Keine zugekauften Stars, sondern eigene Mitarbeiter treten dabei auf diversen Social Media-Kanälen als Markenbotschafter auf. Sie kommunizieren dort Unternehmensthemen – ohne aber in glatt gekämmten und einheitlichen Marketingslogans daherzukommen. Vielmehr pflegen sie ihren eigenen Stil und publizieren aber auf ihren privaten Kanälen für ihr eigenes Zielpublikum. Sie veröffentlichen dort Postings, Videos oder Fotos, teilen Unternehmens-Posts und verlinken zu passenden Beiträgen von außen. Der Grundgedanke dahinter ist klar und naheliegend: Menschen eher Menschen, nicht Marken oder Firmen-Accounts. Es geht um Nähe. Und wer könnte ein Unternehmen authentischer und glaubwürdiger präsentieren als jene, die dort tagtäglich arbeiten?

All ihre Aktivitäten, die im besten Fall eine gewisse Leichtigkeit und Spontanität versprühen, sind aber keine Zufallsprodukte, sondern folgen einer durchdachten Corporate-Influencer-Strategie. „Wir geben ihnen Leitplanken vor und vertrauen ihnen. Eine Kontrollinstanz gab es von Anfang an nicht, wir unterstützen sie bei jeglichen Fragen und in der konkreten Umsetzung“, erklärt beispielsweise Stefan Siemon, der für den weltgrößten Touristikkonzern TUI für die Social Media-Kommunikation gestaltet. Schon seit fünf Jahren bildet man Mitarbeiter zu Corporate Influencern aus. Vertrauen ist neben Freiwilligkeit eines der zentralen Fundamente, auf dem das Corporate-Influencer-Programm beruht, so Siemon. Die Mitarbeiter bekommen in Workshops das notwendige Grundwissen, Informationen über neue Funktionen und Analysen der eigenen Posts, um sich stetig verbessern zu können. 

Als allgemeiner Kompass gelten die Gesetzmäßigkeiten des Markts – beispielsweise muss berücksichtigt werden, welche Gruppen sich auf welchen Plattformen tummeln. Die Generation Z (ca. 13 bis 23 Jahre alt) erreicht man vor allem über TikTok, Youtube und Snapchat; die Millenials/Generation Y (24 bis 39 Jahre) bevorzugen Instagram, die Generation X (40 bis 55 Jahre) nutzt überwiegend Facebook und LinkedIn.

Gerade im Tourismus sind die Wahl des richtigen Social Media-Kanals wichtig und der Einfluss von (Corporate) Influencern hoch. So zeigt eine Studie von booking.com, dass sich mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Generation Z bei der Wahl des nächsten Reiseziels von Reise-Posts und Bildern in sozialen Netzwerken inspirieren lässt, für 40 Prozent ist es sogar die Hauptquelle zur Inspiration. Für 40 Prozent der Generation Z sind Influencer für die Wahl des nächsten Reiseziels entscheidend.

Aber auch für die interne Kommunikation taugen die Spielwiesen der Corporate Influencer. „Es kommt nicht selten vor, dass unser CEO mit Posts von Kolleginnen und Kollegen interagiert“, berichtet Siemon. Aus seiner Sicht ist es eine klare Win-Win-Situation. Zuallererst profitiert der Mitarbeitende: Von mehr Sichtbarkeit, wertvollen Business-Kontakten und vielleicht dem nächsten Karriere-Schritt. TUI profitiert wiederum von authentischen Einblicken ins Unternehmen und deutlich mehr Reichweite als von reinen Corporate-Kanälen.