1,70 Sekunden vor Henrik Kristoffersen - Marcel Hirscher ist am Sonntag in Alta Badia in einer eigenen Liga gefahren. Für Österreichs Ski-Star war es der fünfte Riesentorlauf-Sieg auf der Gran Risa in Folge, so überlegen setzte er sich hier aber noch nie durch. "Wenn der Svindal außerirdisch ist, dann weiß ich nicht, was der ist", meinte Manuel Feller, als zweitbester Österreicher Siebenter.
Zwei Laufbestzeiten verschafften Hirscher in Italien seinen 48. Weltcup-Sieg, womit er dem hiesigen Ski-Nationalhelden wieder näher rückte. Albert Tomba, der Hirscher zu seinem Triumph via Facebook gratulierte, ist mit 50 Siegen Dritter in der Bestenliste bei den Herren. Insgesamt gewann der Österreicher bereits zum sechsten Mal in dem Südtiroler Skigebiet, 2011 war er im Slalom erfolgreich.
"Das war volle Hütte", kommentierte Hirscher seinen dritten Weltcup-Sieg seit seinem Comeback. Im August hatte der 28-Jährige sich bei einem Trainingssturz einen Bruch des Außenknöchels zugezogen. "Es war sehr aggressiv im Vergleich zu anderen Jahren, wo es eisiger war. Trotzdem waren es tolle Verhältnisse, so wie immer in Alta Badia", fügte er hinzu.
"Es gibt einfach so Ausnahmerennen, heute war eins. Ich würde es nicht überbewerten", betonte Hirscher. "Es ist sensationell gelaufen, der Ski war wirklich tipptopp. Die Jungs haben da gute Arbeit geleistet, nicht umsonst ist der auch schon in Beaver Creek so gut gegangen." Der Doppel-Weltmeister 2017 übernahm ex aequo mit Aksel Lund Svindal die Führung im Gesamtweltcup. "Ich fahre nicht auf den Gesamtweltcup", maß er dem aber keine Bedeutung bei.
Kristoffersen wusste nicht recht, wie er mit dem Ergebnis umgehen sollte. "Ich bin wirklich zufrieden mit dem zweiten Platz", sagte der Norweger. "Es ist einfach, dass Marcel so viel besser ist als ich." Dritter wurde Zan Kranjec (+1,8 Sek.). Für den Slowenen war es das erste Weltcup-Podium in seiner Laufbahn, bisher erreichte er zweimal den vierten Platz.
Der Traum von ganz vorne
Nicht wirklich glücklich schien Feller. "Natürlich, ein siebenter Platz ist das nächste Top-Ten-Ergebnis, mit dem muss man schon zufrieden sein. Aber schlussendlich wäre schon einmal das Ziel, dass ich ganz vorne reinfahre", haderte der Tiroler. "Vor allem im ersten Durchgang hätte ich einen extremen Speed gehabt. Im zweiten Durchgang habe ich es ein bisschen taktisch angelegt, was vielleicht nicht die richtige Devise war."
Feller berichtete nach dem ersten Lauf, den er als Vierter beendete, von einem Stich im linken Knie. "Unter dem Rennen war es überhaupt kein Problem", klärte er auf. "Jetzt ist es aber nicht so super, auch in der Pause war es nicht so top. Jetzt muss ich schauen, wie es auf morgen reagiert. Aber es ist jetzt nicht so tragisch, dass irgendein Rennen infrage stehen würde."
Roland Leitinger beendete das Rennen unmittelbar vor seinem Teamkollegen Stefan Brennsteiner als 12. Johannes Strolz, der es als 28. erstmals ins Finale geschafft hatte, schied dort aus. Leitinger und Brennsteiner qualifizierten sich auch für den am Montagabend in Alta Badia stattfindenden Parallel-Riesentorlauf.
Für Stefan Luitz endete das Rennen nach neun Fahrsekunden mit einem Schock. Der Deutsche brach seine Fahrt ab, weil er keine Stabilität mehr im Knie fühlte. Eine MRT-Untersuchung in Innsbruck ergab, dass sich Luitz einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Er ist das zweie prominente Verletzungsopfer nach Felix Neureuther im deutschen Kader.
Wolfgang Maier, DSV-Sportdirektor: "Das frustet uns schon extrem. Da fehlen dir mit der Zeit die Worte. Jedes Mal, wenn wir uns anstrengen, kriegen wir wieder eine drauf. Da fragt man sich schon, was tut man da eigentlich? Das trifft uns schon extrem. Der Felix war schon eine harte Nummer – und jetzt das. . ."