Bei der Generalversammlung am Donnerstag wird der 72-Jährige zum letzten Mal als Präsident des Schweizer Nahrungsmittelgiganten auftreten. Doch eine Ära geht mit seinem Abgang nicht zu Ende.
Längst hat er dem Konzern seinen Stempel aufgedrückt und seinen Nachfolgern an der Konzernspitze wie im Aufsichtsgremium vorgespurt, wohin es mit Nestle künftig gehen soll. "Nutrition, Health and Wellness" (Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden) so das Credo des Nahrungsmittelmultis mit seiner 150-jährigen Geschichte.
Ambitionierter Umbau
Im Klartext heißt das, dass nicht zuletzt Brabeck dem Konzern einen ambitionierten Umbau verordnet hat. Allein mit dem Bereich Health Science (medizinische Ernährung) soll künftig ein Umsatz von 10 Mrd. Franken (9,4 Mrd. Euro) erwirtschaftet werden.
Zuletzt lag der Umsatz in diesem Bereich jedoch bei gerade einmal 2,2 Mrd. Franken und bei 4,4 Milliarden, wenn man Skin Health (Hautpflege) hinzurechnet. 95 Prozent seines Umsatzes macht Nestle derzeit immer noch mit seinem Nahrungsmittel-Sektor, mit Fertigprodukten wie Thomy-Saucen, Maggi-Fertiggerichten, Nespresso-Kaffeekapseln oder Cailler-Schokolade.
"Wir müssen uns fragen, ob Nestle für Allerweltsprodukte die richtige Firma ist", sagte Brabeck im November 2015 in einem Interview. Die Antwort gab er gleich selbst: "Ich glaube es nicht."
Ernährung und Gesundheit kombinieren
Dem wohlhabenden Teil der Welt müsse man heute nicht mehr Kalorien, sondern bessere Kalorien anbieten, sagte er. Nestle solle künftig Ernährung und Gesundheit kombinieren, nicht zuletzt weil in diesem Bereich höhere Preise durchzusetzen sind. Wenn Nestle weiter wachsen wolle, müsse man nun Lebensmittel produzieren, die die Lebensqualität steigerten, gab Brabeck die Zukunft von Nestle vor.
Solche Aussagen stehen vor dem Hintergrund, dass der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern mit einem Umsatz von fast 90 Mrd. Franken seit längerem hinter dem eigenen langfristigen Wachstumsziel von fünf bis sechs Prozent zurückbleibt. 2016 legte Nestle beim Umsatz gerade einmal um 0,8 Prozent zu, organisch immerhin um 3,2 Prozent.
Um mit medizinischer Ernährung und Hautpflege zu wachsen, hat sich der Konzern zum ersten Mal seit fast hundert Jahren einen Externen an die Konzernspitze geholt: Ulf Mark Schneider kam vom Gesundheitskonzern Fresenius und ist seit Anfang 2017 Konzernchef von Nestle. Auch der Finanzchef Francois-Xavier Roger, der 2015 zu Nestle gestoßen ist, kam aus der Pharmabranche.
Belgier folgt auf Österreicher
Unter dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Paul Bulcke sollen sie mit ihrem Wissen aus dem Gesundheitsbereich den Riesen Nestle auf dem neuen Weg die nötigen Impulse geben. Auf der Generalversammlung am Donnerstag wird Bulcke die Funktion des Präsidenten von Brabeck übernehmen.
Damit folgt der Belgier dem Österreicher bereits zum zweiten Mal: 2008 hatte er die Position des Konzernchefs von Brabeck übernommen. Zuvor hatte Brabeck während drei Jahren den Konzern in der umstrittenen Doppelfunktion als Konzernchef und Präsident geleitet.
Wenn Brabeck nun am Donnerstag von der offiziellen Bühne bei Nestle abtritt, dann heißt es für den Konzern strategisch wie personell "weiter so", wie er es vorgegeben hat.