Die Ehrenrunde dauerte diesmal ein wenig länger. Vielleicht deswegen, weil das 1:0 des SK Sturm über Rapid nicht einfach „nur“ ein Sieg war. Es war einer jener Siege, „mit denen man Meister wird“, war in den Katakomben und auf den Tribünen des Stadions zu hören. Und die Fans begleiteten den abschließenden Rundgang der Mannschaft zuerst mit „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Rufen, ehe sie dann zu „Wir werden Meister“ wechselten. Möglich, aber – noch – Zukunftsmusik, auch wenn Sturm mit dem Erfolg einen weiteren Nadelstich in Richtung Salzburg gesorgt hatte, denn: Selbst, wenn sich Salzburg heute wieder an die Spitze schiebt: Nach 27 Runden gelang es noch keinem Team seit der Punkteteilung, zumindest gleichauf mit der Red-Bull-Elf der Tabelle zu liegen.

Und: Sturm hat nun vier der ersten fünf Spiele der Meistergruppe gewonnen. Gegen eine Rapid-Mannschaft, die defensiv durch gute Organisation bestach, offensiv aber kaum ein Lüfterl zuwege brachte; die letzte Chance kurz vor Schluss ausgenommen. Die Offensive, sie war aber an diesem Abend auch die Schwachstelle seiner Mannschaft, wie Christian Ilzer befundete. Wobei er wusste, warum: „Wenn du gegen so eine Mannschaft spielst, die hinten keine Räume gibt, so eng steht, dann weichen die Spieler gerne aus, gehen dorthin, wo sie Platz haben – aber sie bleiben nicht im Zentrum.“ Um dann trotzdem zum Erfolg zu kommen, bedarf es „mehr Schärfe im Pressing, wie wir es schon gezeigt haben und auch können“, sagte Ilzer. Und: „Wir waren im letzten Pass mitunter auch zu ungenau. So wissen wir, woran wir zu arbeiten haben.“

Niklas Hedl als Unglücksrabe

Und so war das Spiel „eine typische 0:0-Partie“, wie Rapid-Trainer Robert Klauß fand; ehe eben seinem Tormann Niklas Hedl dieser schwere, folgenreiche Fehler unterlief. Einer, der einen Tormann auch in die Krise stürzen könnte. Doch Klauß, der sofort nach Spielende als Erstes über das halbe Feld lief, um Hedl aufzubauen, ist sich sicher, dass Hedl diesen Fauxpas schnell abhaken wird: „Genau kann ich es nicht sagen, weil es sein erster Fehler in dieser Saison war. Natürlich ist er geknickt, aber ich bin mir sicher, dass er das wegsteckt. Auch nach seiner Sperre war er in Klagenfurt einer der besten.“

Eines wollte Klauß nicht hören: „Sturm hat den Sieg nicht erzwungen. So viel besser waren sie nicht. Sie haben einen Sieg glücklich geschenkt bekommen“, sagte er nach der ersten Niederlage nach elf Plichtspielen. Ob die defensive, mitunter destruktive Spielweise Vorgeschmack auf die beiden folgenden Partien war? „Ob daheim oder auswärts, ich mag diese Unterscheidung nicht. Wir spielen so, wie es zum Gegner passt. Wir wollten tiefer stehen, selbst umschalten. Ob das für Mittwoch der Plan bleibt, das werden wir dann sehen.“ Bedeutungsvoller Schlusssatz: „Lieber, diese Niederlage passiert uns jetzt früher, als später.“

„Da haben wir etwas dagegen“

Ein Satz, den Christian Ilzer volley zurückspielte: „Rapid sollte nicht davon ausgehen, das Cup-Finale zu gewinnen. Denn da haben wir etwas dagegen.“ Was nicht nur ihn, sondern auch Jon Gorenc Stankovic freute. „Ich habe das Tor gar nicht gesehen, ich dachte, der Tormann hat den Ball schon. Und dann habe ich mich umgedreht und Mika alleine jubelnd vor dem Tor gesehen.“ Was er noch meint: „Es ist egal, ob wir dreimal oder viermal gegen Rapid spielen, wir müssen immer auf das nächste Spiel schauen.“

Apropos Freude: Die äußerte sich beim Torschützen diesmal in einem „Golf-Jubel“, den er zusammen mit „Jung-Papa“ Gregory Wüthrich zelebrierte. Offenbar auf Wunsch des Schweizers, der erst vor kurzem dem „Golf-Virus“ verfallen ist. Golf war am Samstag einmal nicht auf Wüthrichs Entspannungsliste. Dafür stand David Schnegg am Abschlag: Der hatte beim Audi-Circuit am Murhof mit dem steirischen Profi Niklas Regner Kontakt, am Tag nach dem Sieg gegen Rapid ging es auf den Murhof zu einer Runde mit Regner.