In den Bezirken bleibt der steirische Gesundheitsplan der große Aufreger, wie man zuletzt in Aussee erleben konnte. Im Landhaus griffen Hannes Amesbauer und FPÖ das Thema auf.

Amesbauer bezweifelte nicht die Probleme: Aber "Strukturen zu verbessern heißt nicht, sie zu zerschlagen". Bei der Ärzteausbildung oder bei Reformen, wie jene der Sozialversicherungen, gäbe es jahrelange Versäumnisse von Bund und Land.

"Gut funktionierende Häuser werden geschlossen und Menschen am Land zu Patienten zweiter Klasse erklärt", beklagte Amesbauer. Er meinte, die Primärversorgungszentren in den Ballungsräumen würden "nicht mehr Nähe und Qualität bedeuten".

Und weiter: Wo sei die Sparsamkeit, im Bezirk Liezen drei Häuser zu schließen nachdem "in Aussee erst 2013 ein neues Haus eröffnet worden ist?!". Auch in "Eisenerz sind die Mitarbeiter verzweifelt."  
Aber auch in Graz sei es "abenteuerlich", wenn werdende Mütter aus Kapazitätsmangel in anderen Häusern landen.

29 Fragen hatte die FPÖ dazu an ÖVP-Spitalslandesrat Christopher Drexler formuliert. Zu viele, um sie in 30 Minuten zu beantworten. Es musste unterbrochen werden, Drexler erhielt dann 20 Minuten zusätzlich.

Freilich verteidigte der Referent die Reformpläne: "Ich will mir nicht vorwerfen lassen, nicht zu reagieren". Auf die steigende Lebenserwartung, auf die rasante Entwicklung der Medizin und die Bevölkerungsentwicklung.

Stipendien für Ärztenachwuchs

"Es gehören mehr junge Mediziner ausgebildet", ließ Drexler beim Thema Ärztemangel aufhorchen: "Die Zugangsbeschränkungen und die Szenen beim Aufnahmetest sind bizarr", so der Landesrat. Zur Erinnerung: Für 360 freie Plätze in Graz sind heuer 3359 Anmeldungen eingegangen. 

Drexler geißelte den Test für neue Ärzte, "wo Zahnräder gedreht oder irgendwelche Physiktests unternommen" würden.
Daher "plane ich ein Stipendien-Programm für junge Steirer, um sie an private Medizin-Unis zu senden. Im Gegenzug bleiben sie dann eine gewisse Zeit am Spital."  

Auch sei er mit GKK und Ärztekammer im Gespräch: Nur "beide sind nicht über Gebühr für Dynamik und Flexibilität bekannt". Aber Drexler wolle nicht ewig zusehen, wieso in der Steiermark kein Jobsharing bei Ärzten möglich sei.

Aufnahmetest für Meduni-Kandidaten
Aufnahmetest für Meduni-Kandidaten © APA

Auf Spitalsebene wurde immerhin reagiert und die Besoldung verbessert und ein Lebensphasenmodell eingeführt: "98 Prozent der Dienstposten sind durchgehend besetzt."

Sieben Mütter umgeleitet

Die Probleme an der Grazer Geburtsklinik relativierte Drexler: Bei 10.000 Kindern, die seit 2015 am LKH Uniklinikum Graz zur Welt gekommen sind, wurden in sieben Fällen die Mütter auf andere "hervorragende Häuser" umgeleitet. Inzwischen würden am LKH zeitweise die Betten aufgestockt. 

Zu den Gesundheitszentren: "Da wollen wir das bestehende System ergänzen." Dort werde im Team gearbeitet, aufgewertet durch Pfleger und Physiotherapeuten. Das Land unterstützt die Pilotversuche auch finanziell. 

Liezen wiederum sei eine "Spezialsituation". Aber das Leitspital kommt, aufgewertet durch die Abteilung für Kinder und Jugendheilkunde, für Neurologie und der neuen Geburtenstation.

"Nicht schönreden"

Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) rügte: Man "darf die Situation an der Geburtenstation in Graz nicht schönreden". Sie tritt gegen einen Bettenabbau ein und will nochmals überprüfen lassen, wie sich die Schließung der Geburtenstation von Wagna und Voitsberg auswirkt.

Sandra Krautwaschl (Grüne) gefiel das Ziel, die "niedergelassene Versorgung auszubauen und zu verstärken". Der Politikerin fehlt aber noch der Glaube, dass "alle, voran ÄK und Sozialversicherung, dahinterstehen, um das umzusetzen". Modelle für Jobsharing bei Ärztinnen müssten endlich auch in der Steiermark kommen.

Maria Fischer (SPÖ) ergänzte, die chirurgische Ambulanz in Mürzzuschlag sei im 24-Stunden-Dienst nicht aufrecht zu erhalten. Ohne Zusatzangebot könne die Ambulanz 2018 aber abends nicht geschlossen werden. Im Oktober wird man darüber weitere Verhandlungen führen.      

Unwetter

Die Unwetter und Schäden des Sommers griffen Lambert Schönleitner und Grüne im Landtag auf. Verärgert über den "jahrelangen Unwillen, eine Raumordnungsnovelle mit Maßnahmen zur Eindämmung von Zersiedelung, Flächenfraß und Einkaufszentrenwildwuchs", forderte man Gesetzes-Änderungen. Etwa um, den "Überhang an Bauland in der Steiermark abzubauen".   

Adressat der Forderungen war SP-Umweltlandesrat Anton Lang, der neuerdings auch für die Finanzen zuständig ist. So weiß er zu gut, dass die Soforthilfe nach den Unwettern ebenso das Budget belastet.

Bisher wurden 46 Millionen Euro an Hilfen gewährt, mit einer "Ausdehnung (...) vor allem zur Wiederherstellung der zerstörten Infrastruktur, ist zu rechnen", heißt es im Budgetbericht. Teilweise treffen die Lasten auch das Budget 2018, weshalb man mit dem Bund über eine Erhöhung der Mittel aus dem Katastrophenfonds verhandelt.

Erwachsene bilden

Erfreuliches war in der Landstube auch dabei: Für die Initiative Nachholen des Pflichtschulabschlusses für Erwachsene werden für die Jahre 2018 bis 2021 jeweils 150.000 Euro beschlossen. Für die "Basisbildung" werden weitere 400.000 Euro fließen. Die andere Hälfte der Kosten trägt der Bund, informiert man bei Landesrätin Ursula Lackner.