Punkt 19.30 Uhr haben die Security-Mitarbeiter am Samstagabend die Türen zum Grazer Congress geöffnet. Es war diesmal aber nicht nur das Tor zu einem der schönsten Veranstaltungssäle der Stadt, sondern vor allem das Tor zu einer anderen Welt. Der schwul-lesbische Verein "RosaLila PantherInnen" hat zum traditionellen Tuntenball geladen - heuer unter dem Motto "Night Of Stars - Come out, get out".
Klar, dass sich bei diesem Thema besonders viele Stars und Sternchen am roten, pardon ... in diesem Fall violetten Teppich tummelten. Verkleidet natürlich. Wobei, ob echte VIPs oder nur im Kostüm - das ist am schrillsten Event der Landeshauptstadt ohnehin egal. Wie Promis werden hier alle behandelt, betonte Veranstalter Joe Niedermayer. Daher gibt es auch keine VIP-Tische - und den Hollywood-Glamour für jedermann. Und jederfrau.
Und doch feierten einige bekannte Gesichter mit - darunter die ORF-Moderatoren Alfons Haider und Christoph Feurstein, Politiker wie Werner Kogler und Mario Lindner.
Party vor dem Ball
Nicht alle Gäste wollten solange warten, bis der Ball offiziell eröffnet. Nicht wenige gaben zu, dass sie schon vorab privat gefeiert haben. Besonders exzessiv hat das offenbar die ehemalige Miss Tuntenball Madame Fatalia Fatal Kajal getan.
Mit etwa 60 Gästen hat sie sich ein Lokal in der Grazer Innenstadt angemietet - und ist im Anschluss mit einer eigens organisierten Straßenbahn samt Bands durch die Stadt gekurvt.
Beim Tuntenball ist jeder ein Star
Fix war für die Gäste jedenfalls, dass Roman Schneeberger, künstlerischer Leiter des Balles, vorab nicht zu viel versprochen hatte. Er betonte ja, dass sich "die Ballgäste auf ein überdimensionales Filmset" freuen dürfen.
Damit meinte er unter anderem den "Walk of Queer-Fame", der 100 Sterne lang ist und die Namen von homosexuellen Stars und Ikonen der Szene trägt.
Das Motto ließ darüber hinaus allerdings auch Luft für viele Interpretationen. Daher waren auch etwas andere Stars am Abend Thema - Sterne und Planeten nämlich, die sich auf zahlreichen Kostümen finden.
Eine Million Glitzersterne
Das galt auch für die Deko. In den Stefaniensaal wurde für diesen einen Abend ein Sternenhimmel gezaubert - mit einer Million Glitzersternen.
Und dann waren da noch die Bilder von etwa 20 Planeten, die das Konzept des Balles abrundeten.
Im Laufe des Abends warteten auf die etwa 2500 Gäste zahlreiche Highlights - darunter die Polonaise, die Wahl zur Miss Tuntenball oder die Prämierung des besten Kostüms. Und natürlich eine schrille Mitternachtseinlage.
Die "Goldene Panthera"
Ein Highlight des Abends war darüber hinaus die Verleihuung der „Goldenen Panthera“ an einen Herren namens Adam.
Adam ist aus dem Irak und musste aufgrund seiner Homosexualität aus seinem Heimatland flüchten.
„Im Irak hatte seine Liebe keinen Platz, in Österreich hat er nun Zuflucht gefunden. Ein besonderer junger Mann, der aller Gegenwehr zum Trotz nun offen zu seiner Liebe steht.“, so Tuntenball-Macher Joe Niedermayer.
Nach einer langen und lebensgefährlichen Flucht, die ihn über die Türkei nach Griechenland, weiter über Bulgarien und Serbien bis nach Wien brachte, fand er in Österreich Akzeptanz für seine sexuelle Orientierung und damit ein neues Lebensgefühl.
Adam freute sich über den Preis – und seine neue Heimat: „Hier kann ich sein, wie ich bin. Ich hätte mir früher nie vorstellen können, offen über Homosexualität zu sprechen. In meiner Heimat musste ich meine Liebe immer verstecken. Jetzt zum Glück nicht mehr.“
Im Sinne dieser Toleranz und Gleichberechtigung wurde dann bis in die frühen Morgenstunden getanzt.