Im Poker um die insolvente Air Berlin soll die AUA-Mutter Lufthansa wohl das größte Stück vom Kuchen bekommen. Wie Insider berichten, verhandeln die Gläubiger über einen Verkauf großer Teile der Fluggesellschaft, darunter die Österreich-Tochter Niki, exklusiv mit der Lufthansa.
Für weitere Teile werde mit Easyjet und wahrscheinlich Condor, mit der Niki Lauda geboten hat, verhandelt. Air Berlin selbst will mögliche Käufer am Montag bekannt geben. Mit den Kaufinteressenten solle zwar noch weiter verhandelt werden. Eine Auswahl der Bieter und der Abschluss von Transaktionen sei jedoch abhängig von der Zustimmung des Aufsichtsrates der Air Berlin, der am 25. September beraten und anschließend über den Stand des Verfahrens informieren werde.
Der Vorstandschef der "Kranich"-Airline, Carsten Spohr, hatte am Vorabend angekündigt, der Konzern wolle die 38 bereits angemieteten Mittelstrecken-Maschinen und 20 bis 40 weitere Flugzeuge von Air Berlin kaufen. Käme es so, würde Lufthansa etwa die Hälfte der Flotte übernehmen.
Die verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem der Großaktionär Etihad die Reißleine gezogen hatte und weitere Geldspritzen verweigerte. Nur dank eines umstrittenen Staatskredits über 150 Millionen Euro kann der Flugbetrieb derzeit fortgesetzt werden.
Bis Freitag waren mindestens sechs Angebote für die komplette Fluggesellschaft oder Teile davon eingegangen. Der österreichische Ferienflieger Niki zählte dabei zu den begehrtesten Teilen der Air Berlin. An den Langstrecken hatten die Bieter hingegen kaum Interesse.
"Wir glauben, bald bis zu 3.000 neue Mitarbeiter begrüßen zu können", hatte Spohr amVorabend gesagt. In welchem Umfang mit Easyjet und eventuell Condor verhandelt wird, war am Donnerstag noch offen. Condor hat zusammen mit dem Niki-Gründer Niki Lauda geboten. Easyjet interessiert sich für Kurz- und Mittelstrecken. Zu den Bietern zählten auch die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG (International Airlines Group). Angebote kamen auch von den Unternehmern Utz Claassen, Hans Rudolf Wöhrl und verspätet auch von Jonathan Pang, dem chinesischen Betreiber des Flughafens Parchim.
Insgesamt hat die zweitgrößte deutsche Airline mehr als 8.000 Beschäftigte. Der Betriebsrat von Air Berlin befürchtet, dass die rund 2.800 Mitarbeiter außerhalb des Flugbetriebs in Verwaltung und Technik schlechte Aussichten auf eine Übernahme haben.
Für die Techniksparte der insolventen Air Berlin können Kaufinteressenten noch bis zum 6. Oktober Angebote abgeben. Für die Fluggesellschaft selbst war die Bieterfrist schon vor einer Woche abgelaufen. Investoren bei der Technik müssten laut Air Berlin erst einmal Klarheit haben, wie es mit der Airline weitergeht, bevor sie passende Angebote abgeben können.
"Auch für diese Sparte der Air Berlin gibt es Interessenten", hieß es. Gespräche mit potenziellen Investoren seien auf positive Resonanz gestoßen. Ein Angebot für die Technik mit rund 850 Beschäftigten in Berlin und Düsseldorf hat bereits der Berliner Logistiker Zeitfracht abgegeben.