Auf dem Weg in die Fankurve ging Franco Foda unvermittelt noch einmal die jahrelange Linientreue durch den Kopf. Und so schoss dem 51-Jährigen nach seinem letzten Spiel als Trainer des SK Sturm die Feuchtigkeit in die Augen. Im Wirrwarr der Emotionen vergaß er auch nicht darauf, sich darüber zu ärgern, dass seine Mannschaft die letzten drei möglichen Punkte vor der Winterpause nicht ins Trockene gebracht hatte. "Die Niederlage war unnötig", meinte Foda zum seine Ära abschließenden 0:1 gegen die Wiener Austria. So gleitet Sturm mit einem Punkt Vorsprung auf Titelverteidiger Salzburg ins neue Jahr hinüber.
Aber das alles ging fast unter im Trubel des Abschieds, der Foda an diesem Abend in seiner künftigen Heimstätte, dem Ernst-Happel-Stadion, so richtig bewusst wurde. "Am Ende war es ganz schlimm. Ich habe die Jahre bei Sturm noch einmal im Zeitraffer Revue passieren lassen", sagte der baldige Teamchef aller Österreicher. Foda vergaß ungeachtet des verpatzten Abschlusses nicht darauf, seine Sturm-Spieler im Kollektiv hervorzuheben. "Kompliment an die Mannschaft für das, was sie im vergangenen Jahr geleistet hat. Sie hat eine tolle Entwicklung genommen." Nun gelte es, das Geschehene abzuhaken, um abschalten zu können. "Im neuen Jahr muss ich mich auf meine neue Aufgabe konzentrieren, auf die freue ich mich." Heuer aber, so versicherte der Trainer, werde er sich gewiss kein Fußballspiel mehr anschauen.
Keine gute erste Hälfte
Während des Matches hatte der Deutsche fast unentwegt von der Coaching-Zone aus versucht, seinen Burschen die letzten Reserven zu entlocken, was ihm vor allem in Hälfte eins nicht gelang. "Da waren wir nicht gut." Nach der Pause zeigten sich die Grazer von ihrer besseren Seite, vor allem nach dem unglücklich zustande gekommenen Rückstand. Nach einem Holzhauser-Corner landete der Ball auf dem Kopf von Serbest, Torhüter Siebenhandl konnte nur kurz abwehren, die Kugel prallte zurück und Alar lenkte sie ins eigene Tor. Zur Ironie des Schicksals gehört wohl dazu, dass gerade auf die Standards von Holzhauser im Training besonderes Augenmerk gelegt worden war. In den folgenden Minuten hätte der Ausgleich fallen müssen, doch Koch, Zulechner und Schoissengeyr vergaben Topchancen.
In Hälfte eins hätte Alar Sturm per Kopf in Führung bringen können, doch "ich brachte zu wenig Druck auf den Ball, das tut mir leid", so der Stürmer. Flankengeber Röcher schied später verletzt aus, als Folge eines schweren Fouls von Friesenbichler, das von Referee Schüttengruber nicht geahndet wurde. "Ein Ausschluss wäre vertretbar gewesen", sagte Schiribeobachter Liebert. Dann wäre Fodas Abschied vielleicht etwas anders verlaufen.
Claus Hollmann