Der US-Skiverband wird diese Woche bei der Herbstsitzung des Internationalen Skiverbandes in Zürich erstmals einen offiziellen Antrag stellen, der Lindsey Vonn die Teilnahme an der Herren-Weltcupabfahrt in Lake Louise ermöglichen soll. Weitere Themen sind Regelanpassungen, die neuen Herren-RTL-Ski sowie die Wahl zwischen Bansko und Lenzerheide als Ort des alpinen Weltcupfinales 2019.
Vonn will bekanntlich nicht aufhören, bevor sie nicht ein Abfahrtsrennen gegen die Herren bestritten und den Siegrekord von Ingemar Stenmark gebrochen hat. Das hat die an Weltcup-Siegen (77) erfolgreichste Skirennläuferin aller Zeiten jüngst auch im Magazin "People" wieder bekräftigt. Kommenden Winter stehe Olympia in Südkorea im Fokus, danach soll die Stenmark-Marke (86) fallen. Sie werde deshalb "sicher noch zwei Winter lang" fahren, betonte Vonn, die am 18. Oktober 33 Jahre alt wird.
Im Dezember 2018 soll es endlich auch zum von Vonn so ersehnten, direkten Duell mit den Männern kommen. Die Amerikanerin fordert seit Jahren, an einer Herren-Weltcupfahrt teilnehmen zu dürfen und hat dafür ihre kanadische Lieblingsstrecke in Lake Louise (18 Siege) ins Auge gefasst.
Bisher hat sich die FIS nicht in der Lage gesehen, dem Ansuchen Vonns zu entsprechen. Es handle sich nach wie vor um eine von den Offiziellen unterschiedlich betrachtete Angelegenheit, hieß es in der Kongress-Vorschau vorsichtig. Nicht nur der ÖSV steht dem Begehr bekanntlich eher distanziert gegenüber.
So auch Andreas Puelacher. "Frauen boxen auch nicht gegen Herren oder spielen auf der Herren-Tennistour. Das ganze Theater gibt es nur, weil Frau Vonn unbedingt und nur bei einem bestimmten Rennen gegen die Herren fahren will. Warum tritt sie nicht in Beaver Creek, Kitzbühel oder Gröden an?", sagte der Herren-Rennsportleiter des ÖSV gegenüber der APA. Für Puelacher ist der Weltcup der denkbar ungeeignetste Ort für so etwas. "Damit machen wir uns lächerlich."
Waldner: Fair, nur weil "Prinzessin ins Rampenlicht" will?
Nicht ganz so krass sieht das FIS-Renndirektor Markus Waldner. "Ich persönlich hätte kein Problem, wenn Lindsey mitfährt. Aber wenn sie in der ersten Kompression auf die Schnauze fällt, möchte ich keine Verantwortung tragen müssen", warnte Waldner und verwies auch auf sportliche Aspekte. "Wie reagieren andere Top-Abfahrerinnen und ist das fair, nur weil sich die Prinzessin exklusiv ins Rampenlicht setzen will?", hatte der Südtiroler Bedenken.
Puelacher liegt zudem ohnehin der anstehende Weltcup-Auftakt am 29. Oktober in Sölden mehr im Magen. Denn dort werden auf einem der schwersten Weltcup-Hänge überhaupt die neuen Riesentorlauf-Ski mit dem verkürzten 30-m-Radius erstmals eingesetzt.
Wie weit man mit der Anpassung sei, ist für Puelacher schwer abzuschätzen. "Dazu fehlt der Vergleich mit der Konkurrenz. Außerdem haben die Firmen einige Updates seit den Erstmodellen gebracht." Es sei zudem zu kurz gedacht, das Thema nur auf die Ski zu reduzieren, verwies Puelacher auf wichtige Zusatz-Elemente wie Bindung, Bindungsplatten, deren Montagepunkte sowie die Skischuhe.
Besonders wichtig sei aber, trotz der neuen Taillierung weiter bei den bisherigen Torabständen zu bleiben. "Sonst war die ganze Umstellung umsonst." Darüber soll in Zürich in der Coaches-Working-Group diskutiert werden.
Ob neben dem verletzten Disziplinen-Vorjahresgewinner Marcel Hirscher auch Philipp Schörghofer beim Auftakt fehlt, ist fraglich. Zwar ist der im März am Knie operierte Salzburger vergangene Woche im Pitztal ins Stangentraining zurück gekehrt. "Aber er ist nur im leichten Gelände gefahren", so Puelacher. "Beide Top-Fahrer in Sölden nicht am Start zu haben, wäre schon ein Problem", gestand Puelacher.
Vonn lässt Sölden trotz ihres Überraschungs-Sieges 2011 seit Jahren links liegen, konzentriert sich vor allem auf die Speedbewerbe. Der nunmehrige Antrag ist trotz der gigantischen Werbemaschinerie, die hinter Vonn steht, wohl der letzte Anlauf. Für die Amerikanerin soll es auf jeden Fall mehr als nur ein PR-Gag werden. "Wenn ich mit den Herren trainieren kann, warum kann ich dann nicht gegen sie Rennen fahren? Ich möchte an etwas teilnehmen, bei dem ich an mein Maximum getrieben werde", erklärte sie.
Der US-Antrag ist nur eines von vielen Themen bei der traditionellen FIS-Sitzung. Diskutiert wird dort auch über die praktisch beschlossene Abschaffung der Alpin-Kombination und den Ersatz durch individuelle Parallelrennen sowie die künftige Durchführung von Super-G-Rennen in zwei Durchgängen.