Robert Satiacum könnte in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingehen – als erster Wahlmann des "Electoral College", der mit seiner Stimme den Wählerwillen der Amerikaner umdreht. Satiacum ist Mitlied des Puyallup-Stammes im US-Bundesstaat Washington und machte sich in den demokratischen Vorwahlen für Hillary Clintons Gegenkandidaten Bernie Sanders stark. Weil Sanders in Washington gewann, wurde Satiacum zu einem der 12 Wahlleute ernannt, die in der Bundesversammlung die eigentliche Wahl zum Präsidenten vornehmen. 

Zwar sind die Wahlleute an das Abstimmungsergebnis ihres jeweiligen Bundesstaates gebunden – aber sie haben die theoretische Möglichkeit, ihrem Gewissen nach abzustimmen. Genau das hat Satiacum angekündigt: Er weigert sich, seine Stimme für Hillary Clinton abzugeben, auch wenn sein Bundesstaat Washington erwartungsgemäß eine große Mehrheit für die demokratische Kandidatin erzielt. Die 1000 Dollar Strafe, die im Falle eines "Faithless Electors", also eines treulosen Wahlmannes verhängt werden, sind ihm da relativ egal. 

In der Geschichte der US-Wahlen hat es immer wieder Wahlleute gegeben, die nicht ihrem Auftrag nachkamen. Einfluss auf die Besetzung des Weißen Hauses hatten diese Abweichler noch nie ausgeübt. Im Falle eines extrem knappen Wahlausganges könnte Satiacum aber Clinton die Präsidentschaft kosten, und zwar dann, wenn ihr genau eine Stimme auf die notwendigen 270 im "Electoral College" fehlt. Diese Unsicherheit zeigt auf, wie anfällig das US-Wahlsystem für Manipulation und Missbrauch ist. Eine Reform des über 200-jährigen Wahlmodus ist allerdings nicht in Sicht.