Nach der Kollision zweier Züge im obersteirischen Bahnhof Niklasdorf haben die Aufräumarbeiten begonnen, nachdem das Landeskriminalamt die Unfallstelle freigegeben hatte:Zwei Kräne sind im Einsatz und sollen zunächst einmal die "unversehrten" Waggons flott machen. Nach einer neuerlichen Besichtigung durch den Staatsanwalt zu Mittag, wurde auch mit dem Abtransport der beschädigten Waggons begonnen. Zunächst wurde der umgestürzte Teil des EC wieder in die Schienen gehoben (siehe Video unten).
Die Bahnstrecke zwischen Bruck an der Mur und Leoben bleibt voraussichtlich bis Mittwoch gesperrt, danach soll sie zumindest einspurig wieder befahrbar sein. Es sei ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden, teilten die ÖBB auf ihrer Homepage mit. Fahrgäste müssten mit Verzögerungen von bis zu 40 Minuten zu rechnen. Nachtzüge würden außerdem großräumig umgeleitet.
So wurde EC wurde wieder auf die Schienen gehoben:
Unterdessen hat die Polizei die Zahl der Verletzten korrigiert. Demnach wurden insgesamt 28 Personen, darunter ein Kind und zwei Jugendliche, leicht verletzt. Eine 19-jährige Frau erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Vier Personen befinden sich noch immer in stationärer Spitalsbehandlung. Auch die Einvernahmen durch die Polizei haben mittlerweile begonnen, sie nahmen wegen der unterschiedlichen Nationalitäten bzw. dem Verletzungsgrad der Opfer "erhebliche Zeit in Anspruch", sagte ein Polizist. Der Lokführer des Regionalzuges wurde leicht verletzt, während der Lokführer des EC unverletzt blieb. Beide konnten aber noch nicht einvernommen werden, weil sie unter Schock stehen.
Montagmittag waren aus noch nicht bekannter Ursache ein EuroCity (EC216) der Deutschen Bahn und ein CityJet im Bereich einer Weiche seitlich kollidiert. Dabei wurde die Seitenwand eines Waggons im letzten Drittel des Fernreisezuges aufgerissen. Eine 58-jährige Frau aus dem Landkreis Ludwigsburg (Deutschland) wurde getötet. Sie hatte ihre Tochter in Graz besucht und war auf dem Heimweg gewesen. Insgesamt waren die beiden Züge zum Unfallzeitpunkt mit rund 80 Personen aus verschiedenen Nationen besetzt.
Niklasdorf: Die Bergung der Unfallzüge läuft an
Untersuchungskommission ermittelt
Unterdessen haben Dienstagfrüh die Aufräumarbeiten am Bahnhof Niklasdorf begonnen. Im Laufe des Tages werden Spezialkräne erwartet, um die schwer beschädigten Zuggarnituren zu bergen. Eine Untersuchungskommission des Bundesministeriums hat die Ermittlungen übernommen. Diese könnten mehrere Wochen dauern, so Bernhard Rieder von den ÖBB zur Kleinen Zeitung.
Bei den beiden Bahn-Garnituren handelt es sich einen EuroCity (EC216) der Deutschen Bahn von Graz nach Saarbrücken und einen Personen-Nahverkehrszug, der von Leoben in Richtung Bruck und damit in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war. Gegen 12.45 Uhr sollten die Züge im Bahnhof Niklasdorf aneinander vorbeifahren, doch es kam zu einer sogenannten Flankenkollision. Dabei wurde ein Waggon der Garnitur der Deutschen Bahn aufgerissen. Die meisten der Verletzten befanden sich in diesem Waggon, schilderte Polizeisprecher Markus Lamb.
Die Verletzten wurden laut Polizeisprecher Lamb in die Krankenhäuser nach Leoben und Bruck an der Mur gebracht. Einige von ihnen standen unter Schock. Die Leiche der getöteten Passagierin wird auf Anordnung der Staatsanwaltschaft obduziert, über die Todesursache lässt sich derzeit noch nichts sagen. Die Landesleitzentrale der Polizei hat unter der Telefonnummer 059133/60-2222 eine Auskunftsstelle für Angehörige der Passagiere bzw. für Auslandsvertretungen eingerichtet.
Niklasdorf: Eine Zuginsassin erzählt vom Unfall
Drei Feuerwehren mit 42 Einsatzkräften und sieben Fahrzeugen waren im Einsatz. Das Rote Kreuz war mit 19 Rettungs- sowie zwei Notarztfahrzeugen am Unfallort und versorgte die Patienten. Die Feuerwehrleute mussten teils hydraulisches Rettungsgerät einsetzen. Teile der Garnituren waren aus den Schienen gesprungen. Der Rettungseinsatz war gegen 14.30 Uhr abgeschlossen. Das Landeskriminalamt Steiermark, Außenstelle Niklasdorf, hat die Ermittlungen zur Unfallursache übernommen.
Ein Toter, viele Verletzte: Zwei Züge stoßen in Niklasdorf zusammen
Nun sollen die Fahrtenschreiber sowie die Signalstellungen und sogenannten Zufahrtsstraßen der Züge ausgewertet werden. Durch die Kollision dürfte es zu Schäden an Masten und Oberleitungen der ÖBB gekommen sein. Inwieweit das Gleisbett durch die aus den Schienen gesprungenen Züge in Mitleidenschaft gezogen wurde, ließ sich noch nicht sagen. Die Höhe des Sachschadens ist daher auch noch nicht abschätzbar.
ÖBB-Chef Andreas Matthä sagte, "in dieser schwierigen Situation sind unsere Gedanken und unser Mitgefühl bei den Betroffenen und deren Angehörigen. Unsere volle Unterstützung gilt den Einsatzkräften, Mitarbeitern und Helfern, welche die Menschen vor Ort versorgen. Wir danken allen für Ihren Einsatz". Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) twitterte: "Meine Gedanken sind bei der Familie und den Freunden des Todesopfers. Allen Verletzten wünsche ich eine baldige Genesung", er bedanke sich auch bei allen Einsatzkräften.
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) drückten den Hinterbliebenen des Todesopfers ihre Anteilnahme aus und wünschten den Verletzten rasche Genesung. "Das tragische Zugsunglück in Niklasdorf zeigt, wie wichtig die haupt-und ehrenamtlichen Helfer von Feuerwehr und Rotem Kreuz für unsere Gesellschaft sind", sagte Schützenhöfer. Als "schreckliches Unglück" bezeichnete der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) laut einer Aussendung den Zusammenstoß der Personenzüge.