Die deutsche Wirtschaft zeigt sich zu Jahresbeginn in Rekordlaune. Der Geschäftsklima-Index stieg im Jänner überraschend um 0,4 auf 117,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter 7.000 Managern mitteilte. Damit wurde die erst vergangenen November aufgestellte Bestmarke erneut erreicht.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen einen leichten Rückgang erwartet. "Die Stimmung in den deutschen Chefetagen ist auch zu Jahresbeginn hervorragend", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten ihre Geschäftslage so gut wie noch nie, die Aussichten für die kommenden sechs Monate dagegen etwas schlechter als zuletzt.

"Zurück zum historischen Hoch - der Stimmungshype der Superlative geht weiter", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. "Interessant dabei ist, dass die Hängepartie bei der Regierungsfindung von den Unternehmen offenbar als kaum störend empfunden wird." Allerdings gibt es Gegenwind durch den stärkeren Euro und höhere Ölpreise. "Diese beiden Faktoren haben ganz offensichtlich die Geschäftserwartungen gedämpft", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der italienischen Bank UniCredit, Andreas Rees. Der Euro hat in den vergangenen Wochen kräftig zum Dollar aufgewertet und ist jetzt so teuer wie seit über drei Jahren nicht mehr. Das macht deutsche Waren in anderen Währungsräumen teurer.

Weitere Verbesserungen bei der Unternehmensstimmung würden jetzt immer schwerer fallen, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle voraus: "Denn die Hochkonjunktur beginnt ihre Kinder zu fressen: Engpässe bei Zulieferungen, Personal und Kapazitäten erschweren zunehmend die Produktion".

In der exportabhängigen Industrie ist die Stimmung derzeit aber so gut wie noch nie. Die Unternehmen profitieren vom anziehenden Welthandel: Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte gerade erst seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr auf 3,9 Prozent. Auch bei den Großhändlern hellte sich die Stimmung auf, während sie sich im Einzelhandel und in der Baubranche eintrübte.

Das Ifo-Institut erwartet in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent, nachdem es 2017 zu 2,2 Prozent gereicht hat. Die Exporteure profitieren vom anziehenden Welthandel, weshalb viele Unternehmen wieder mehr investieren. Auch der private Konsum dürfte angesichts von Rekordbeschäftigung und steigenden Löhnen eine Konjunkturstütze bleiben. Die Gesellschaft für Konsumforschung sagt für Februar einen Anstieg ihres Barometers um 0,2 auf 11,0 Punkte voraus - den höchsten Wert seit Oktober 2001.