Rund 2.000 Menschen sollen künftig in Graz quasi mit Bier ihre Wohnungen und Geschäftsräume heizen. Das ist das Ziel eines gemeinsam von der Brau Union, der österreichweit tätigen Kelag Wärme GmbH und der Immobiliengesellschaft C&P ersonnenen Energie-Konzepts, das auf der Nutzung von Gärwärme aus dem Brauprozess beruht. Vorgestellt wurde das Projekt am Freitag in Puntigam.
Brau Union Österreich-Generaldirektor Markus Liebl zufolge handelt es sich vermutlich europaweit um das erste Energieprojekt dieser Art. Mittels eines Wärmetauschers wird künftig die Abwärme von 40 Tanks, in denen täglich 4.000 Liter Bier vergären, in das in unmittelbarer Nachbarschaft entstehende Wohn- und Geschäftsviertel "Brauquartier" übertragen.
Am Ende der letzten Ausbaustufe im Jahr 2023 sollen dann zwischen 800 und 1.000 Wohnungen, Büros und Geschäftslokale mit Wärme aus der Traditionsbrauerei versorgt werden. Jährlich sollen das rund 3,8 Millionen kWh (Kilowattstunden) sein. Die Kelag investiert laut Presseaussendung insgesamt rund 1,5 Millionen Euro in das Projekt.
Erste Wohnungen 2018 fertig
Als Ausfallsreserve für die Kelag-Wärmepumpen - geplant sind zwei bis vier neue Anlagen - dient die bestehende Dampfanlage der Puntigamer-Brauerei, die im Notfall ein hundertprozentiges Back-up leisten kann.
Die ersten Wohnungen im Brauquartier sollen C&P-Vorstandsvorsitzendem Markus Ritter zufolge kommendes Jahr bezugsfertig sein. Rund 60 Prozent des geplanten Mini-Stadtteils befinden sich derzeit schon in Bau. Mit rund 65.000 Quadratmeter Fläche handelt es sich aktuell um das drittgrößte Urbanisierungsprojekt in Graz - nach den Reininghaus-Gründen und der Smart City.
Zum Gesamtkonzept des Brauquartiers gehört weiters eine 5.000 Quadratmeter große Grün- und Freizeitebene namens "Flying Garden", die die einzelnen Wohnblöcke auf Höhe des dritten Stockwerks miteinander verbinden soll. Wenn sich im Sommer die Bewohner des Brauquartiers dort künftig tummeln und wenig Heizbedarf besteht, könnte die in der Brauerei entstehende Abwärme verkauft und in andere Systeme eingespeist werden. Technisch sei dies jedenfalls möglich, erklärte Geschäftsführer Adolf Melcher von der Kelag Wärme.