Die Emission der ersten staatlichen Cyber-Devise stoße auf reges Anlegerinteresse, sagte Staatspräsident Nicolas Maduro am Dienstag (Ortszeit) in Caracas. Am ersten Tag des Vorverkaufs für den "Petro" seien bereits 735 Millionen Dollar (596 Millionen Euro) zusammengekommen.

"Heute wird eine Kryptowährung ins Leben gerufen, die es mit Superman aufnehmen kann", sagte er und spielte damit auf den Comic-Helden aus den USA an, aus denen die Weltleitwährung Dollar kommt - und für den das fiktive Mineral "Grünes Kryptonit" die einzige potenziell tödliche Substanz ist.

Keine Beweise für die Höhe

Beweise für seine Aussagen über die Höhe der Einnahmen lieferte Maduro nicht. Mit dem Geld aus diesem sogenannten Initial Coin Offering (ICO) will der Präsident die Wirtschaft seines Lands wieder in Schwung bringen. Das OPEC-Mitglied Venezuela bietet bis zum 19. März 100 Millionen digitale Münzen an, die ab April an speziellen Börsen gehandelt werden sollen. Da diese mit jeweils einem Barrel (159 Liter) der Rohöl-Reserven des Landes besichert sind, soll ein Petro nach früheren Aussagen Maduros zu 60 Dollar verkauft werden. Dies entspricht in etwa dem Preis für ein Barrel US-Rohöl der Sorte WTI. Damit käme die Cyber-Devise auf einen Gesamt-Börsenwert von 6 Milliarden Dollar und würde aus dem Stand in die Top Ten der Kryptowährungen einziehen.

Maduro sagte nicht, zu welchem Preis der Petro bis jetzt verkauft wurde. Berater der Regierung hatten sich dafür ausgesprochen, knapp 40 Prozent der Währung im Rahmen einer Privat-Platzierung mit Abschlägen von 60 Prozent anzubieten. Dies geht aus Unterlagen hervor, welche die Nachrichtenagentur Reuters Mitte Jänner einsehen konnte.

Unklar, wer kauft

Unklar blieb zunächst, wer die neue Cyber-Devise kauft. Am Wochenende hatte Carlos Vargas, der Kryptowährungsaufseher des Lands, gesagt, der Petro werde Investoren aus Katar, der Türkei und anderen Staaten des Nahen Ostens anziehen. "Europäer und Amerikaner werden ebenfalls teilnehmen." Die USA warnen allerdings davor, Petro zu kaufen. Dies sei eine Verletzung der US-Sanktionen, weil es sich um einen Kredit für die venezolanische Regierung handle. Die im Sommer 2017 von US-Präsident Donald Trump verschärften Strafmaßnahmen verbieten es unter anderem, in neu ausgegebene Anleihen des Lands oder des staatlichen Ölkonzerns PDVSA zu investieren.

In den vergangenen Monaten hat Venezuela verstärkt finanzielle Unterstützung von Russland erhalten. Im Gegenzug vergab das Land unter anderem eine Förderlizenz an den staatlichen russischen Ölkonzern Rosneft, bei dem PDVSA mit etwa sechs Milliarden Dollar verschuldet ist.