Air Berlin sucht Hilfe vom deutschen Staat. Die Fluggesellschaft hat bei den Landesregierungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Anfrage auf Prüfung eines Bürgschaftsantrags gestellt. Die meisten der derzeit noch 8.000 Mitarbeiter der zweitgrößten deutschen Fluglinie arbeiten in den beiden Bundesländern. Rund 850 sind es beim Österreich-Ableger Niki in Wien.

Das Hilfsersuchen wurde offenbar schon länger vorbereitet. Der neue Airline-Chef Thomas Winkelmann habe sich seit seinem Amtsantritt im Februar um einen guten Draht zu Politikern in Bund und Ländern bemüht, sagte ein Unternehmensinsider.

Die deutsche Bundesregierung prüft, ob sie der kriselnden Fluglinie Air Berlin mit einer Bürgschaft unter die Arme greifen kann. Voraussetzung dafür sei ein tragfähiges Zukunftskonzept für das Unternehmen, das in den vergangenen neun Jahren nur einmal Gewinne geschrieben hat, teilte das deutsche Wirtschaftsministerium am Freitag mit.

"Kein Präjudiz"

Der Bund werde den von Air Berlin bei den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Berlin eingereichten Bürgschaftsantrag zusammen mit den beiden Ländern prüfen. "Dies ist kein Präjudiz dafür, dass auch eine Bürgschaft gewährt wird."

Air Berlin müsse nun Unterlagen einreichen, die "unverzüglich" geprüft würden. In der Regel dauert eine solche Prüfung aber einige Wochen bis Monate, wie eine Sprecherin des Ministeriums erläuterte.

Der genaue Zeitrahmen hänge davon ab, wann die Unterlagen eingereicht würden und wie umfangreich diese seien. Untersucht wird dabei unter anderem, ob das Geschäftsmodell tragfähig ist, ob das Unternehmen angemessen an dem Risiko beteiligt wird und ob der Bund eine Chance hat, sein Geld wieder zu sehen.

Das Land Berlin hat jedenfalls ein Interesse an einer Rettung des Unternehmens. "Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten prüfen, inwieweit das Land Berlin eine zukunftsorientierte Strategie der Airline unterstützen kann." Air Berlin sei nicht nur ein Berliner Unternehmen, "sondern trägt den Namen unserer Stadt täglich in die Welt hinaus", erklärte die Wirtschaftssenatorin am Donnerstagabend.

Kritik aus der FDP

Kritisch sieht dies bereits die FDP. FDP-Chef Christian Lindner, in Nordrhein-Westfahlen gerade in Verhandlungen über eine Regierungsbeteiligung, erteilte einer solchen Bürgschaft eine Absage. "Im Fall von Air Berlin ist eine unternehmerische Perspektive noch nicht sichtbar", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Bürgschaften des Landes werden nicht wie Subventionen von der Politik nach Gutdünken vergeben werden." Air Berlin war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Die deutsche Fluggesellschaft - deren Österreich-Ableger Niki rund 850 Mitarbeiter hat - steckt nach strategischen Fehlern und einer jahrelangen Verlustserie in einer existenziellen Krise. Allein voriges Jahr standen unter dem Strich knapp 800 Millionen Euro Verlust. Damit die Airline über die Runden kommt, musste Großaktionär Etihad seit dem Einstieg 2011 immer wieder tief in die Taschen greifen. Derzeit suchen die Araber nach Wegen, ihr glückloses Engagement in Deutschland zu beenden.

Geplatzter Deal mit TUIfly

Der jüngste Tiefschlag für Air Berlin kam ausgerechnet von der bisher so spendablen Airline aus dem Öl-Emirat Abu Dhabi: Etihad brach die Gespräche mit dem Reisekonzern TUI über die Gründung einer gemeinsamen Ferienfluglinie mit 60 Jets ab. In die hätte Etihad mit der österreichischen Airline Niki auch Teile von Air Berlin einbringen sollen. Der Deal ist geplatzt, wie gestern bekannt gegeben wurde.

Die Sanierung der deutschen Hauptstadt-Airline wird nun noch schwieriger. Retter könnte die deutsche AUA-Mutter Lufthansa sein. Die will aber nicht die Schulden der Air Berlin von mehr als einer Milliarde Euro schultern. Zudem müssten die Kosten bei Air Berlin sinken und die Kartellbehörden zustimmen, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr wiederholt betont.

Am Donnerstag verlautete wie berichtet, Etihad wolle den Touristikverkehr von Air Berlin nun allein unter der Marke Niki betreiben. Beobachter gingen laut "Berliner Zeitung" (Freitagausgabe) indes davon aus, dass die aktuelle Lösung mit Niki als eigenständigem Ferienflieger nur ein Zwischenschritt für womöglich nur einige Monate ist. Vieles deute darauf hin, dass Air Berlin/Niki der Lufthansa-Billigflug-Sparte Eurowings eingegliedert werden solle. Im europäischen Billigflugsegment würde damit eine Nummer drei etabliert, die es mit den Marktführern Ryanair und Easyjet aufnehmen soll, schreibt das Blatt.