollektion entstand aus einer über die Jahre gewachsenen Partnerschaft und besteht aus einer Reihe von Tischen aus Steinen, die sorgfältig zwischen zwei Standorten – meiner Heimat in Malibu und Italien – bezogen wurden, um die Zusammenarbeit zweier unterschiedlicher kreativer Stimmen zu reflektieren. Die Tischdesigns sind funktionelle Kunst, aufwendig handgefertigt aus einem Material mit einzigartigem Charakter.