Die Fußball-Bundesliga fiebert einem hochemotionalen Spitzenspiel entgegen. Zum Auftakt der 7. Bundesliga-Runde kommt es am Samstag (16:00 Uhr) zum Kräftemessen zwischen Sturm und Rapid. Als Tabellenführer gelten die Grazer erstmals seit Jahren gegen die Wiener nicht unbedingt als Außenseiter - eine brisante Konstellation, die auch die Zuschauer anzog. Das Stadion ist seit Tagen ausverkauft.
Franco Foda will seine Mannen nicht extra motivieren. "Wenn so ein Spiel vor der Tür steht, sind immer Emotionen dabei, da brennt jeder drauf. Wer bei so einem Spiel nicht motiviert ist, macht etwas falsch in seinem Leben", sagte der Sturm-Trainer. Der sonst so zurückhaltende Deutsche versprühte vor dem Schlagerspiel Optimismus: "Ich weiß, dass meine Mannschaft morgen einen engagierten Auftritt hinlegen wird."
Foda erwartet ein taktisches Spiel
Ein Auftritt, der vor der Grazer Rekordkulisse von über 16.600 Zuschauern stattfinden wird. Foda: "Die Mannschaft hat sich das verdient." Der Mainzer erwartet "möglicherweise anfangs ein taktisches Spiel". Er geht aber davon aus, dass Tore fallen werden. "Das war zuletzt immer der Fall."
Die Bilanz spricht allerdings gegen die Steirer, die seit neun Meisterschaftsspielen auf einen Sieg gegen Grün-Weiß warten. Seit Foda in Graz wieder das Trainerzepter schwingt, holte seine Mannschaft in sieben Duellen nur zwei Punkte. Der letzte "Foda-Sieg" gegen Rapid datiert vom August 2011. Aber auch ohne Foda war Sturm am 18. Dezember 2013 das letzte Mal erfolgreich.
Es geht um die Details
Schnee von gestern für den Coach. "Gegen Salzburg haben wir vorher auch eine schlechte Bilanz gehabt. Wir haben trotzdem gewonnen. Gegen Rapid entscheiden eben die Details." Hoffnung gibt dem Mainzer allerdings die momentane Heimstärke: In diesem Kalenderjahr gab es zuhause nur eine Niederlage - gegen Rapid (0:2).
Mit Rapid komme eine Mannschaft mit riesiger Qualität. "Die auch international gezeigt hat, was sie drauf hat. Aber jede Mannschaft hat auch Schwächen", weiß Foda. Den Schlüssel zum Erfolg will der 50-Jährige gedanklich bereits in Händen halten: "Wir müssen unser Spiel durchziehen." Verzichten muss der Coach aber auf den verletzten Stürmer Bright Edomwonyi (Muskelfaserriss).
Alar stürmt wohl an vorderster Front
Ob Sturm-Neuzugang Philipp Zulechner nach vier Trainingseinheiten schon im Kader stehen wird, ließ Foda offen. Ex-Rapidler Deni Alar dürfte an vorderster Front auflaufen. Der fünffache Saisontorschütze ist eine ansprechende Kulisse noch aus Rapid-Tagen gewohnt. "Es pusht noch einmal jeden, vielleicht um ein, zwei Prozent mehr", sagte Alar und betonte: "Es ist ein Spiel zwischen den beiden besten Mannschaften in Österreich."
Rapids Trainer Mike Büskens sind die starken Leistungen von Sturm nicht verborgen geblieben. "Sturm hat sich die Tabellenplatzierung verdient. Sie sind eine Mannschaft, die bei Ballgewinn blitzschnell umschaltet, die nicht unbedingt den Ball will, die sehr kalt vor dem Tor ist. Das ist eine hohe Qualität", erklärte Büskens. Der Deutsche forderte von seiner Mannschaft sehr wachsam bei Sturms Umschaltsituationen zu sein. "Aber wenn wir alles abrufen, dass sind wir unserem Ziel, etwas mitzunehmen, sehr nahe. Wir fahren nach Graz, um zu gewinnen."
Büskens will kein zweites Gijon
Auf Sturms Überfalltaktik wollen die Wiener nicht mit abwartendem, defensiven Spiel antworten. "Wir wollen jetzt kein Spiel wie in Gijon, wo sich die Mannschaften die Bälle zugespielt haben. Aber es kann durchaus sein, dass sie uns den Ball geben wollen und wir wollen mit dem Ball was anfangen", erklärte Büskens.
Mit negativen Konsequenzen - bei einer Niederlage würde Rapid sieben Punkte zurückliegen - wollte sich der Deutsche im Vorfeld nicht beschäftigen. "Warum sollte ich mir jetzt überlegen, was passiert, wenn wir verlieren?", sagte Büskens und sah es anders: "Wenn wir gewinnen, dann sind wir nur einen Punkt dahinter."
Verzichten wird der Trainer möglicherweise auf Steffen Hofmann. Freiwillig, denn dem zuletzt verletzten, nun aber wieder einsatzbereiten Kapitän könnten sechs andere Legionäre vorgezogen werden. Mehr sind am Spielbericht nicht erlaubt, will der Verein in diesem Saisonviertel Geld aus dem Österreichertopf beziehen. Büskens wollte sich bei der Kaderzusammenstellung wie Foda nicht in die Karten schauen lassen. In Köln haben die beiden bei der Ausbildung zum Fußball-Lehrer sechs Monate lang gemeinsam die Schulbank gedrückt.