Der einst als "Dr. Untergang" geschmähte US-Ökonom Nouriel Roubini verbreitet mäßigen Optimismus für die Weltwirtschaft: "Ich erwarte keine neue globale Krise oder eine globale Rezession", sagte er am Donnerstag am Rande der Immobilienmesse Expo Real in München. Europa sei in einer Phase der wirtschaftlichen Erholung, "ok, aber nicht außergewöhnlich".

Die Europäische Zentralbank (EZB) werde ihre Null-Zins-Politik fortsetzen, um den Aufschwung nicht zu gefährden. Indes gebe es Krisenherde in Europa.

Roubini ist in Fachkreisen berühmt, weil er als einer der wenigen Ökonomen 2006 die weltweite Finanzkrise vorhersagte. Skeptiker, die dem New Yorker Professor nicht glaubten, schmähten ihn damals als "Dr. Doom" (Dr. Untergang). Seine derzeitige Einschätzung bedeute nicht, dass mit der Weltwirtschaft alles in Ordnung sei, fügte Roubini hinzu. "Das Wachstum ist seit zu langer Zeit zu schwach und hat bisher zu wenigen Menschen genutzt."

Mahnung an EU-Regierungen

Roubini mahnte die europäischen Regierungen. Die "Verlierer der Globalisierung" - gemeint sind die von Jobverlusten und Niedriglöhnen betroffenen unteren Einkommensgruppen - müssten die Chance auf Weiterbildung und eine Perspektive in ihrem Leben haben. "Wenn man die Verlierer ignoriert, wird die politische Gegenreaktion so aussehen, dass die Extremisten links und rechts noch extremer werden", sagte Roubini. Generell sieht der Ökonom Europa in einer ungemütlichen Lage: "Europa ist in schlechter Nachbarschaft. Russland wird aggressiver, und der Mittlere Osten brennt."