Es ist die zweitgrößte Übernahme, die es je in Österreich gegeben hat. 5,2 Milliarden Euro zahlt der deutsche Wohnkonzern Vonovia für die österreichische Buwog. 49.000 Wohnungen hat der ehemalige Staatsbetrieb in seinem Portfolio, 24.000 in Österreich. Neben Wien liegen die meisten Buwog-Wohnungen inklusive der ehemaligen ESG in der Steiermark und Kärnten. 74,2 Prozent der Buwog-Aktien sind bereits im Besitz der Vonovia und die Kartellbehörden haben ebenfalls grünes Licht gegeben.
Doch was bedeutet die Übernahme für Mieter? Ein Blick in den Vonovia-Heimatmarkt Deutschland zeigt folgendes Bild: Der Marktführer ist dort bei Mieterschützern kein Unbekannter, wie Daniel Zimmermann vom Deutschen Mieterbund berichtet: „Die Vonovia entstand durch eine Fusion der Deutsche Annington und der Gagfah. Mit dem neuen Namen wollte man das negative Image der Vorgängerfirmen abstreifen.“ Doch es gebe teils erhebliche Probleme bei den Mieten. Der Vonovia kämen hier die deutschen Gesetze entgegen. Wird ein Wohnhaus modernisiert, dürfen Bestandsmieten um elf Prozent erhöht werden.
Tricks bei Betriebskosten
Die Vonovia tritt zudem als Dienstleister auf, das reicht von der Hausverwaltung über Hausmeistertätigkeiten bis zur Gartenarbeit. „Die Rechnungen sind mitunter intransparent. Oft werden den Mietern Kosten verrechnet, die eigentlich die Vonovia als Eigentümer tragen müsste“, so Zimmermann.
Für Bestandsmieter werde sich nichts ändern, versichert indes Buwog-Sprecher Thomas Brey: „Die Buwog bleibt ja erhalten, ebenso die Ansprechpartner. Außerdem ist die Gesetzeslage in Österreich eine andere.“
Tatsächlich ist die Buwog bei den heimischen Mieterschützern bisher wenig aufgefallen, wie Elke Hanel-Torsch von der Mietervereinigung bestätigt. Darüber hinaus seien bestehende Mieter gesetzlich geschützt. „Die meisten Buwog-Wohnungen fallen unter das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz. Dadurch können auch Sanierungskosten nicht so ohne Weiteres auf Mieter abgewälzt werden.“ Bei den Betriebskosten rät Hanel-Torsch dennoch zu grundsätzlicher Vorsicht. Wenn Beiträge ungerechtfertigt erscheinen, könne man die Abrechnung von der Schlichtungsstelle oder bei Gericht überprüfen lassen.
Teures Eigentum
Nicht nur am Mietmarkt tut sich einiges. Das Geschäft mit Eigentumswohnungen boomt. Laut Daten des Makler-Netzwerks Re/Max wechselten 2017 in Österreich 49.584 Wohnungen im Wert von 10,6 Milliarden Euro den Besitzer. Pro Wohnung flossen im Mittel 194.208 Euro. Die Kosten für den Quadratmeter sind seit 2012 im Österreichschnitt um 43,8 Prozent auf 3094 Euro gestiegen. Die Zahlen zeigen allerdings auch, dass die Preise zuletzt weniger stark stiegen als in den Vorjahren. „Es ist eine deutliche Beruhigung bemerkbar“, so Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer.
Roman Vilgut