Es gibt Spiele, denen nähert man sich am besten über Statistiken. Oder über Sprichwörter. Das erste Duell von dreien innerhalb von 13 Tagen zwischen dem SK Sturm und Rapid war so eines. Für lange Zeit zumindest, da galt das Sprichwort: Ein Tor hätte dem Spiel gut getan. Aber statt des insgeheim erhofften Schlagabtausches vor 15.205 Fans in der ausverkauften Merkur Arena bot sich ein taktisches Schachspiel. Eines, dass schließlich durch einen Fehler entschieden wurde und Sturm im „Rapid-Triple“ mit einem 1:0 den ersten Sieg und – zumindest bis Sonntag – die Tabellenführung schenkte. Zumindest bis zum ersten Spiel der Salzburger unter Neo-Coach Onur Cinel gegen Austria Klagenfurt.

Bis das erlösende Tor fiel, tat Rapid genau das, was Sturm nicht mag: Ohne Ball bot man den Grazern keine Tiefe, um schnell vors Tor zu kommen. Ein probates Mittel, um dem Speed von Mika Biereth und Seedy Jatta den Zahn zu ziehen. Und hatte Rapid den Ball, verhinderte man mit allen Mitteln, dass Sturm zu schnellem, hohem Gegenpressing ansetzen konnte.

Sturm hatte den Ball, Rapid stand gut

Logische Folge: Sturm hatte Ballbesitz, den man gar nicht wollte, lief man doch gegen die massive Doppelviererkette der Rapidler an, die sich vor dem eigenen Strafraum formierte und diese Ordnung hielt. Den Grazern fehlte über weite Strecken die Genauigkeit beim letzten Pass, die zündende Idee, um den Riegel zu knacken. Bezeichnend: Rapid kam vor dem Wechsel auf einen Expected-Goal-Wert von 0,02.

Dass Sturm nicht in Führung ging, hatte man sich selbst zuzuschreiben. So wie Gregory Wüthrich, der nach Horvat-Freistoß im Strafraum allein zum Schuss kam, den Ball aber aus sechs Metern vorbeischob. Oder Jatta, der in der 35. Minute die einzige Balleroberung in der Rapid-Vorwärtsbewegung durch Prass abschloss; aber zu zögerlich. Ein Haken, ein Schuss, den Schlussmann Niklas Hedl abfälschte und Max Hofmann vor der Linie klären konnte.

Sturm träumt vom Double

Sturm musste (gewinnen), das war zu merken. Schon, weil die Double-Träume in Graz durchaus spürbar werden. Und Rapid? Konnte, wenn es vorne ein Wunder gibt, aber man musste eben nicht. Für Robert Klauß, der in Graz auf angeschlagene und „überspielte“ Stammkräfte verzichtete, steigert sich der Wert der Duelle gegen Sturm. Das Heimspiel am kommenden Mittwoch und natürlich das Cup-Finale am 1. Mai in Klagenfurt sind wichtiger. In Graz? Darf man verlieren – aber man darf es dem Gegner schon schwer machen.

Nach einer Stunde reagierte Ilzer, nahm Jatta (der zwar den Ball öfter bekam als Partner Biereth, damit aber zu wenig anfing) und Horvat (der nach gutem Beginn auch keine Akzente mehr setzen konnte) vom Feld und brachte Böving und Camara. An der Charakteristik des Spiels änderte das wenig: Sturm lief an, Rapid verteidigte gut, ohne dabei glänzen zu müssen und hoffte auf den „Lucky Punch“.

Ein Blackout tat dem Spiel gut

Der gelang . . . Sturm. Denn – noch einmal eine Spende fürs Phrasenschwein – weil Fußball ein Fehlerspiel ist, war es ein Blackout von Rapid-Schlussmann Hedl, das dem Sturm-Spiel gut tat. Er verlor einen sicher geglaubten Ball und Mika Biereth, bis dahin kaum zu sehen, schoss in der 79. Minute jubelnd ins leere Tor.

Er wusste wohl selbst nicht, wie ihm geschah. Und wirklich: Die Fans sangen, „... sind wir wie benommen“.

Man könnte auch sagen: Letztlich hatte Sturm das Glück des Tüchtigen, bleibt unter Christian Ilzer in Heimspielen gegen Rapid ungeschlagen. Bis zum „... wir werden Meister“ der Fans dauert es aber noch.