Der heimische Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren in eine veritable Schieflage entwickelt. Zumindest, wenn es um die geleisteten Arbeitsstunden pro Kopf geht. So ist zwar die Zahl der unselbstständig Beschäftigten in Österreich seit 2017 von 3,65 auf 3,73 Millionen gestiegen. Parallel nahm das Arbeitsvolumen hochgerechnet aber von 5,77 auf 5,66 Milliarden Stunden ab. Blickt man knapp zwei Jahrzehnte zurück, ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit seit 2004 von 33,9 auf 29,2 Stunden gesunken, auch die Zahl der Überstunden nahm ab. Parallel ist die Teilzeitquote jedoch gestiegen. Bundesweit waren es zuletzt knapp über 30 Prozent; in der Steiermark liegt die Quote bereits seit einigen Jahren konstant über 50 Prozent, bei Männern ist sie auf über zwölf Prozent geklettert. Zum Vergleich: Der EU-Schnitt liegt bei 17 Prozent.
Bei Unternehmensvertretern schrillen daher die Alarmglocken. Denn zusammen mit der demografischen Lücke am Arbeitsmarkt bündelt sich die Abkehr von der Vollarbeitszeit nicht nur zu einer aktuellen Produktivitätsbremse bei den Unternehmen – eine 32- statt 40-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich würde die Wirtschaftsleistung um bis zu 9,6 Prozent verringern, rechnet EcoAustria vor. Mittelfristig wird auch das Sozialsystem durch geringere Beiträge unterhöhlt. Wirtschaftsvertreter drängen daher auf steuerliche Erleichterungen für den Umstieg von Teil- auf Vollzeit in Form eines Vollzeitbonus, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts abzusichern. Zudem gefordert werden eine Verbesserung der Kinderbetreuung, eine Attraktivierung des freiwilligen Arbeitens in der Pension sowie steuerliche Begünstigungen für Überstunden. Derartige Maßnahmen würden auf fruchtbaren Boden fallen: Laut einer market-Umfrage wären 60 Prozent der Berufstätigen bereit, länger als die normale Arbeitszeit zu arbeiten, wenn es bessere finanzielle Anreize gebe. Da diese fehlen, sieht ein Viertel der Beschäftigten ihr eigenes Arbeitspotenzial noch nicht ausgeschöpft.