Der erste Titel der Biathlon-WM in Hochfilzen ist am Donnerstag in der Mixed-Staffel an Deutschland gegangen. Die Deutschen gewannen vor Titelverteidiger Frankreich, dessen Topstar Martin Fourcade im Schlusssprint den Russen Anton Schipulin in Schach hielt. Gastgeber Österreich landete vor 10.700 Zuschauern nach einer Strafrunde von WM-Debütantin Fabienne Hartweger nur auf Rang neun.

Während Dominik Landertinger, als Elfter gestartet, im Niemandsland des Feldes ein gutes Rennen abspulte, lieferten einander Fourcade und
Schipulin einen harten Kampf. Der Seriensieger aus Frankreich attackierte mehrmals, kam aber nicht weg. Im Schlusssprint behielt er aber doch die Oberhand. Deutschlands Schlussmann Simon Schempp lief davor ungefährdet mit 2,2 Sekunden Vorsprung ins Ziel.

"Das Duell mit Schipulin war heftig. Ich bin ruhig geblieben,
dann habe ich den Sprint angezogen. Ich hatte keine Chance mehr auf
den Sieg. Ich bin ziemlich zufrieden mit meinem Rennen. Das ist ein
guter Start für unser Team", meinte der Topfavorit für die
Einzelbewerbe, der bei seinem Wechsel den russischen Ex-Dopingsünder
Alexander Loginow offenbar unabsichtlich zu Fall gebracht hatte.

Handschlag verweigert

Der Franzose und Schipulin lieferten sich deshalb und wegen eines
zuvor auf dem Podium verweigerten Handschlags der Russen mit
Fourcade ein Wortgefecht. Fourcade verteidigte seine
Anti-Doping-Linie und beharrte auf Fairplay von allen Seiten. Er
hatte sich auch schon davor mehrfach kritisch zu den Vorgängen um
überführte und unter Verdacht stehende Russen geäußert. Dafür musste
er zuletzt in sozialen Netzwerken Anfeindungen aus Russland
einstecken.

Dass Russland mit dem EPO-Dopingsünder Loginow eine Medaille
holte, gefällt freilich auch vielen anderen nicht. "Das hat einen
fahlen Beigeschmack. Wir kennen die Situation schon aus dem
Radsport. Zwei Jahre Strafe sind zu wenig", meinte etwa Eder und
Gösweiner ergänzte: "Das sind keine angenehmen Dinge, weil der Sport
in ein schlechtes Licht gerückt wird."

Razzia

Noch viel mehr überschattet wurde das erste Rennen jedoch von
einer Polizeirazzia mit 30 Beamten im Quartier des kasachischen
WM-Teams. Dabei wurden am Mittwochabend zahlreiche Medikamente und medizinische Utensilien sichergestellt. Das Bundeskriminalamt
ermittelt seit einem doping-verdächtigen Fund im Jänner in Osttirol,
ob von den Kasachen einerseits Verstöße gegen das Anti-Doping
Bundesgesetz vorliegen und andererseits der Tatbestand des
Sportbetruges nach dem Strafgesetzbuch erfüllt ist.

Im Zuge der Razzia wurden auch Dopingtests bei allen kasachischen
WM-Teilnehmern durchgeführt. Die Ergebnisse lagen Donnerstagabend
noch nicht vor. Auch die Ermittlungen der Polizei dauern an. Trotz
der Vorkommnisse nahmen die Kasachen um ihre in diesem Winter
besonders starke Topläuferin Galina Wischnewskaja an der
Mixed-Staffel teil. Das Quartett landete nicht weiter hinter
Österreich an der elften Stelle.

Enttäuschte Österreicher

"Natürlich wünscht man sich, dass wir weiter vorne wären. Eine
Strafrunde kann man sich nicht leisten bei dieser Dichte", meinte
Schlussläufer  Landertinger, der selbst fehlerfrei geblieben
war. "Für mich hat es sehr gut gepasst, ich habe mir ein super
Gefühl für das Wochenende geholt", ergänzte der Ex-Weltmeister, der
unmittelbar hinter dem enttäuschenden Mitfavoriten Norwegen das Ziel
erreichte.

Hartweger, die von Startläuferin Lisa Theresa Hauser (2
Nachlader/"So kann es weitergehen.") als Dritte ins Rennen geschickt
wurde, musste nach dem Liegendschießen in die Strafrunde und verlor
dadurch den Anschluss. "Das ist ärgerlich. Das darf auf dem
Heimschießstand nicht passieren", meinte Hartweger, die angab, bei
ihrem Debüt nicht nervös gewesen zu sein.

Die Steirerin hatte den Vorzug vor Dunja Zdouc bekommen, die als
deutlich bessere Schützin gilt. ÖSV-Cheftrainer Reinhard Gösweiner
verteidigte die Aufstellung. "Sie hat bisher in der Staffel noch nie
eine Strafrunde gedreht, das Gesamtpaket hat für sie gesprochen.
Läuferisch war ihre Leistung brav, die Strafrunde ist natürlich
schade." Insgesamt sei der Auftakt der Heim-WM aber natürlich nicht
erfreulich, zumal man in den vergangenen beiden Jahren in der
Mixed-Staffel fünfte Plätze erreicht hatte. "Ich bin auf keinen Fall
zufrieden, es wäre mehr möglich gewesen", erklärte der
Oberösterreicher.

Simon Eder, der an der 14. Stelle von Hartweger übernahm, machte
mit zwei Nachladern und ansprechender Laufleistung einige Positionen
gut. "Damit muss ich zufrieden sein", sagte der Salzburger. Das
Rennen sei für ihn nach seiner Krankheitspause ein guter Test
gewesen, so der Einzel-WM-Dritte des Vorjahres. Über die
Nichtaufstellung seiner Trainingskollegin Zdouc wollte er sich nicht
äußern.