Der Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel bleibt weiterhin eine Herausforderung für Kärnten Betriebe. Im März waren 5500 Stellen offen. Mit einer neuen Agentur, die Arbeitskräfte aus Drittstaaten bzw. aus anderen Kontinenten anwerben soll, will das Land dem Mangel entgegenwirken. Schon nächste Woche soll die neue Agentur ihre Arbeit aufnehmen. Zu Beginn für jene drei Branchen mit dem nach Ansicht der Sozialpartner größten Fachkräftemangel: Elektrotechnik, Metallbearbeitung sowie Pflege und Gesundheit. Laut Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) wird das Land Kärnten fünf Millionen Euro in die Agentur investieren. Jährlich.

Zuschlag für Trenkwalder

Die Trenkwalder Personalvermittlung erhielt nach einem europaweiten Vergabeverfahren den Zuschlag für drei Jahre. Sie soll mit ihrem Netzwerk in Osteuropa, Asien und Afrika passende Fachkräfte finden und beim Behördenweg bis zur Rot-Weiß-Rot-Card begleiten. Trenkwalder-Vorstand Mark Pollok: „Wir wollen die Brücke sein zwischen den Unternehmen in Kärnten und den ausländischen Märkten und dann schauen, dass wir das perfekte Match für beide Seiten finden.“ Je nach Branche werde bei der Rekrutierung der Suchradius auf alle Kontinente erweitert, wobei man bei der Vermittlung auf kompatible Ausbildungsstandards achte. Die ersten der halbjährigen Branchen-Calls starten Anfang Juni.

Beate Prettner, Jürgen Mandl,  Sebastian Schuschnig und Mark Pollok bei der Präsentation: „Perfektes Match für beide Seiten“
Beate Prettner, Jürgen Mandl, Sebastian Schuschnig und Mark Pollok bei der Präsentation: „Perfektes Match für beide Seiten“ © Büro LR Schuschnig

Industrie „skeptisch“

Die Agentur wird einen eigens für den Kärntner Arbeitsmarkt zu befüllenden Arbeitskräfte-Pool aufbauen. Wie Unternehmen ihren Bedarf anmelden können, wird ab Mai auf der Website des Standortmarketings unter www.carinthia.com einsehbar. Die Zuteilung erfolgt durch einen Expertenrat der Sozialpartner und das AMS, dem auch die Schwerpunktsetzung und Festlegung von Kontingenten obliegt. Für jede erfolgreich vermittelte Arbeitskraft wird dem Betrieb ein Kostenbeitrag von 3500 Euro verrechnet. Zuvor wird mit den Betrieben das Anforderungsprofil abgesteckt. Ein „Rundum-Sorglos-Paket“, so Schuschnig, weil bereits im Vorfeld die erforderlichen Dokumente, Nachweise und für den Job gesetzlich erforderlichen Deutsch-Kenntnisse eingeholt sowie Behördenwege erledigt werden.

Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl spricht von einer Entlastung der Betriebe in Sachen Mangelberufe: „In Kombination mit dem Standortmarketing müssen wir jede Möglichkeit nutzen, qualifizierte Personen für Kärnten zu begeistern.“ Die Industriellenvereinigung Kärnten gibt sich abwartend bzw. skeptisch. Ihrer Meinung nach reicht die Mangelberufsliste jedenfalls noch nicht aus.

Beim Ankommen der neuen Arbeitskräfte soll das Carinthian International Center helfen. Damit ist nicht nur die Wohnungssuche gemeint, sondern auch Familiennachzug oder Kinderbetreuung, sagt Geschäftsführerin Alexandra Truppe.

Konkret soll eine „dreistellige Zahl an neuen Arbeitskräften“ - also 100? - jährlich gewonnen werden. „Wir werden pro Jahr rund 100 Personen mehr im Pflegebereich brauchen“, so Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Sie rechnet mit einer regen Nachfrage der Pflegeheime in Kärnten, um über die neue Agentur ausländische Pflegekräfte zu bekommen.