Der deutsche Reisekonzern TUI erhofft sich von der Rückkehr seiner Aktie an die Börse Frankfurt als Haupthandelsort Wachstumsimpulse. Die Konzentration auf den deutschen Börsenplatz durch den Rückzug der Hauptnotierung von der Londoner Börse nach zehn Jahren mache die TUI-Aktie attraktiver für globale Investoren, sagte Konzernchef Sebastian Ebel zum traditionellen Läuten der Börsenglocke auf dem Parkett in Frankfurt.

„Wir wollen unsere internationale Präsenz ausbauen, weiter profitabel wachsen und mit einfacheren Strukturen dieses Wachstum unterstützen.“ Die Aktie startete am Montag mit einem Plus von 1,4 Prozent auf 7,73 Euro in den Handel und baute ihre Gewinne im Verlauf aus. Im Juni könnte TUI in den Nebenwerteindex MDAX einziehen.

Hauptnotierung an der deutschen Leitbörse

Seit 2014 war das Unternehmen wegen der Fusion mit der britischen TUI Travel zugleich am Londoner Aktienmarkt, an der Börse Hannover und im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Der Großteil des Aktienhandels hat sich inzwischen nach Deutschland verlagert, deshalb hielt TUI eine Doppelnotierung nicht mehr für sinnvoll. Auch Kostenvorteile und Prestigegewinn sprechen für eine Hauptnotierung an der deutschen Leitbörse.

An der Londoner Börse war das Papier seit dem Höchststand von 54 Pfund (aktuell 63 Euro) im Reiseboomjahr 2018 überwiegend auf Talfahrt. Das spiegelt nach Ansicht des TUI-Managements nicht die guten Geschäftsaussichten angesichts einer ungebrochen hohen Reisenachfrage wider. Von der Coronakrise, die der Konzern auch dank Staatshilfe überstand, hat sich TUI vollständig erholt. In den vergangenen Jahren konzentrierte sich das Unternehmen darauf, mit Kapitalerhöhungen die Krise zu überstehen. Die Aktie sank so stark, dass sie in London aus dem Index flog. „Das ist jetzt auf null gestellt - wir wünschen uns, dass wir rein operativ bewertet werden“, sagte Finanzchef Mathias Kiep.

„Wir gehen mit gesundem Optimismus in den Sommer hinein“

Mit fünf eigenen Airlines, drei Kreuzfahrt-Linien und etwa 400 eigenen Hotels ist TUI bereits weltweit der größte Tourismuskonzern. Heuer erwartet der Reiseveranstalter mindestens so viele Kunden wie vor der Coronapandemie 2019, als gut 20 Millionen Menschen mit TUI Urlaub machten. Der Umsatz soll mindestens um 10 Prozent auf etwa 23 Milliarden Euro zulegen, das bereinigte Betriebsergebnis sogar um mindestens 25 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro. Er sei sicher, diese Ziele zu erreichen, erklärte Ebel. „Wir gehen mit gesundem Optimismus in den Sommer hinein.“

Künftig will der Reiseriese, der bisher vor allem Kunden in Deutschland und Großbritannien hat, in Zielländern wie Spanien oder China Touristen gewinnen. Neben der im Voraus organisierten Pauschalreise setzt TUI dabei zunehmend auf individuell zusammengestellte Touren und auf Einzelbuchungen für Hotels und Flüge oder den Verkauf von Tickets für Aktivitäten über eine App. „Wir sehen uns nicht als Veranstalter, sondern als Vermarktungsplattform“, sagte Ebel. Ein wichtiger Schritt dazu war die Übernahme der Plattform Musement, mit der TUI dem Marktführer „Get your Guide“ Konkurrenz macht. Mit Zukäufen zu wachsen steht Ebel zufolge vorerst aber nicht auf der Agenda, sondern eine Weiterentwicklung aus eigener Kraft. „Wir müssen aufs Geld aufpassen, die Verschuldung senken und die Profitabilität erhöhen.“