9 × 1 = 7
9 × 2 = 18
9 × 3 = 27
9 × 4 = 36
9 × 5 = 45
9 × 6 = 54
9 × 7 = 63
9 × 8 = 72
9 × 9 = 81
9 × 10 = 90
Was fällt Ihnen an dieser Tabelle auf? Wir behaupten, wir wussten es vorab: Sie haben einen Fehler gefunden! Und als eine ganz automatische Reaktion würden Sie uns sagen: Da haben Sie etwas falsch gemacht! Kaum jemand würde in unserer Gesellschaft auf die Idee kommen zu sagen: Super, Sie haben neun richtige Antworten gegeben!
Warum wir dieses Experiment gemacht haben: Weil es auf eindrucksvolle Art und Weise zeigt, wie wir ticken: Fehler fallen uns sofort auf und sind für uns in der Regel etwas rein Negatives.
Der Fehler als Angst- und Stressfaktor
Es ist aber nicht nur die Außenwelt, die uns für unsere Fehler kritisiert, oft sind wir selbst unsere größten Kritiker. Wir sehen einen Fehler als etwas, das zeigt, dass „wir nicht gut genug sind, dass wir nicht wissen, wie man etwas macht, dass wir einfach nichts richtig machen u. s. w.“ Wenn wir aber generell Fehler so betrachten, wird der kleinste zum Angst- und Stressfaktor. Und wir konzentrieren uns nur noch darauf, Fehler zu vermeiden, werden aber blind für all die Dinge, die wir gut machen. Und wir ersticken darüber hinaus jede Kreativität im Keim.
Der Fehler als Wegweiser
Betrachten wir Fehler also einmal von der anderen, der „positiven“ Seite. Wer einen Fehler gemacht hat, kann nämlich daraus viel Wichtiges für sein Leben bzw. seine Arbeit lernen: Er führt uns vor Augen, dass manche Wege (mögen sie auch noch so vielversprechend aussehen) nicht zum Ziel führen. Er zwingt uns dazu, eine Aufgabe neu zu überdenken, zu überarbeiten oder sogar alternative Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Und: Viele Dinge gelingen uns erst durch Ausprobieren, Scheitern und nochmals Ausprobieren - denken Sie daran, wie Kleinkinder das Gehen lernen.
Warum auch Unternehmen Fehler brauchen
In Unternehmen, in denen die MitarbeiterInnen viel (die meiste) Zeit dafür aufwenden, sich nach allen Seiten hin abzusichern und Fehler zu vermeiden, sind kreative Lösungen, Eigeninitiative, selbstständiges, eigenverantwortliches Arbeiten und der Wille zur Innovation und Erneuerung oft Mangelware. Und sie bringen sich um die Chance, Lerneffekte in mehr Qualität, Produktivität, Einsatz und Freude an der Arbeit umzumünzen.
Fazit: Verhindern wir nicht jegliche Fehler – besser verhindern, dass ein Fehler mehrmals passiert! Und drehen wir die Fehler-Medaille einfach um: Fehler sind etwas Positives, etwas, das uns wachsen lässt und uns erlaubt zu lernen.
Christian Kössler