Wo andernorts Früchte oder Zapfen an den Bäumen prangen, sind es hinter dem Anwesen der Familie Schmid in Laßnitzhöhe nahe Graz Sessel. Zwischen 50 und 60 Sitzgelegenheiten, alle in unterschiedlichen Reifestadien, zieren den eigens zur Sesselernte angelegten „Sesselbaumpark“.
„Ihm hat nie ein Sessel gepasst“, erinnert sich Bernhards Frau Renate Schmid an die Anfänge in den Jahren 1995 bis 1997 zurück. Seitdem erntet der selbst titulierte „Sessologe“ zwei bis drei Sessel pro Jahr von seinen Bäumen.
Schmids Methode ist denkbar einfach: Es beginnt damit, dass junge Ästchen eines Baumes, meist Ahorn, in Form gebracht werden. Oftmals findet man deshalb ganze Metallsessel, die Bernhard Schmid in die Bäume eingearbeitet hat, sodass sich die Äste um dieses Metallgestell schlingen können.
Doch Schmid greift auch aktiv in den Biorhythmus des Baumes ein. „Es gibt eine Art Zuckerwasserströmung, die die Rinde von oben bis zu den Wurzeln durchströmt. Diese Strömung ist verantwortlich dafür, dass ein Ast dick wird“, erklärt der Steirer. Durch Sperren in der Rinde werden die Strömungen umgeleitet. Der Sessel reift somit allmählich heran, bis er nach sieben bis zehn Jahren geerntet wird. Erntezeit ist hauptsächlich im Frühjahr. „Dann lassen sich die Sessel leichter schälen“, erklärt der Experte.
Nachdem die Kunstobjekte ihrer Rinde entledigt wurden, müssen sie ein bis zwei Jahre trocknen. Synthetische Oberflächenbehandlung, Schrauben und Nägel gibt es keine. Einzig die Sitzplatte wird extra gefertigt. „Die Sessel besitzen maximale Stabilität, da die Holzfaser homogen verläuft und nicht durchbrochen wird“, sagt Schmid.
Naturbelassene Sessel, wie Bernhard Schmid sie fertigt, sind eine weltweite Rarität. „Ich kenne trotz langjähriger Recherchen keinen, der auf die gleiche Weise Sessel wachsen lässt“, meint der nunmehr freischaffende Künstler.
Als besondere Stücke sind zurzeit der weltweit erste gewachsene Schaukelstuhl und eine Doppelsitzbank im Entstehen. Verkauft werden die Objekte vor allem an private Liebhaber. Kostenpunkt pro Designerstück? „Mit einem Monatsgehalt muss man schon rechnen“, gibt sich der Sesseldesigner bedeckt. „Am liebsten verkaufe ich an Bankdirektoren“, schmunzelt er. Doch den einzigartigen Sesseln wird immerhin ein ewiges Leben attestiert, wie Bernhard Schmid betont: „Viele Generationen können auf ihm sesselreiten und er wird nicht aus dem Leim gehen."