Eine üble Unwetternacht haben vor allem viele Obersteirer hinter sich. Gleich mehrere heftige Gewitterzellen hintereinander haben in vielen Teilen der Obersteiermark enorme Schäden angerichtet. Die Tragweite wird jetzt nach und nach sichtbar.
- Teile der Bezirke Liezen (Sölk, Öblarn, Irdning-Donnersbachtal) Murau (Niederwölz und Oberwölz) und Murtal (Pölstal) wurden von den Behörden zum Katastrophengebiet erklärt.
- Tragisches Unglück: Bei Jugendfeuerwehrlager wurde 13-Jähriger im Sturm von einem Zeltteil tödlich verletzt.
- Zahlreiche Straßensperren im Murtal und Ennstal
- Das Lachtal ist mittlerweile (eingeschränkt) wieder erreichbar
- Der Sölkpass und weitere einzelne Straßen bleiben aber weiterhin gesperrt - weil sie unterspült wurden.
- 200 Menschen mussten Freitagabend in Oberwölz evakuiert werden - sie durften mittlerweile zurück in ihre Häuser.
- Breitflächig hat es im Murtal und Ennstal 50 bis 100 Liter pro Quadratmeter geregnet
- Mehr als 1000 Feuerwehrleute waren steiermarkweit im Einsatz - nicht nur, um Schäden zu beseitigen. "Wir füllen Sandsäcke, weil wir auf noch Schlimmeres gefasst sein müssen", wie der Murauer Bereichsfeuerwehrsprecher Walter Horn sagt.
- Denn die Unwettergefahr bleibt weiterhin sehr hoch
- Samstagabend zogen im Murtal schon wieder schwere Gewitter auf.
Die aktuelle Lage nach den Unwettern im Live-Bericht
20.05 Uhr. "Wir sind schon wieder im Einsatz", sagt Alexander Brunner von der Feuerwehr Oberwölz.
19.55 Uhr. Die Befürchtungen haben sich offenbar bewahrheitet. Ausgerechnet in der Region um Oberwölz und dem Lachtal gehen derzeit abermals schwere Gewitter nieder, wie die aktuelle Blitzkarte zeigt. Auch von Hagel im Ortsgebiet von Oberwölz berichten User auf Facebook/AktuelleWetterwarnungenfürÖsterreich
19.25 Uhr. Die aktuelle Warnkarte der Unwetterzentrale:
19 Uhr. Was viele befürchtet haben, bahnt sich nun tatsächlich an: Über dem Murtal haben sich bereits wieder erste Gewitterzellen gebildet, wie der aktuelle Blitzmonitor zeigt. Auch aus dem Salzburger Gebiet ziehen von Westen her weitere größere Gewitterfronten heran. Zwar sollten die Regenmengen am Samstag laut Zamg nicht mehr so hoch ausfallen wie am Freitag - doch die Böden können in den Katastrophengebieten fast kein Wasser mehr aufnehmen.
18.45 Uhr. Das Lachtal ist mittlerweile von der Niederwölzer Seite mit dem Auto erreichbar. Die Autobahnmeisterei Scheifling hat hier mit einem Sondereinsatzkommando in stundenlanger Arbeit die vermurte Strecke ab Schiltern so weit freibekommen, dass auch die eingeschlossenen Urlauber der Lachtaler Hüttendörfer nach Hause fahren konnten.
18.20 Uhr. Bericht aus dem Murtaler Katastrophengebiet um Oberzeiring: "Das Lachtal ist von Oberzeiringer Seite weiterhin nicht erreichbar", erklärt Hagen Roth vom Bereichsfeuerwehrverband Judenburg. Jene Personen die gestern in zwei Seitentälern von Oberzeiring eingeschlossen waren, "sind mittlerweile heraußen und in Sicherheit", so Roth. Die Wege dorthin seien mit Fahrzeugen aber weiterhin nicht zu erreichen. Zudem seien Straßen auch im Ortsgebiet von Oberzeiring massiv unterspült worden.
Gernot Krepelka aus Oberzeiring hat uns ein Bild mit einem verschütteten Auto zur Verfügung gestellt, das die dramatische Lage zeigt:
18.10 Uhr. Noch einmal ein Lagebericht aus dem Katastrophengebiet im Ennstal, von Bereichsfeuerwehrsprecher Christoph Schlüßlmayr: Demnach waren am Samstag vor allem rund um die Gemeinden Sölk, Irdning-Donnersbachtal und Öblarn insgesamt 17 Feuerwehren mit 300 Einsatzkräften am Werk. "Obwohl die Hauptverkehrswege wieder freigemacht wurden, sind diese durch Unterspülungen bzw. teilweiser Zerstörung nach wie vor nicht befahrbar und somit großteils gesperrt", sagt Schlüßlmayr.
17.45 Uhr. Fotograf Peter Haselmann war am Samstagnachmittag im Katastrophengebiet um Oberwölz unterwegs, wo es neben Aufräumarbeiten vor allem darum ging, Vorkehrungen gegen neuerliche Regenfälle zu treffen.
17.10 Uhr. Kurzes Update aus dem Katastrophengebiet Liezen. "Im Einsatz sind die Feuerwehren derzeit nur noch im Donnersbachtal", sagt Bereichsfeuerwehrsprecher Christoph Schlüßlmayr. Hier sei die Straße zum Teil massiv unterspült worden.
Gesperrt sind aber weiterhin die Straße über den Sölkpass sowie in das Walchental (bei Öblarn). "In beiden Fällen wird am Sonntag noch einmal geprüft, ob die Straßen geöffnet werden können."
16.20 Uhr. Der meteorologische Blick in die Zukunft erfüllt den Stab des Katastrophenschutzes mit Sorge. Zwar ist laut dem Zamg-Meteorologen Friedrich Wölfelmaier "derzeit die Lage noch ruhig", im Laufe des Abends könnten aber ausgerechnet in den von den Freitagsunwettern betroffenen Gebieten wieder Gewitter aufziehen. "Zu erwarten sind sie in einer Linie vom oberen Murtal bis zum Wechselgebiet", so Wölfelmaier.
Zwar sei das Unwetterpotenzial "nicht mehr so hoch wie am Freitag", doch können insbesondere im Murtal, Ennstal und Mürztal die Böden oftmals keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen. Zusätzlich sind viele Rückhaltebecken voll bzw. durch Baumstämme verklaust.
16.05 Uhr. Dass die Unwetter Freitagnacht nicht nur punktuell, sondern breitflächig in vielen Teilen der Obersteiermark Schäden angerichtet haben, lässt sich auch an den Regenmengen ablesen: "Es hat breitflächig 50 bis 70 Liter geregnet, und in den Gewitterzentren wie Oberwölz sogar bis zu 100 Liter", sagt Zamg-Meteorologe Friedrich Wölfelmaier.
15.25 Uhr. Teile der Bezirke Liezen (Sölk, Öblarn, Irdning-Donnersbachtal) Murau (Niederwölz und Oberwölz) und Murtal (Pölstal) wurden zum Katastrophengebiet erklärt. "In diesen Bereichen sind bzw. waren unsere Katastrophenschutzbeauftragten unterwegs", erklärte am Samstagnachmittag der ressortzuständige LH-Vize Michael Schickhofer. Noch immer seien in den betroffenen Gebieten einzelne Gehöfte von der Außenwelt abgeschnitten. "Neben der Wiederherstellung der Straßenverbindungen hat es höchste Prioriät, die Rückhaltebecken freizubekommen, da für Sonntag erneut schwere Gewitter erwartet werden", so Schickhofer, der gleichzeitig "allen Einsatzkräften für ihre unermüdliche Arbeit" dankt. "Und unser ganzes Mitgefühl gilt den Angehörigen des in St. Georgen verstorbenen Jugenfeuermannes."
14.55 Uhr. Mit welcher Kraft die Wassermassen am Freitag dahergekommen sind, zeigt ein Video der Feuerwehr Oberzeiring:
14.45 Uhr. Zwischen all der Unwetter-Dramatik auch ein Happy End: In der Alpenvereinshütte bei Öblarn hätte am Samstag eine Hochzeit stattfinden sollen. Hochzeitsgewand, Eheringe und Geschirr wurden gestern schon dort deponiert - doch dann kamen die Gewitter und die Hütte ist noch immer nicht erreichbar. Wie und durch den Einsatz welcher Helfer die Hochzeit heute doch noch stattfinden konnte - erfahren Sie im Bericht von Beate Pichler.
14.15 Uhr. Ein kurzes Video von Aufräumarbeiten, wie sie in diesen Stunden in vielen Teilen des Landes passieren. Im konkreten Fall werden hier Schlammmassen im Donnersbachtal beseitigt.
13.45 Uhr. Verkehrs-Update - weiters wegen der Unwetter gesperrt sind:
- Die Sölkpass-Straße (L704) zwischen Stein an der Enns und Schöder
- Die Hocheggerstraße (L514) ab Oberzeiring Richtung Lachtal. (voraussichtlich bis Sonntag)
- Die B317 bei St. Georgen ob Judenburg (hier ist die Unterflurtrasse gesperrt)
- Dazu kommen Dutzende kleinere Straßenverbindungen zu einzelnen Häusern - etwa im Donnersbachtal (siehe Bild unten), in weiteren Seitentälern von Oberwölz, dem Ennstal und dem Mürztal.
13.15 Uhr. "LH Hermann Schützenhöfer hat mit Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden Kontakt aufgenommen und wird sich um rasche und bestmögliche Hilfe durch Bund und Land kümmern", heißt es in einer ersten Stellungnahme des steirischen Landeshauptmann-Büros.
13 Uhr. In Öblarn tagt zur Stunde ein Krisenstab mit Vertretern der Gemeinden Sölk, Irdning-Donnersbachtal und Öblarn.
12.30 Uhr. Völlig verzweifelt zeigt sich auch Manfred Schwarzlechner, Pächter des Woffenhauses bei Donnersbachwald. Sein Auto wurde im Zuge der Unwetter komplett zerstört. "Die Fluten haben das ganze Auto mitgerissen." Er zeigt, wie hoch das Wasser Freitagnacht in seinem Gebäude gestanden ist - wo sein zweites Auto (unter Wasser) stand.
12 Uhr. Auch im Raum Donnersbachwald und Riesneralm haben die Unwetter große Schäden angerichtet. Die Straße ist nur erschwert passierbar, einige Häuser sind überhaupt nicht mit dem Auto zu erreichen.
11.30 Uhr. Zwischen dem Aufräumen der ärgsten Schäden und Vorbereitung für die nächsten drohenden Gewittern ist die Bevölkerung in Oberwölz hin- und hergerissen. "Es ist richtig schlimm, wir kommen mit dem Wegräumen gar nicht nach und da schauen schon wieder die nächsten Gewitter her", sagt Johann Plank, der auch bereits Sandsäcke gegen mögliche weitere Überschwemmungen aufgelegt hat.
11.15 Uhr. "Auf einmal ist die Flut gekommen", schildert Peter Tragner aus Oberwölz, der sich vor den Wassermassen nur durch den Sprung auf eine Bank retten konnte - und dort rund eine Dreiviertelstunde ausharren musste. Die Lage in Oberwölz im neuesten Video:
Unwetter in Oberwölz: "Auf einmal ist mir die Flut entgegen gekommen"
11 Uhr. Das gesamte Lachtal ist noch immer nicht erreichbar. "Hier gibt es viele Ferienhäuser und Hütten.", so Feuerwehrsprecher Walter Horn. "Daher warten dort nun zahlreiche Urlauber, die ihre Heimreise nicht antreten können. Umgekehrt können natürlich auch keine neuen Urlauber hinein.
"Es dürfte sicher bis zum Abend dauern, bis wir zumindesten einen Teil der Straße ins Lachtal freibekommen", schätzt Horn. Mit einem großen "Aber": "Wenn heute Abend abermals Gewitter kommen, könnte sich das eventuell nicht ausgehen.
10 Uhr. Folgende größere Straßenverbindungen sind nach den Unwettern in der Obersteiermark gesperrt.
9 Uhr. Besonders heftig erwischt hat es die Gebiete um Oberwölz, Oberzeiring und dem Lachtal.
"Wir haben mit dem Polizeihubschrauber gerade Erkundungsflüge durchgeführt, um festzustellen welche Seitentäler noch von der Außenwelt abgeschnitten sind", sagt Feuerwehrsprecher Walter Horn.
8 Uhr. Einsatzleiter Michael Hendel berichtete noch Freitagnacht, dass in Oberwölz 200 Menschen evakuiert werden mussten, nachdem dort Bäche über die Ufer getreten waren und massive Hangrutschungen drohten. Die Evakuierung ist mittlerweile aufgehoben. Die Feuerwehr war bzw. ist noch immer mit rund 150 Kräften im Einsatz. Hier der Einsatzleiter im Video von Freitagnacht:
Nach Unwetter: 200 Oberwölzer mussten evakuiert werden
Im Gegensatz zu 2011, als das Ortszentrum von Oberwölz überschwemmt worden war, habe es diesmal vor allem die Seitentäler getroffen, erklärte Horn.
5 Uhr. Im Raum zwischen Knittelfeld und Spielberg waren in der gesamten Nacht ebenfalls 110 Feuerwehrleute an 27 verschiednen Stellen im Einsatz, berichtet Bereichskommandant Erwin Gangl: "Es wurden zahlreiche überflutete Keller, Wohnungen und Unterführungen leergepumpt sowie umgestürzte Bäume von den Straßen entfernt."
Menschen in Fahrzeugen von Mure eingeschlossen
4 Uhr.Ennstal. Nachdem am frühen Abend in Liezen, Pyhrn, Döllach, Ardning Frauenberg und Hall nach ersten Gewittern Keller auszupumpen und umgestürzte Bäume von der Fahrbahn zu beseitigen waren, traf es vor allem die Sölktäler, das Walchental (Öblarn) und das Donnersbachtal spätnachts mit voller Wucht. "Hier waren zahlreiche Gebiete von der Außenwelt abgeschnitten bzw. sind es noch immer", berichtete Bereichssprecher Christoph Schlüßlmayr um ein Uhr früh. Im gesamten Abschnitt waren 600 Feuerwehrleute von 42 Wehren im Einsatz!
"Massiv betroffen war die Großsölk im Ortsteil Fleiß Höhe Stausee, eine Mure verschüttete die Sölkpaß-Landesstraße auf einer Länge von über 100 Metern. Nachdem talauswärts ebenfalls weitere Muren die Straße verschütteten, war fünf Fahrzeugen dazwischen der Weg in beide Richtungen abgeschnitten. Die Fahrzeuginsassen wurden in Sicherheit bzw. über die Staumauer auf die andere Talseite gebracht, wo sie per Shuttledienst zu ihren Familien transportiert wurden", so Schlüßlmayr.
Erst durch den Einsatz von schwerem Gerät konnten die Geröllmassen schließlich beseitigt werden, unterstützt von den Feuerwehren Fleiß, Stein und Michaelerberg.
Zwischendurch ereignete sich auf der B320 ein Verkehrsufall mit Personenschaden bei Stainach, ein Fahrzeug hatte sich überschlagen, die Feuerwehren Stainach und Unterburg rückten zur Menschenrettung aus.
Die Feuerwehren Donnersbach, Donnersbachwald und Altirdning rückten zur Bearbeitung mehrerer Schadenslagen entlang des Talverlaufes aus, mehrere Posten besetzten die Brücken entlang der Straße, um den Pegelstand zu beobachten, nachdem dieser stark angestiegen war.
Auch die Ennstalbundesstraße blieb von einigen Murenabgängen nördlich des Mitterbergs nicht verschont, die Feuerwehren St. Martin und Lengdorf sorgten hier für das Umleiten des über die Ufer getretenen Baches und Freimachen der B320.
Weitere Murenabgänge ereigneten sich auch in den Gemeindegebieten von Gröbming, Liezen, Pyhrn, Johnsbach und Mitterberg; durch über die Ufer getretene Bäche mussten die Feuerwehren auch zahlreiche Keller auspumpen.
Hagel im Mürztal
3 Uhr. Massiv gehagelt und vor allem geschüttet hat es in Teilen des Mürztals. Auch hier waren 6 Feuerwehren mit 92 Leuten im Einsatz, wie Feuerwehrsprecher Robert Pusterhofer berichtet. "Am stärksten betroffen war das Gebiet um Mürzzuschlag." Es kam hier mehrmals zu Überflutungen. Auch hier ist eine Straße im Bereich Steingraben gesperrt - sie kann erst im Laufe des Samstags freigemacht werden.
Heike Rinnhofer aus Hönigsberg hat uns ein Video vom dortigen Hagelsturm geschickt.
2 Uhr. Laut Einsatzzentrale der Feuerwehr wurden in der Nacht auf Samstag insgesamt 210 steirische Feuerwehren zu 265 Einsätzen gerufen. "Besonders betroffen waren die Bereiche Murau (Oberwölz, Niederwölz), Judenburg (Oberzeiring, Unzmarkt, St. Georgen o.J.), Liezen (Sölktal, Gröbming), Bruck, Mürzzuschlag, Hartberg und Fürstenfeld."
Ulrich Dunst