Der Mobilfunker "3" (Hutchison) steigt ins Fernsehgeschäft ein. "Drei wird jetzt ein Kabelnetzbetreiber halt ohne Kabel", sagte "3"-Chef Jan Trionow am Mittwoch beim Start des Produkts am Mittwoch in Wien. Per App streamt "3TV" übers Internet 40 TV-Sender live und bis zu sieben Tage zeitversetzt, der Preis beträgt 7,90 Euro im Monat. Die Aufnahmefunktion ist allerdings urheberrechtlich umstritten.

Bereits vor einem halben Jahr hatte die Telekom Austria mit A1 Now ein ähnliches Streamingangebot gestartet und damit rechtliches Neuland betreten. Es ist nämlich nicht klar, ob Anbieter fremde TV-Programme aufnehmen und ihren Kunden zur Verfügung stellen dürfen. Die Fernsehsender stehen solchen Angeboten skeptisch gegenüber.

Recht auf Privatkopie

"3" erklärte in der Pressekonferenz, die Aufnahmefunktion sei vom Recht auf Privatkopie (Paragraf 42 im Urheberrechtsgesetz) umfasst. "Es ist wie ein privater Videorekorder, den wir für den Kunden installiert haben", meinte "3"-Manager Rudolf Schrefl. "Der Kunde beauftragt uns diese Funktion zu übernehmen."

Für die Fernsehsender bedeutet die Aufnahme aller TV-Kanäle, die "3" sieben Tage lang speichert, allerdings neue Konkurrenz für die eigenen Mediathek-Angebote. Trionow ist sich des Konflikts bewusst: "Bei Innovationen ist es oft so, dass man sich nicht nur Freunde macht", sagte er. Mit großem Widerstand rechnet er nicht, dieser sei auch bei anderen Angeboten bisher gering gewesen.

Ob "3" sich mit Rückstellungen gegen einen Rechtsstreit wappnet, wollte Trionow mit Verweis auf "Interna" nicht sagen. Für die lineare, klassische Kabelweitersendung zahlt "3" den Angaben zufolge ohnehin - wie andere Kabelnetzanbieter auch - eine Abgeltung an die Verwertungsgesellschaft Rundfunk (VGR). Eine Kabellizenz hat "3" seit 2011.

UPC wartet ab

Der "3"-Konkurrent, der Kabelnetzbetreiber UPC, bietet seine "Replay"-Funktion in der Schweiz bereits seit Jahren an, wartet in Österreich wegen der unklaren Rechtslage jedoch noch ab. Die Einführung werde geprüft, da die Funktion in anderen Ländern gut ankomme, erklärte eine UPC-Sprecherin auf APA-Anfrage am Mittwoch. Über die neue UPC-Box namens "Horizon" wäre der zeitversetzte Abruf technisch möglich.

3TV hingegen ist rein softwarebasiert und funktioniert per App auf Android-Smartphones, iPhones sowie am Computer. Und auch auf dem Chromecast, den Streamingboxen von Amazon und Apple und auf Smart-TVs ist 3TV verfügbar. Genutzt werden kann das Angebot pro Kunde auf zwei Geräten gleichzeitig. "3" plant auch die Video-on-Demand-Inhalte aus der 3Film-App mit 3TV zusammenzuführen.

Laut Schrefl sind die 40 Sender, davon vorerst sieben in HD, nur der Startpunkt. Das Senderangebot, das derzeit unter anderem ORF, ATV, Puls 4, Servus TV und die größten deutschen Fernsehsender umfasst, sowie der Funktionsumfang sollen 2017 noch ausgebaut werden.

"3" will jedenfalls nicht nur Bestandskunden, sondern alle Österreicher ansprechen. Für 3TV, das als Zusatzpaket konzipiert ist, braucht es allerdings einen "3"-Vertrag, dies könne jedoch auch eine Wertkarte sein, so Schrefl. Der Nutzung wiederum funktioniert aber über jede Breitbandverbindung, also auch unabhängig vom "3"-Netz. Das Streaming ist auch nicht vom Internet-Datenvolumen ausgenommen.