Wäre Ralf Rangnick nicht nur österreichischer Teamchef, sondern auch Österreicher, könnte er schon in Pension sein. Der gerade 66 Jahre alt Gewordene hat die Schwelle zum heimischen Regelpensionsalter für Männer (ab 65) erreicht. Rangnick arbeitet aber immer noch. Nicht untypisch für einen Deutschen. Denn im Nachbarland gehen in der Alterskategorie der 60- bis 64-Jährigen noch rund 63 Prozent einer Erwerbstätigkeit nach. In Österreich sind es mit 32 Prozent nur halb so viel. Auch im EU-Vergleich hinkt die Alpenrepublik hinten nach: Knapp über 57 Prozent der 55- bis 64-Jährigen sind in Österreich erwerbstätig, im EU-Schnitt sind es 60,5 Prozent.

Die unterdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung Älterer hat auch mit den Rahmenbedingungen zu tun. Sie machen es in Österreich steuerlich unattraktiv, weiterzuarbeiten. Zwar ist es grundsätzlich möglich, in der Pension unbegrenzt dazuzuverdienen. Die Pension und die Einkünfte aus selbstständiger Erwerbstätigkeit werden aber addiert. Damit steigt die steuerliche Bemessungsgrundlage – und drückt den Nettoertrag. Neben Lohn- und Einkommenssteuer fallen auch Sozial- und Pensionsversicherungsbeiträge an. Die abgelieferte Leistung lohnt sich finanziell da schnell nicht mehr. Es brauche daher spürbare Anreize für längeres Arbeiten, fordern Unternehmensvertreter wie der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk.

Die mittlerweile geltende, zeitlich bis Ende 2025 befristete Übernahme der Dienstnehmerbeiträge zur Pensionsversicherung durch den Staat bei einem Zuverdienst zur Regelpension bis zur doppelten Geringfügigkeitsgrenze sowie die Anhebung des Pensions-Bonus von 4,2 auf 5,1 Prozent für einen späteren Pensionsantritt, seien wichtige Schritte in die richtige Richtung. „Es können aber nur erste Schritte sein“, so Herk. Er drängt daher darauf, das Potenzial der arbeitswilligen Pensionistinnen und Pensionisten besser zu nutzen. Denn gerade in Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels sollte der Leistungswille dieser wichtigen Zielgruppe nicht durch Hemmnisse im österreichischen Steuer- und Abgabensystem zunichtegemacht werden. „Wie in allen Bereichen muss sich Leistung auch für diese Bevölkerungsgruppe lohnen.“

Josef Herk,<strong> </strong>WKO Steiermark-Präsident
Josef Herk, WKO Steiermark-Präsident © Foto Fischer
Daniela Gmeinbauer,<strong> </strong>Obfrau Freizeit- und Sportbetriebe
Daniela Gmeinbauer, Obfrau Freizeit- und Sportbetriebe © Stadt Graz
Friedrich Hinterschweiger,<strong> </strong>Spartenobmann Information & Consulting
Friedrich Hinterschweiger, Spartenobmann Information & Consulting © Foto Fischer