Im wettbewerbsrechtlichen Kampf um die Übernahme großer Teile der Air Berlin, vor allem deren Österreich-Tochter Niki, hat die AUA-Mutter Lufthansa weitgehende Zugeständnisse gemacht. Kurz vor Ablauf der Frist habe das Unternehmen der EU-Kommission angeboten, auf substanzielle Start-und Landerechte an großen Flughäfen zu verzichten. Dies sagte am Freitag eine mit dem Verfahren vertraute Person.
Die Brüsseler Behörde bestätigte den Eingang der Vorschläge, mit denen die kartellrechtlichen Folgen der Übernahme gelindert werden sollen. Nähere Einzelheiten wollten beide Seiten nicht nennen.
Dem Vernehmen nach will die Lufthansa auf Slots der Air-Berlin-Tochter Niki etwa in Düsseldorf, Berlin oder Palma de Mallorca verzichten. Die Frist für eine Entscheidung verlängere sich damit nun bis zum 21. Dezember, teilte die Kommission mit. Der Frankfurter Dax-Konzern will mit den Teilgesellschaften LG Walter und Niki für 210 Mio. Euro einen beträchtlichen Teil des Flugbetriebs von Air Berlin mit 81 Jets und den dazugehörigen Verkehrsrechten übernehmen.
Millionenspritzen für Niki
Bis zur kartellrechtlichen Entscheidung der EU hält der Lufthansa-Konzern die Gesellschaften Niki und LG Walter vorläufig mit Millionenspritzen in der Luft, um die Flugrechte der beiden Air-Berlin-Töchter zu bewahren. Sollte die geplante Übernahme einer oder beider Gesellschaften scheitern, droht laut Lufthansa-Kreisen ein abrupter Zahlungsstopp.
Falls dann kein anderer Investor einspringen würde, müsste der Flugbetrieb umgehend aufgegeben werden. Auch der von Deutschland verbürgte KfW-Kredit über 150 Mio. Euro an die Air Berlin könnte dann wahrscheinlich nicht zurückgezahlt werden.
Die EU-Wettbewerbshüter sind bei Firmenzusammenschlüssen zuständig, wenn der Umsatz aller Beteiligten zusammen mindestens 5 Mrd. Euro beträgt. Sie müssen unter anderem prüfen, ob durch die Übernahme in diesem Fall eine Monopolstellung der Lufthansa und möglicherweise schlechtere Bedingungen wie zum Beispiel höhere Preise für Flugreisende entstehen könnten.
In letzter Minute
Die Lufthansa hatte bis Mitternacht Zeit, den Bedenken entgegenzukommen. Zuletzt hatte sich abgezeichnet, dass die Kommission insbesondere die Übernahme des nicht insolventen Ferienfliegers Niki kritisch sieht.
An der österreichischen Gesellschaft hatten in den vergangenen Tagen die Konzerne Thomas Cook (Condor) und IAG (British Airways, Iberia, Vueling) wieder Interesse gezeigt, nachdem sie im Bieterverfahren der Air-Berlin-Insolvenzverwaltung zunächst nicht zum Zuge gekommen waren. Niki-Gründer Niki Lauda ist ebenfalls an Bord: "Mein Angebot zusammen mit Thomas Cook gilt nach wie vor", sagte Lauda zuletzt dem "Handelsblatt".
Die EU-Wettbewerbshüter können den Deal nun bis zum 21. Dezember - gegebenenfalls unter Auflagen - durchwinken oder aber eine vertiefte Prüfung einleiten. Dafür wären nochmals 90 Arbeitstage vorgesehen.