Wie enttäuschend ist das Ausscheiden im Play-off-Viertelfinale?
Hellmuth Reichel: Für mich sehr enttäuschend. Nach einer sehr guten Saison im Vorjahr habe ich mir erwartet, dass wir darauf aufbauen werden und uns weiter steigern können. Rückblickend waren wir vom Erreichten des Vorjahres weit entfernt.

Im Jahr 2018 gab es in 26 Spielen 18 Niederlagen. Eine schreckliche Bilanz?
Ich habe es in diesem Ausmaß nicht gewusst, aber gefühlsmäßig ist es mir so erschienen, da es unfassbar schlecht war.

Sportdirektor Dieter Kalt ist mit der Arbeit des Trainerteams zufrieden. Sind Sie es auch?
Nachdem die Mannschaft mehr oder weniger gleich war wie letzte Saison und wir gesehen haben, was aus diesem Team herauszuholen war, hätte ich mir heuer erwartet, dass die Mannschaft ähnlich engagiert spielt und damit etwas erreichen könnte, was aber bei Weitem nicht der Fall war. Und ich kann nur mehrere Schuldige in der sportlichen Führung orten. Ansonsten wüsste ich keinen Grund, warum es so einen Abfall gegeben hat.

Heißt, Trainer Steve Walker sitzt nicht 100 Prozent im Sattel?
Natürlich müssen wir alles noch analysieren. In der Art wie es heuer gehalten wurde, kann ich mir es für nächste Saison aber nicht mehr vorstellen.

Schon nach den ersten Spielen in der Saison haben Sie gemeint, dass es nicht in die gewünschte Richtung geht. Hätten Sie nicht früher einschreiten sollen?
Ich habe diesen Eindruck wiederholt Dieter Kalt mitgeteilt und hab ihm gesagt, dass mir diese bedingungslose Bereitschaft, speziell im körperlichen Bereich, gefehlt hat. Ich will den Spielern nicht ihr Bemühen bestreiten, aber es hat das System gefehlt. Sie haben nicht gewusst, in welche Richtung sie arbeiten sollten. Unter Pellegrims hatte jeder seine Aufgabe. Heuer habe ich nicht gesehen, dass irgendein Spieler wusste, was er tun sollte. Ich glaube, dass eine Mannschaft ein gewisses taktisches Gerüst benötigt, an das sich jeder Einzelne halten kann. Erst dann können die individuellen Freiheiten stattfinden. Aber primär muss das Team eine Einheit sein und ein gemeinsames System verfolgen. Das beste Beispiel ist Bozen. Da wurde der Eindruck vermittelt, dass alle Spieler wissen was sie tun und sie sind mit vollem Einsatz und großer Leidenschaft dabei. So stelle ich es mir vor.

Eine Weiterentwicklung der Spieler hat so gut wie nicht stattgefunden. Warum?
Keiner von den einheimischen noch ausländischen Spielern hat seinen Leistungszenit erreicht. Im Play-off des Vorjahres hat sich fast jeder an seinem Top-Level bewegt, heuer nicht einmal annähernd.

Die Legionäre Rheault und Talbot waren eine große Enttäuschung. Hätte man diese nicht schon früher tauschen sollen?
Dies muss die sportliche Führung analysieren. Ich glaube, dass es nix genützt hätte, weil das Team keine Einheit war. Solange nicht alle ihre Leistung bringen, hilft ein neuer Spieler auch nix.

Andere Klubs verpflichten Spieler wie Yogan, Morley oder Halmo, zahlen die Hälfte und bekommen das Dreifache an Toren?
Ich wünschte mir, wir hätten ein ähnlich glückliches Händchen bei den Legionären wie die Konkurrenz. Es ist sicherlich nicht leicht, bei dem großen Angebot die Richtigen auszusuchen.

Wäre ein Scouting schon während des Jahres der Ausweg?
Dies müsste vom Sportdirektor ausgehen. Bozen zeigt es ja vor, wie es funktioniert. Dafür sind ein großer persönlicher Einsatz, viele Reisen und ein gutes internationales Netzwerk notwendig.