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Rot-Weiß-Rote Fans: Die österreichischen Fans sorgten in Bordeaux und ganz besonders in Paris für Gänsehautstimmung im Stadion. Gegen Island reisten rund 30.000 Fans aus Österreich an, die größte österreichische Fan-Wanderung bei einem großen Fußball-Turnier.

Island: Das nach Einwohnern kleinste Land, das jemals bei einer EM-Endrunde dabei war, wurde zum Liebling der neutralen Fans. Die Nordmänner begeisterten zwar nicht mit Offensivfußball, aber mit Einsatz, Kampfkraft, Organisation und "Wikinger"-Look. Zudem wurde der "Huh"-Schrei - ähnlich dem neuseeländischen Kriegstanz Haka - zum Kult. So feierten Spieler und ihre blau-gewandeten Fans sowohl im Stadion als auch beim Public Viewing auf der Insel gemeinsam.

EM-Debütanten: Mit Wales, Nordirland, Island, Slowakei und Albanien waren fünf Mannschaften erstmals bei einer EM-Endrunde dabei und lieferten einige Überraschungen. Erstmals seit 20 Jahren überstand überhaupt wieder ein Neuling die Gruppenphase - und dann waren sogar vier der fünf EM-Debütanten (Wales, Nordirland, Island, Slowakei) Achtelfinale. Mit Wales scheiterte einer davon erst im Halbfinale an Portugal.

Antoine Griezmann: Nur einer hat wirklich herausgeragt - mit sechs Treffern bis zum Finale, zwei Vorlagen und als ständiger Unruheherd hat sich Griezmann zum Erben von Michel Platini und Zinedine Zidane aufgeschwungen. Sechs Tore bei einer EM waren bisher nur Platini gelungen.

Schiedsrichter: Während der EM wurde vergleichsweise wenig über die Leistungen der Offiziellen diskutiert. Große Fehlentscheidungen blieben aus, die Abseitsentscheidungen waren im Vergleich zum Vorgängerturnier besser, im Schnitt wurden auch weniger Gelbe Karten verteilt.

Das Kollektiv: Superstars wie Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic, Wayne Rooney, Kevin de Bruyne, Robert Lewandowski, Andres Iniesta oder auch David Alaba haben dem Turnier nicht ihren Stempel aufdrücken können. Erfolgreich waren die Mannschaften mit einem starken Kollektiv und guter Organisation.

Abgestrafter Ballbesitz: Kein Team hatte mehr Ballbesitz als Weltmeister Deutschland. Mit insgesamt 63 Prozent stehen Özil und Co. sogar vor den Spaniern, die in ihren vier Partien zu 61 Prozent den Ball hatten. Im Halbfinale gegen Frankreich kam die DFB-Elf sogar auf 68 Prozent, doch es nutzte nichts, Deutschland verlor mit 0:2. Im Finale standen mit Portugal (53 Prozent) und Frankreich (52 Prozent) zwei Teams, die sich in der Ballbesitztabelle zwischen Ungarn (54 Prozent) und Österreich (51 Prozent) einreihten.

Selfie-Star: Als nahbares Idol hat Ronaldo bei dieser Europameisterschaft viele Sympathiepunkte gewonnen. Erst nahm er sich trotz eines verschossenen Elfmeters nach dem Spiel gegen Österreich Zeit für ein Foto mit einem Fan, der auf den Platz gerannt war. Dann ließ er sich vor dem Halbfinale gegen Wales von einem Jugendlichen umarmen, der Teil der Eröffnungszeremonie war. Einem weiteren Burschen, der sich kurz danach auf das Mannschaftsfoto der Portugiesen schmuggelte, strich er grinsend über den Kopf.

Späte Tore: So oft wie nie zuvor wurden bei dieser EM Tore in der Schlussphase erzielt. Insgesamt fielen neun Tore erst in der Nachspielzeit, weitere 19 Treffer in der Schlussviertelstunde. Leidtragende waren auch Österreichs Spieler. Sowohl gegen Ungarn (0:2/87.) als auch gegen Island (1:2/94.) fiel die endgültige Entscheidung erst knapp vor dem Schlusspfiff. Frankreich startete den Erfolgslauf in der Gruppenphase mit den zwei Siegen durch späte Tore gegen Rumänien (2:1/89.) und Albanien (2:0/90.,96.).

Flops

ÖFB-Team: Die Mannschaft von Marcel Koller ist als Weltranglisten-Zehnter nach Frankreich gereist, aber mit nur einem Punkt aus drei Spielen und Letzter der Gruppe F ausgeschieden. Nicht nur die Ergebnisse waren enttäuschend, sondern auch die Leistung von Alaba, Arnautovic, Janko und Co., die nur eine gute Halbzeit (die zweite gegen Island) zeigten. Österreich ist damit auch nach sechs Spielen bei einer EM-Endrunde noch ohne Sieg.

Torflaute: Gleich vier Nullnummern, so wenig Tore im Schnitt wie noch nie - die Maxi-EM brachte es in der Gruppenphase nur auf einen Mini-Wert. Nur 1,92 Treffer gab es im Schnitt (69 in 36 Partien). Erstmals seit Dänemark 2000 blieb ein Team (Ukraine) mit null Toren und Punkten komplett erfolglos. Die K.o.-Spiele verliefen um einiges spektakulärer und torreicher. Zum Höhepunkt wurden dabei die Viertelfinalpartien mit 15 Treffern (3,75 im Schnitt). Mit einem Durchschnitt von 2,14 Toren vor dem Finale ist die EURO 2016 die Tor-ärmste seit 20 Jahren (1996 in England fielen pro Spiel 2,06 Tore).

Modus: Viele Experten machten den Modus für die geringe Tor-Ausbeute verantwortlich. Dass auch die vier besten der sechs Gruppendritten aufsteigen durften, verleitete demnach einige Mannschaften zu extrem defensiver Spielweise in der Gruppenphase. Selbst bei einem Rückstand wurde gemauert (Nordirland gegen Deutschland), um mit einer guten Tordifferenz aufsteigen zu können. Ohne das neue Format hätte übrigens auch Portugal nach der Gruppenphase nach Hause fahren müssen.

Spanien: Iniesta und Co. waren nach der Enttäuschung von Brasilien (Aus nach der Gruppenphase der WM 2014) auf Wiedergutmachung aus. Die gelang dem Titelverteidiger aber - nach aussichtsreichem Start - nicht. Spanien verlor die letzte Partie der Gruppenphase gegen Kroatien und schied im Achtelfinale gegen Italien (0:2) aus.

England: Die "Three Lions" blamierten sich in der K.o.-Phase und schieden im Achtelfinale mit einem 1:2 gegen Island aus. Die verjüngte Mannschaft war davor in der Gruppenphase gut unterwegs gewesen, es krankte aber vor allem an der schlechten Chancenauswertung. Trainer Roy Hodgson, der Kapitän Wayne Rooney zum zentralen Mittelfeldspieler umfunktioniert, nahm sofort auf der Pressekonferenz nach dem Out seinen Hut.

Hooligans: Im Vorfeld war viel von der Bedrohung durch Terroristen die Rede gewesen, französische Sicherheitsbehörden konnten (in Zusammenarbeit mit befreundeten Diensten) mögliche Anschlagspläne aber vereiteln. Von der "Rückkehr der Hooligans" wurde man aber offenbar überrascht. Vor allem russische und englische Schläger droschen in Marseille aufeinander ein, nach zwei Tagen hatte die Polizei die Lage aber unter Kontrolle.