Von Nina Prehofer

BAM. Ein seltsames Wort, um einen Text zu beginnen, doch wenn man das Dorf Kals am Großglockner erreicht, fährt einem der gebotene Blick ein wie ein Blitz. Denn Kals liegt am Fuße des Großglockners am Tor zum Nationalpark Hohe Tauern und eingebettet in das überwältigende Bergpanorama der Dreitausender von Schober-, Glockner- und Granatspitzgruppe. Kals am Großglockner, das Wintermärchen, charmant und still, beeindruckend und schön. Viele märchenhafte Erinnerungen verbinden mich mit Osttirol. Deswegen war es für mich schon lange Zeit überfällig zurückzukehren.

In St. Jakob im Defereggental habe ich Skifahren gelernt, in urigen Hütten mit meinen Eltern, dem Bruder und manchmal der erweiterten Familie bei knisternden Ofen Brettspiele gespielt, zugeschneite Straßen und ganze Häuser bestaunt und bin viele Pistenkilometer hinuntergerast. Ganz besonders in Erinnerung ist mir auch noch der 1er-Sessellift, in den man bereits als Kind hineingesetzt wurde, eine Decke über den Schoß geworfen bekam und ab nach oben auf den Berg geschickt wurde. Mit einem Bügel, der so leicht zu öffnen war, wie eine normale Zimmertür. Mit leicht nervösen Blick nach unten ging es nach oben. Heute ist der 1-er-Sessellift schon seit vielen Jahren durch eine Gondelbahn ersetzt worden, absurd würde es mir vorkommen, wenn es ihn noch heute gäbe und ich meinen Sohn alleine darin vom Tal auf den Berg bugsieren würde. Aufregend war es damals aber schon und sehr mutig bin ich mir vorgekommen.

© Gert Perauer

Mut ist in diesem Urlaub nicht gefragt, sondern die Fähigkeit zur Entspannung und zu Genuss. Auch nicht immer einfach, sich darauf einzulassen. Mein Weg dazu führt mich ins Gradonna****s Mountain Resort. Ich reise mit dem Zug an, denn in Lienz am Bahnhof werde ich von einem Hotel-Shuttle abgeholt und für mich bedeutet ein Urlaub ohne Auto schon seit geraumer Zeit, bereits stressfrei am Urlaubsort anzukommen. Mit dem Shuttle schlängeln wir uns die Straße entlang Richtung Lifestyle-Resort. Von der Ferne und selbst aus der Nähe verschwindet das Gradonna hinter Bäumen und Hügeln und bettet sich so nahtlos in die Landschaft ein. Als ich endlich einen Blick darauf erhaschen kann, steht die Architektur wie ein moderner Weiler im Wald und vermeidet als zeitgemäßer Holzbau alpine Klischees.

© Gert Perauer

Erholung statt Ehrgeiz

Im Hotel geht es mit dem Lift im Turm fast bis ganz nach oben und die Aussicht aus dem neunten Stock ist atemberaubend. Hier darf man nach den Sternen greifen, denn wenn man im gemütlichen „Loungebereich“ des Zimmers am Fenster sitzt, umschlungen von einer kuscheligen Decke, kann man nicht anders, als vor sich hinzuträumen. Beruhigend, aber zugleich angenehm anregend, wenn man den Sonnenstrahlen durch das Tal folgt und mit ihnen gemeinsam die Landschaft erkundet. Da ein Häuschen, dort eine Kirche und natürlich die Berge. Wenn man es schafft, sind die einzigen Gedanken, denen man nachhängen sollte, ob man am nächsten Tag ins Spa oder auf die Piste gehen sollte, zuerst an die Bar und dann ins Restaurant oder wann die beste Uhrzeit für eine Massage ist.

© Gert Perauer

Unkompliziert darf es hier sein – vor allem im Winter, wenn die Skiausrüstung sperrig ist und die Kleidung mehr als einen Koffer füllt. Deswegen wohnt es sich am besten direkt an der Piste: kein Shuttle, kein Schleppen – einfach in die Bindung steigen und das leise Knirschen des frisch präparierten Schnees auf der Piste genießen. Eine von diesen Pisten, genauer gesagt die Talabfahrt nach Kals, führt direkt am Hotel und den dazugehörigen Chalets vorbei. Man ist also mit nur einem Schritt im größten Skigebiet Osttirols und kann sich von 18 topmodernen Bahnen und Liften auf über 2.600 Meter Seehöhe bringen lassen. Wie gesagt, wenn man möchte. Oder man lässt den winterlichen Ehrgeiz beiseite und konzentriert sich auf Wellness. Große Fensterfronten eröffnen auch am Pool Ausblicke auf die Schönheit der Natur. So fühlt man sich selbst innen als Teil davon und herrlich frei. Am nächsten Tag geht es dann doch auf die Piste, denn ganz entziehen kann man sich der weißen Magie ja doch nicht. Denn hat man den Schnee, das Glück in Weiß erst einmal gefunden, kann man ihn nicht ungenutzt lassen.

© Christoph Bliem

Die Skier angeschnallt, sause ich hinunter zur Talstation und mit der Gondel nach oben. Noch einmal denke ich an den 1er-Sessellift in St. Jakob zurück und bin froh, in der gemütlichen Gondel zu sitzen. Übrigens: Es wird auch in St. Jakob ab dem 8. Dezember eine neue 6er-Sesselbahn und damit die höchste Seilbahnanlage in ganz Osttirol geben. Oben angekommen, entdecke ich die „Adlerlounge“, in der man sehr gut essen kann und schaue mich um. Die Spitze des Großglockners kann ich heute nicht erspähen, aber dafür habe ich noch ein paar Tage Zeit. Einige Pisten werden erkundet, doch wie früher liebe ich Abfahrten einfach besonders. Also genieße ich dieses lange Pistenglück gleich mehrmals und fahre bei meiner letzten Abfahrt des Tages gleich direkt vor die „Haustür“. Die Massage ruft!

© Gert Perauer

Fabelhafte Tiere

Wenn man im Gradonna ein Chalet bewohnt, dann kann es passieren, dass man den Rehen, Hirschen und Gämsen „Gute Nacht“ oder „Guten Morgen“ sagt. Ganz nah kommen sie heran und bieten ein idyllisches Bild. Wer besonderes Glück hat, der kann eines der sieben weißen Rehe in Kals entdecken. Erst kürzlich wurden sie wieder gesichtet, allerdings noch auf grünen Wiesen. Im Weiß des Winters ist es schon weitaus schwieriger, einen Blick auf diese Wesen zu erhaschen, die einem Fabelbuch entsprungen sein könnten. Ein Mythos schützt die weißen Tiere vor dem Abschuss. Dieser Aberglaube besagt, dass der Jäger, der dieses weiße Tier erlegt, selbst das Jahr nicht überleben würde. Die weißen Rehe sind übrigens keine Albinos, sondern Teilalbinos oder Weißlinge. Ein „Look“, der sie im Winter perfekt tarnt. Die tierische Romantik hat es mir angetan, also beschließe ich, eine Pferdekutschenfahrt zu machen.

© Andrzej Fryda

Bei Andreas Steiner in Matrei kann man mit vorheriger Anmeldung eine Fahrt durch die Matreier Natur erleben. Schön ist es, den Atem der Pferde aufsteigen zu sehen und warm eingepackt auf dem Schlitten durch den Schnee zu gleiten. Ich denke an gar nichts und mache keine Pläne. Sollen doch die anderen winterwandern, langlaufen, Skitouren gehen und sich die endlosen Pisten hinunterschwingen. Ich nehme mich selbst beim Wort und setze in diesem Urlaub auf Erholung statt Ehrgeiz und genieße die märchenhafte Landschaft. Und halt! Habe ich da nicht eine dunkle Schnauze und ein weißes Ohr hinter dem Baum hervorblitzen sehen? Ich glaube ja, denn hier ist alles magisch. Die Tiere, die Berge und der Ort.