Wie seid ihr auf den Concept Store gekommen?

Miri: Ich bin gebürtige Tirolerin und mein Mann ist aus Kalifornien. Wir haben uns vor vielen Jahren im Ausland kennengelernt und dort auch gearbeitet – witzigerweise aber ganz was anderes als jetzt. Ich war Marken-Strategin und mein Mann Creative Director und wir durften für viele große Marken arbeiten. Irgendwann konnten wir uns aber einfach nicht mehr mit der Arbeit identifizieren. Wir haben uns überlegt, ob wir wirklich unsere Lebensenergie in Deadlines und 24/7-Wochen stecken wollten, vor allem für Marken, deren Werte nicht mit unseren übereinstimmten. Neben dem ganzen Arbeitsstress begann ich dann unterbewusst, den Kontakt zur Natur zu suchen. Wir haben damals in London gewohnt und bei uns um die Ecke lag der Columbia Road Flower Market mit ganz vielen Schnittblumen und Pflanzen – da habe ich mich einfach verliebt. Irgendwann habe ich jede freie Minute mit meinen Pflanzen verbracht. Mit der Zeit wuchs zu Hause unser Dschungel, ich baute mein theoretisches Wissen auf und besuchte Pflanzenkurse. Dann kam der Brexit. Und der kam für uns zu einem guten Zeitpunkt, weil wir schon länger überlegt hatten, nach Wien zu ziehen. Bevor wir umgezogen sind, habe ich mehrere Monate lang ein Praktikum in einem Pflanzenshop gemacht. Ich wollte herausfinden, ob das wirklich zu mir passt – denn oft hat man Träume und Vorstellungen, doch wenn man diese dann in die Tat umsetzt, gefällt es einem plötzlich nicht mehr. Bei mir war’s aber Gott sei Dank nicht so.

© Calienna

So nahm also alles seinen Lauf. Wie ging’s dann in Wien weiter?

In Wien haben wir zuerst eine Location gesucht für unseren Store. Das Hintergrundwissen aus unseren alten Jobs hat uns da natürlich sehr geholfen – vor allem beim Markenaufbau. Dazu kam, dass mein Mann gerne Self-Growth-Bücher oder generell Bücher liest, die ihm weiterhelfen und seinen Horizont erweitern – und wir wollten natürlich seine Leidenschaft auch in den Store einbauen. Denn wenn wir schon unser ganzes Leben umschmeißen, sollen beide glücklich damit sein. Wir wollten einfach etwas an andere Leute weitergeben. So kamen wir schlussendlich zur Idee „Grow every day“. Pflanzen wachsen jeden Tag, tun der Seele gut und ihre Pflege ist wie Meditation für den Besitzer. Wir selbst wachsen aber auch, jeden Tag, auf persönliche Art und Weise. Deshalb gibt’s bei uns eben nicht nur Pflanzen, sondern auch die Bücher, die mein Mann aussucht, für den persönlichen Wachstum. Als wir endlich die perfekte Location gefunden hatten, wollten wir, dass sich der Laden nicht wie ein Geschäft anfühlt, sondern wie ein Nachhausekommen. Deshalb auch die Kaffeebar mit Kuchen. Und so kam es schließlich zu Calienna.

© Calienna

Woher kommt der Name Calienna? Ist das eine Pflanze?

Nein, nicht ganz. Das ist ein erfundenes Wort. Wir wollten etwas schaffen, das sich eventuell anhört wie ein Pflanzenname, sich aber zugleich anfühlt wie ein Ort oder ein Platz. Calienna ist ein Zusammenschluss aus California und Vienna.

© Calienna

Ah, das macht jetzt natürlich Sinn. Du meintest, Calienna sei ein Ort des Zusammenseins bzw. zum Nachhausekommen. Warum, glaubst du, kommen Kunden genau vorbei?

Wir haben einen ganz breiten Kundenstamm – zum Beispiel Leute, die einfach vorbeispazieren und reinschauen und sich denken: „Ah, was ist das jetzt?“. Die kommen dann zu uns und nehmen ihre erste Pflanze mit nach Hause. Es kommen aber auch Sammler, die sich bei uns ihre Raritäten abholen, oder Paare, die gerade in ihre neue Wohnung einziehen und sich Inspirationen holen möchten. Der Hauptgrund ist also schon die Pflanze, würde ich sagen. Obwohl der Kaffee bei uns auch eine Rolle spielt. Unsere Stammkunden kommen zum Beispiel einfach mal vorbei, um sich vor der Arbeit oder in der Mittagspause einen Kaffee zu holen. Ganz süß sind auch die Freundschafts-Dates, wenn sich Freunde einen unserer besonderen Drinks holen kommen (etwa die Wiener Wolke), um dann durch den Laden zu spazieren und sich die nächste Pflanze auszusuchen oder einfach Inspiration zu holen. Das schönste Kompliment, das wir je bekommen haben, ist jenes von einer Stammkundin, die meinte: „Bei euch reinzukommen ist einfach wie Therapie.“ Bei uns ist das also wirklich eine gute Mischung aus allem. Wir sind da für unsere Kunden, für alle Fragen und Pflanzenproblemchen, und das spürt man.

Apropos Kunden. Ihr helft ja nicht nur euren Kunden vor Ort, sondern begrünt auch Räume, richtig?

Genau, für Büros oder Shops. Kürzlich haben wir den neuen Louis
Vuitton Store am Graben ausgesta
ttet. Wir bringen aber auch gerne einzelne Pflanzen zu dem einen Café ums Eck, die gerne etwas Grünes haben wollen. Oder zum Steuerberater-Büro über uns. Die freuen sich dann natürlich!

Glaubt ihr daran, dass euer Store die Besucher wieder ein wenig mehr mit der Natur verbindet bzw. den Menschen wieder den Umgang mit Pflanzen beibringt?

Das ist eine sehr gute Frage. Wir sehen, wie gut es den Menschen tut, mit der Natur in Verbindung zu sein. Und es ist so wichtig, die Natur zu respektieren und sich mit ihr zu befassen, vor allem in der Stadt ist das schwer. Wenn man diese Connection zur Natur wieder gefunden hat, hat das auch einen Einfluss auf alles andere, und wenn’s nur ein kleiner ist. Dass man zum Beispiel keine Erdbeeren mehr im Kühlschrank schlecht werden lässt. Viele Leute nehmen Pflanzen auch gar nicht wahr, das nennt man „green blindness“. Deshalb haben wir hier im Laden so ein Dschungelgefühl und stellen einzelne Pflanzen auf ein Podest – im Laden, auf der Website und auf Instagram – einfach, um die Schönheit der Pflanzen zu zelebrieren und hervorzuheben. So können sie dann gar nicht mehr übersehen werden!

© Calienna

Und wenn du jetzt durch deinen Laden gehst? Welche Pflanze würdest du am liebsten mitnehmen?

Das ist jetzt die schwierigste Frage von allen, weil sich das immer ändert und ich eigentlich alle liebe. Ich bin ein großer Philodendron-Fan, weil die Pflanzenfamilie ein riesiges Spektrum hat und die Blattfarben so wunderschön sind. Pflegeleicht sind sie auch. Aber im Moment ist meine Lieblingspflanze die Licuala Grandis. Genauso finde ich aber auch eine Glücksfeder und eine Monstera großartig. Das Wichtigste ist, dass man die Art von Pflanze findet, die zu einem passt. Denn es gibt Menschen, die sich gerne jeden Tag um ihre Pflanze kümmern möchten, und dann gibt es auch viele, die zwar etwas Schönes haben wollen, bei denen die Pflanze aber pflegeleicht sein muss. Und hier helfen wir natürlich immer weiter, um die perfekte Pflanze für jeden zu finden und jedem ein bisschen Freude mit nach Hause geben zu können.

© Calienna

TIPP:

Calienna hat jetzt auch eigene torffreie Erde in drei verschiedenen Größen. Also fein für die Stadt zum Mitnehmen, so muss man keine 40-Liter-Säcke mit nach Hause schleppen.

calienna.com

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