Während sich der Wasserstand im Neusiedler See dank der Regenfälle der vergangenen Wochen und Monate im Vergleich zum trockenen Vorjahr deutlich erhöht hat, nimmt die geplante Zuleitung aus Niederösterreich weiter Form an. Noch vor der Nationalratswahl im Herbst will Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ein Commitment mit Niederösterreich und dem Bund unterschreiben, danach sollen die Detailverträge folgen, hielt er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz fest.

Heuer seien die Bedingungen am See ideal. Mit einem Wasserstand von 115,47 Metern über Adria fehlen nur noch acht Zentimeter auf das langjährige Mittel. Zurücklehnen könne man sich aber nicht, meinte Doskozil. Es werde auch wieder trockenere Jahre geben. Abzuwarten und den See gegebenenfalls austrocknen zu lassen, kommt für den Landeshauptmann nicht in Frage. "Das ist unverantwortlich, denn würde das passieren, stirbt aus meiner Sicht die Region, ganz abgesehen davon, wenn wir hier eine Staubwüste hätten."

Verträge wohl nach der Wahl

Über einen Kanal soll Wasser aus der Donau über Niederösterreich ins nördliche Burgenland geleitet werden, um dort sowohl den Neusiedler See als auch das Grundwasser im Seewinkel zu dotieren. Die Gespräche dazu mit dem Landwirtschaftsministerium und dem Nachbarbundesland laufen. Die Detailverträge werde man wohl aber erst nach der Nationalratswahl mit der neuen Bundesregierung unterschreiben können, meinte der Landeshauptmann. Die ursprünglich geplante Wasserzufuhr aus Ungarn sei unterdessen endgültig vom Tisch.

Aus den Problemen mit dem niedrigen Wasserstand im Vorjahr habe das Land aber auch Positives gezogen, hielt Doskozil fest. Er verwies auf die Seemanagement GmbH, die seit vergangenem Herbst 60.000 Kubikmeter Schlamm aus dem See entfernt und sechs Kilometer Zufahrtswege und Feuerschutzbereiche in den Häfen freigelegt hat.

Wirtschaftskammer-Präsident Andreas Wirth freute sich über den gestiegenen Wasserstand und sprach von einem "Comeback des Neusiedler Sees". Für die Betriebe in der Region und für die Touristen seien die aktuellen Bilder ein "wichtiges Signal".

Noch nicht ganz so gut ist die Lage laut Doskozil derzeit am Zicksee. Dort sei das Wasser zwar zurückgekehrt, der Wasserstand aber seicht und der Schlamm hoch. Geplant ist deshalb, künftig ganzjährig Wasser in den See zu pumpen. Bisher war das bis Ende Juni erlaubt. Zusätzlich soll der Zicksee noch heuer entschlammt werden.