Roland Leitinger teilt gerne. Mit seinen besten Freunden und nicht verwandten, Biathlon betreibenden Namesvettern "Klausi" und "Berni" unter anderem die Website leitingers.at und den Fanclub. Und an seine WM-Silbermedaille im Riesentorlauf von St. Moritz dürfen auch jene Physiotherapeuten die Hand anlegen, die den Salzburger nach dem Rennen in Garmisch wieder fit bekommen haben.

Leitinger war am 29. Jänner nach einem böse aussehenden Sturz im Riesentorlauf von Garmisch-Partenkirchen aus dem Zielraum gehumpelt, konnte kaum gehen. Die Diagnose lautete Schuhrandprellung am rechten Bein und eine Kapselzerrung im rechten Knie. Während der Zwangspause wurden auch seine Rückenprobleme wieder akut. Für den WM-Start wurde er rechtzeitig fit und zeigte das, was er selbst schon lange für möglich gehalten hat.

"Ich kann besser fahren, als ich mich oft präsentiert habe. Diese Saison war brutal zäh, weil ich mich immer wieder unter den Wert verkauft habe, das hat mich so gestört. Weil ich so viel mehr drauf habe. Und heute ist es mir aufgegangen", sagte der 25-Jährige aus St. Martin bei Lofer. "Auf dem Weg hierher haben mich so viele unterstützt, dass ich schmerzfrei fahren konnte."

Seine beste Platzierung im Weltcup ist ein sechster Platz 2015 in Sölden, in diesem Winter kam er als Elfter in Val d'Isere noch nicht in die Top Ten. Auch weil er wegen der Rückenprobleme im vergangenen Sommer in der Vorbereitung immer wieder pausieren musste.

Ein Urschrei

Bei der WM schwang Leitinger als Halbzeitsechter mit Bestzeit im zweiten Lauf im Ziel ab und wusste sogleich, dass ihm da was aufgegangen war. "Ich war eine halbe Sekunde vorne. Ich kann mich mit jedem anderen Menschen so mitfreuen, wenn er eine halbe Sekunde im Ziel vorne ist. Jetzt ist es mir einmal passiert. Ich weiß nicht, ob ich schon einmal so laut geschrien habe, aber es war ein Urschrei. Das war einfach geil."

Gleich seien ein paar zu ihm gekommen und hätten gesagt, das sei ein Medaillenlauf gewesen. "Es war dann natürlich schade um den Schörgi, mit dem habe ich mich im Training megamäßig gematcht. Ein Dreifachsieg wäre natürlich noch schöner gewesen", sagte Leitinger über den Rückfall von Philipp Schörghofer von zwei auf fünf. "Du bist a wüda Hund", habe ihm dann Marcel Hirscher nach dessen Goldfahrt zugerufen.

Die Familie bleibt jetzt länger

Leitinger stand als Zweijähriger auf der Talwiese in St. Martin erstmals auf den Skiern, sein erstes Rennen bestritt er mit drei. Nach der Hauptschule in Zell am See absolvierte er die Ski-Handelsschule in Schladming mit anschließendem Matura-Aufbaulehrgang. Seine Eltern Willi und Annemarie sowie die Geschwister Daniela und Gerald und Freundin Simone waren wie 40 weitere Fans im Bus nach St. Moritz gekommen. Sie haben nun eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht, denn die Medaille musste ordentlich gefeiert werden.

"Ein richtiger Partytiger bin ich nicht, ich bin ein beinharter Arbeiter. Aber heute können wir schon mal ein bisserl feiern", sagte Leitinger, der von sich selbst überrascht war, so locker in das Rennen gegangen zu sein. "Ich war so locker wie selten zuvor, keiner hat etwas erwartet. Ich wusste, wenn ich ein gutes Rennen fahre, kann ich in die Top Ten kommen. Im ersten Durchgang habe ich gemerkt, es geht megamäßig. Dann habe ich im zweiten das gleiche Prozedere durchgezogen. Ich bin ohne zu denken gefahren. Das war das Rezept, um den Erfolg feiern zu können."