Die Zeit hält inne, im Tod sind sie keine Kategorie mehr, die Stunden, Tage, Wochen, Jahre, mit denen die Irdischen versuchen, ihre Existenz abzumessen. Hans Rinner hat seine Jahre mit Leben angereichert, in einer Fülle, die jedes herkömmliche Format normalerweise sprengt. Als hätte er gespürt, dass seiner Schaffensperiode engere Grenzen gesetzt sein würden. Sie wurde abgekürzt, auf radikale Weise, von einer Krankheit, die keine Rücksicht nahm.
Der schon fortgeschrittene Winter hatte ein Einsehen und die Umgebung zugedeckt, eingehüllt. Die Stille des Trauertages ist eingebettet in die in ihrem Weiß ruhende Landschaft. Auffallend viele Menschen haben sich hier versammelt, in Frauental in der Südweststeiermark, um dem 54-jährig verstorbenen Vater von Zwillingstöchtern ihre Ehre zu erweisen. Sie alle bezeugen ihre Verbundenheit, die unterschiedlichsten Zusammenhängen entsprang, denn Hans Rinner hat seine Energie vielfach investiert. In seinen Beruf, in dem der in Semriach geborene leidenschaftliche Bergliebhaber zum erfolgreichen Unternehmer aufstieg, und in seine Berufung, den Fußball, der sein Leben mindestens ebenso stark geprägt hat. Wie sehr, lässt sich auch daran ermessen, dass sie alle gekommen sind, ganz Fußball-Österreich, wie so mancher das Geschehen verfolgende Gast in verhaltenem Flüsterton festhält. Leo Windtner, der Präsident des Österreichischen Fußballbundes, die ÖFB-Doppelspitze Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold, Franco Foda in der Doppelrolle als Teamchef und Ex-Sturm-Trainer, die Bundesliga-Vorstände Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits, Landespräsidenten und viele andere, darunter die gesamte aktuelle Mannschaft des SK Sturm, zu dessen Rettung der Verstorbene in seiner Rolle als Klubchef einst maßgeblich beigetragen hat. Als Bundesliga-Präsident trieb er die Reform voran, die mit Beginn der nächsten Saison in Kraft tritt.
Das Ausmaß dessen, wer Hans Rinner war und was er in seinen vielen Ämtern und Aufgabengebieten geleistet hat, wird verdeutlicht in den Würdigungen der Trauerredner, fünf an der Zahl, unter ihnen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. Die bewegendsten Erinnerungen entstammen den ganz persönlichen Momenten, wie jener, als Sturm-Präsident Christian Jauk seinen Freund und Vorgänger an der Schwelle zum Übergang erlebte. Diesen Worten lauschte auch Rinners langjähriger Weggefährte und Autor Gerhard Roth. Der vom Trauerchor in den dicht bevölkerten Kirchensaal getragene sanfte Klang von Mozarts „Ave verum“ lässt berührende Schönheit hörbar werden.
Draußen wird die Stille unterbrochen vom Ton der Kirchenglocke, der sich mit den Bläsern vermengt. Der leichte Schneefall ist stummer Begleiter, die vielen Hunderten Trauernden verharren nochmals im Gedenken an den Toten, der sich nunmehr verabschiedet. Die Erinnerung lebt.