Ja, es stimmt schon: Egal, wie die Partie am Sonntag endet, weder der SK Sturm, noch Red Bull Salzburg werden in Wals-Siezenheim den Meisterteller in die Höhe stemmen können. Und doch ist beiden Teams klar: Es geht am Sonntag um ebendiesen. Denn gewinnt Sturm beim Abonnement-Meister des vergangenen Jahrzehnts – und das eventuell auch noch mit zwei oder mehr Toren Vorsprung, dann reichten den Schwarz-Weißen schon drei Punkte aus drei ausstehenden Partien, um den Meisterteller wieder nach Graz zu bekommen, wäre man doch bei Punktegleichheit immer erstgereiht. Möglich wäre es aber für die Salzburger auch trotz einer Niederlage nach wie vor, Meister zu werden. „Zum Siegen verdammt? Es sind schon noch vier Spiele, in denen man zeigen muss, dass man es verdient hat. Aber logisch: Dieses Spiel ist für beide ein besonderes und das wichtigste der verbleibenden“, sagt Salzburg-Interimscoach Onur Cinel.

Für dieses haben sich die Bullen nach der sensationellen 3:4 (2:0)-Niederlage in Klagenfurt viel vorgenommen. „Wir wollen natürlich eine Reaktion zeigen nach diesem Spiel. Und das heißt: Wir wollen den Fußball spielen, für den wir hier stehen, den wir leben und vermitteln.“ Wie man sich das vorstellen darf? „Es muss sichtbar sein, dass wir gewinnen wollen. Es muss sichtbar sein für den Zuschauer, dass wir das wollen – in jedem Zweikampf, in der Überzeugung.“ Denn die Salzburger haben identifiziert, woran es in Kärnten mangelte. „Es lag an der Mentalität, eine Kopfsache. Das ist die einzige Erklärung“, sagt Flavius Daniliuc. Der Verteidiger betont: „Spielerisch haben wir alles mitgebracht. Und wir werden in Salzburg gegen Sturm genau das wieder anders machen und anders auftreten.“

Die PK der Salzburger im Video

Gelingen soll das „durch viele Gespräche, einzeln und im Team“, sagt Cinel. Nachdenklich stimmt auch ihn die hohe Zahl der Gegentore in den letzten Spielen; ungewohnt für die sonst so sichere und schwer zu überwindende Defensive. „Aber“, sagt Cinel, „das war ja nicht nur ein Problem der Defensive. In Klagenfurt war es so, dass einfach unser ganzes Spiel nicht gut war. Es geht ums Attackieren gegen den Ball, das Umschalten in beide Richtungen, das Verhalten in den Zweikämpfen.“ Nachsatz: „Das, was da passiert ist, war auch für mich neu und überraschend ...“ Zur Kampfansage aus Graz (“Ein Sturm kommt auf Salzburg zu“) meinte Cinel nur: „Sorry, das habe ich nicht gelesen.“ Vielmehr gehe es darum, den Knoten wieder zu lösen: „Es geht darum, dass man in dem Moment, in dem es drauf ankommt, liefert. Und am Sonntag kommt es definitiv drauf an.“

Das Spiel mit dem Druck

Was schon begonnen hat: Das Spiel, wer denn nun den Druck habe. Auf Seiten Sturms sieht man das so: „Sie müssen, wir wollen“, meinte Jussef Gazibegovic nach dem Sieg bei Rapid. Bei Salzburg dreht man den Spieß um: „Der Druck liegt jetzt ganz bei denen. Wir sind die, die jagen. Und wir werden jagen! Am Ende des Spiels wird man sehen, wer vorne ist.“ Rein statistisch ist Salzburg wenig überraschend in der Favoritenrolle. Interessant: Bereits zum 17. Mal ist dieses Duell das Aufeinandertreffen der beiden Spitzenteams der Liga. Die Bilanz: Salzburg gewann neun Mal, Sturm drei Spiele, vier Mal gab es ein Remis. In den jüngsten sechs Partien blieb Salzburg immer ungeschlagen, gewann aber auch nur drei Mal – war da aber immer Tabellenführer. Einmal gab es aber auch das Duell mit Sturm als Spitzenreiter: Im November 2017 siegte Salzburg damals aber 5:0.

Worauf man sich freuen darf? „Sie (Sturm) werden sehr intensiv spielen, wir aber auch“, verspricht Daniliuc. Und: Nach wie vor ist Salzburg in insgesamt 28 Spielen seit Schaffung der Meistergruppe daheim ungeschlagen, nur ein einziges Mal blieb man in diesen 28 Partien ohne Tor. Die Abwehr muss Cinel aber nach der Sperre für Strahinja Pavlovic umstellen; über einen Einsatz von Mads Bistrup nach dessen Schulterverletzung wird am Samstag entschieden. Am Freitag trainierte der Däne wieder mit.