Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat sich am Dienstag einmal mehr in höchsten Tönen über David Alaba geäußert. Der Wiener sei als Linksverteidiger ein Weltklassespieler und ein "Juwel", erklärte der 61-Jährige am Dienstag vor österreichischen Journalisten. "Er ist auf seiner Position einer der drei besten der Welt", sagte Rummenigge. In Gesprächen mit Alaba, dessen Vater oder Berater habe er zwar herausgehört, dass sich der 24-Jährige auch im Zentrum sieht, "aber ich habe ihnen gesagt, er spielt auf einer Position, wo er fast ein Unikat ist, nicht nur bei Bayern".
Alaba könne dem Spiel als Linksverteidiger fast noch mehr den Stempel aufdrücken als im Mittelfeld, vermutete Rummenigge. "Es gibt relativ viele gute Mittelfeldspieler, aber nur wenige gute Linksverteidiger. Dort ist er so etwas wie ein Juwel", sagte der Bayern-Chef. Das bedeute aber nicht, dass Alaba auch im ÖFB-Team als Linksverteidiger agieren solle. "Man muss ihn dort einsetzen, wo man ihn am meisten braucht - bei den Bayern links hinten, in der österreichischen Nationalmannschaft vielleicht im Mittelfeld."
"Wohlerzogener Mensch"
Rummenigge bezeichnete den 24-Jährigen als "extrem wohlerzogenen Menschen. Wenn man in die Kabine kommt, ist er einer von einigen, aber nicht allen, die aufstehen und einem die Hand geben. Er hat auf und abseits des Platzes einen super Charakter", erzählte der frühere deutsche Teamspieler. Jeder Bayern-Trainer in den vergangenen Jahren sei von Alaba begeistert gewesen, so Rummenigge. Deswegen sei es auch ein Wunsch des Vereins, dass der ÖFB-Star bis zum Karriereende in München bleibe. Alabas Vertrag bei den Bayern läuft noch bis 2021.
Die im vergangenen Jahr in Österreich aufgekommene Kritik an Alaba kann Rummenigge nicht verstehen. "Er hat bei der EM gespielt, obwohl er körperlich nicht in bester Verfassung war." Außerdem sei im Vorfeld der EM 2016 die Erwartungshaltung in österreichischen Medien zu hoch gewesen.
Der Bayern-Boss verteilte nicht nur Lob an Alaba, sondern auch an dessen Landsleute Ralph Hasenhüttl und Peter Stöger. Die Entwicklung des 1. FC Köln unter Stöger gehe klar nach oben. "Das ist gut, weil Köln ein wichtiger Club für die Bundesliga ist."
Auch den Trend von Hasenhüttl-Club RB Leipzig bewertete Rummenigge positiv, obwohl den Bayern längerfristig ein ernstzunehmender nationaler Konkurrent droht. "Alles, was dort gemacht wurde, wurde mit großer Klugheit gemacht. RB wird sich auf Dauer im oberen Drittel festsetzen und ein starker Gegenspieler werden."
Mateschitz wie Abramowitsch?
In der Frage, ob die UEFA ein gleichzeitiges Europacup-Antreten von Leipzig und Red Bull Salzburg verbieten könnte, gab sich Rummenigge zurückhaltend. "Wie ich Dietrich Mateschitz kenne, wird er eine Lösung parat haben." Die könne auch darin bestehen, dass der Red-Bull-Mäzen einen Club "veräußert", so wie es einst Roman Abramowitsch getan habe. Der russische Chelsea-Oligarch hatte einst sein Engagement bei ZSKA Moskau zurückgefahren, um nicht den Europacup-Start der Londoner zu gefährden. "Ein Lex Mateschitz wird es bei der UEFA nicht geben", mutmaßte Rummenigge.
Außerdem sprach der Deutsche in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der European Club Association (ECA) über Spekulationen, Europas Top-Clubs könnten sich aus ihren nationalen Meisterschaften verabschieden und eine eigene, in sich geschlossene Eliteliga bilden. "Ich bin kein Freund einer europäischen Superliga. Die Fans möchten das nicht, wir sollten auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Und ich glaube, dass die nationalen Ligen ihren Reiz haben."
Allerdings sei der Trend, dass die großen internationalen Vereine immer mehr davonziehen, nicht mehr umzukehren. "Die Schere ist seit dem Bosman-Urteil aufgegangen und wird nie wieder zugehen, die kriegst du nicht mehr eingefangen."
Europa League gehört attraktiviert
Vor diesem Hintergrund sei die Europa League ein passender Bewerb für Clubs aus Österreich, Osteuropa oder Skandinavien. "Es wäre gut, wenn man die Europa League anlupfen könnte", sagte der Bayern-Boss und meinte damit eine sportliche und finanzielle Attraktivierung.
Rummenigge sprach sich weiters gegen eine Aufstockung der Champions-League-Gruppenphase von derzeit 32 Vereinen aus, auch die Erweiterung der EM und WM geht dem Deutschen gegen den Strich. Er verstehe die Meinung von ÖFB-Präsident Leo Windtner, der dies begrüßte, "aber ich bin ein Freund von Qualität, nicht von Quantität".
Die Aufstockung beider Turniere habe Probleme mit dem Format zur Folge. "Die EM in Frankreich war ein Beweis, dass die Gruppenphase ein einziger Irrtum ist, wenn die Albaner eine Woche lang nicht wissen, ob sie fürs Achtelfinale qualifiziert sind." Die ab 2018 geplante Nations League "braucht keiner", so Rummenigge.