Was unterscheidet Acroyoga von „herkömmlichem“ Yoga?
Maria Sintschnig: Im Mittelpunkt dieses Yoga-Stils steht das Element des Fliegens. Acro kommt aus dem Griechischen und bedeutet „hoch, erhaben“. Acroyoga wird zu dritt geübt. „Die Base“ liegt unten und stützt, die andere Person fliegt auf ihren Füßen oder Händen und ist „der Flyer“. Der Spotter ist die dritte Person, die Hilfestellung gibt und entlastet.
Von wem wurde diese spezielle und modern anmutende Richtung entwickelt?
Im Jahr 2003 entwickelten Jenny Sauer-Klein und Jason Nemer in den USA den Stil Acroyoga.
Braucht man für Acroyoga besondere körperliche Voraussetzungen, zum Beispiel ein gewisses Maß an Muskelkraft?
Ja, es braucht Kraft in der Mitte, in den Beinen und Armen der Erwachsenen, beim Kind wird während des Übens Kraft und
Tonus aufgebaut. Es braucht eine gewisse Dehnungsmöglichkeit der Beine bei den Erwachsenen, das kann aber mit Hilfe von Decken unter dem Becken ausgeglichen werden.
Wie gestaltet sich bei dieser Yogaart die Verbindung zwischen Yoga und den akrobatischen Figuren?
Der Bogen wird zum Beispiel nicht am Boden liegend geübt, sondern auf den Füßen der Base. Also die Yogafiguren werden auf den Füßen oder auch manchmal Händen der Base praktiziert.
Worauf muss man bei der Ausübung von Acroyoga achten, gerade in Hinsicht auf Eltern-Kindern-Yoga?
Das Kind soll Freude daran haben und die Möglichkeit, spielerisch Vertrauen entwickeln zu können. Der Spotter ist sehr wichtig, damit das Kind nicht von den Füßen herunterfällt.
Wie gestaltet sich eine Acroyoga Stunde für Eltern und Kinder bei Ihnen?
Wir starten mit einem gemeinsamen Lied und begrüßen uns mit Namasté, dem indischen Gruß: „Ich sehe das Licht in dir“. Danach pumpen wir mit den Händen und strecken die Arme in alle Richtungen. Die Kinder zählen dabei mit, wie oft wir pumpen. Es gibt dann diverse Gruppenyogaspiele um mit den anderen Kindern und Erwachsenen wieder vertraut zu werden, nachdem die letzte Klasse ja wieder eine Woche zurück liegt. Kinder dürfen Tiere nennen und wir finden gemeinsam eine Yoga Position. Daraus ergibt sich ein Flow.
Dann kommt der Acroyogateil der Stunde. Die Lehrerin zeigt mit ihrem Kind den Flow vor und erklärt, wie es nachgemacht wird, und auch die Spotterin erklärt genau ihre Aufgabe.
Das wird dann in Gruppen mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern geübt. Die Lehrerin und die Spotterin gehen dabei herum, loben die Kinder, unterstützen und erklären noch einmal und so weiter. Manchmal will ein Kind auch seine neuen Fertigkeit den anderen Kursteilnehmerinnen undKursteilnehmern zeigen.
Am Ende, bei der Schlussentspannung legen sich die Kinder auf den Bauch und bekommen eine Massage am Rücken von den Erwachsenen, dann wird die Rolle getauscht. Mit einem Namasté verabschiedet sich die Gruppe wieder voneinander und freut sich auf das nächste Mal.
Fällt es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei Ihren Acroyogastunden für Eltern und Kinder leicht, miteinander die Yogastellungen durchzuführen? Gerade bei diesen Stellungen scheint Vertrauen ein großes Thema zu sein.
Klar fällt es manchen leichter, manchen schwerer. Wir unterstützen dann individuell und zeigen auch einfache
Vertrauensübungen. Die Kinder lernen auf spielerische Weise ihren Körper wahr zu nehmen. Für manche ist dann ein Einzelunterricht passender.
Nehmen bei Ihnen eher Mütter oder Väter an den Stunden teil?
In diese Stunde kommen auch gerne die Väter, aber es sind doch meistens mehr Mütter dabei.
Was sind Ihre persönlichen Lieblings Acroyogaposen, gemeinsam mit ihrem Patenkind?
Mein Patenkind klettert zum Aufwärmen gerne über mich drüber und unter mir durch, während ich die Positionen Katze und Kuh abwechselnd einnehme. Sie liebt das Gefallene Blatt und den Thron.
Was ist Ihr persönlicher Zugang zum Acroyoga?
Die Freude und das nachhaltige Spielen mit meinem
Patenkind.