"Genau das haben wir gebraucht", meinte Gartner im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Denn die "Canadian Cowboys" blicken ein Jahr nach Heim-Olympia in eine wirtschaftlich alles andere als gesicherte Zukunft. "Das Weltmeisterteam steht zum Verkauf", sagte Gartner, der die Siegesfahrt von Guay in Kanada via TV verfolgt hat. Gartner sucht derzeit daheim in Kanada nach neuen Sponsoren. "Nach Olympia laufen alle Verträge aus. Es ist sehr schwierig. Einen besseren Zeitpunkt für diese Goldene hätte es nicht geben können", erklärte der ehemalige Fußballer im österreichischen Oberhaus (VOEST Linz, Innsbruck) und Jugendfreund von ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini.
Liste der verletzten Kanadier ist lang
Trotz der unheimlichen Verletzungsserie im Herren-Team hatten die Kanadier ihren Optimismus behalten. "Erik kommt in Garmisch traditionell sehr gut zurecht und war auch im Training vorne dabei. Aber mit Gold haben wir nicht gerechnet", meinte der seit mehr als 25 Jahren in Kanada lebende Gartner. Die Liste der verletzten Kollegen von Guay ist ellenlang, darauf finden sich u.a. die Namen von John Kucera, Robbie Dixon, Manuel Osborne-Paradis, Ryan Semple und Francois Bourque. Im Vergleich damit sind Guays Rückenprobleme eine Randnotiz, dennoch ist sein Antreten im Teambewerb kein Thema. Im Gegensatz zu Heim-Olympia 2010, als es nicht mit einer Medaille geklappt hatte, läuft es für die Kanadier bei Abfahrts-WM-Rennen weiter wie am Schnürchen: nach Silber von Jan Hudec 2007 und Gold von Kucera 2009 nun 2011 wieder Gold durch Guay, den Vater einer zweijährigen Tochter.
Auch für Gartner sind diese WM-Erfolge schwer zu begründen. Der Ehemann der Abfahrts-Olympiasiegerin Kerrin Lee (1982) glaubt aber, dass im Team eine gute Mischung aus Athleten für alle Fälle zu finden ist. "Osborne ist ein super Gleiter, Kucera ein ausgezeichneter Techniker und Guay sowieso ein Allrounder." Hinzu kommen das anscheinend spezielle Talent fürs Fokussieren auf den Tag X sowie eine ganz besondere Kompromisslosigkeit. "Wenn's drauf ankommt, riskieren die schon einiges", weiß Gartner. Mit Patrick Riml setzen die Kanadier auch auf dem Posten des Alpinchefs auf einen Österreicher. "Die Verletzten haben uns sehr weg getan. Aber das Trainerteam ist cool geblieben und hat die Athleten gut betreut", sagte Riml.
Guay weiß das Know-how made in Austria zu schätzen: "Gartner und Riml haben einen großen Anteil an den Erfolgen, die machen einen großartigen Job." PR-Mann der Kanadier ist Marc Habermann, ebenfalls ein Österreicher. Und ihre zweite Heimat haben die kanadischen Schifahrer seit einigen Jahren in Tirol gefunden, in Kirchberg steht der Europa-Stützpunkt für die lange Zeit von daheim getrennten Schifahrer aus Übersee.